Eklat überschattet rasantes Topspiel

Lotte · Eintracht Trier hat sich am Samstag mit einem 3:2-Sieg beim Tabellenführer Sportfreunde Lotte eindrucksvoll im Meisterschaftskampf der Regionalliga West zurückgemeldet. Gesprächsstoff liefert nicht nur die fesselnde Partie, sondern auch ein Zwist, der in einer Strafanzeige gipfelte.

Lotte. Das Spiel war schon mehr als 30 Minuten vorbei, als sich vor Lottes Stadionkabine eine Menschentraube bildete. Mit dabei: Spieler der Sportfreunde und von Eintracht Trier. Was sich genau abspielte, sehen die Beteiligten diametral anders. Nach Aussage von SFL-Fußballobmann Manfred Wilke hat Lottes Angreifer Martin Hess gegen Eintracht-Defensivspieler Jeremy Karikari eine Strafanzeige gestellt - nach TV-Informationen wegen leichter Körperverletzung. Beobachter wollen einen Schlag auf die Wange gesehen haben.
Karikari wollte sich gestern nicht äußern. Mitspieler sagen, dass er Hess habe zur Rede stellen wollen, weil er während der Partie mehrfach auf übelste Weise beleidigt worden sei.
Vorwürfe gegen seine Spieler weist Sportfreunde-Trainer Maik Walpurgis zurück. Er bestätigt jedoch, dass Schiedsrichter Michael Weiner in der Halbzeit in der Kabine war, um über die von Karikari erhobenen Anschuldigungen zu berichten. Eintracht-Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi wollte sich am Sonntag nicht dezidiert zu den Vorfällen äußern, stellte sich aber demonstrativ hinter Karikari.
SVE-Torwart André Poggenborg fungierte gestern als Vermittler. Er wollte zwischen den Beteiligten die Wogen glätten. Der Ex-Spieler der Sportfreunde pflegt noch gute Kontakte zu den Westfalen. Das Ergebnis: Am heutigen Montag soll die Angelegenheit nochmals gründlich analysiert werden.
Die Vorfälle überschatteten ein vor allem in der zweiten Halbzeit rasantes Topspiel, in dem die Eintracht aus Sicht von Trainer Roland Seitz ein wenig "Geschichte" schrieb. Mit dem 3:2-Erfolg beendete Trier zwei Serien. Lotte verlor erstmals wieder seit 25 Regionalligaspielen. Die Eintracht schaffte im siebten Anlauf gegen die Sportfreunde erstmals drei Punkte.
Vor der Pause hatte der Tabellenführer Vorteile. Lotte wirkte abgeklärter, gewann mehr Zweikämpfe und erarbeitete sich eine Reihe von Eckbällen und Freistößen in der Trierer Hälfte. Dennoch ging der SVE in Führung (Kopfball Thomas Kraus nach Flanke von Thomas Drescher, 34.). Nur drei Minuten später waren die Gastgeber zurück im Spiel, weil Eintracht-Innenverteidiger Denny Herzig ein Eigentor unterlief (37.).
Kraus: "Müssen jetzt nachlegen"


Nach dem Seitenwechsel hatte Trier seine stärkste Phase. Das 2:1 in der 47. Minute (Drehschuss von Ahmet Kulabas ins lange Eck) beflügelte. Zwölf Minuten vor dem Abpfiff schwächte sich Lotte: Torwart Andre Maczko wiak sah wegen eines Handspiels außerhalb des Strafraums die Rote Karte. Für ihn kam Keeper Stephan Tantow, der beim 1:3 den Ball durch die Hände gleiten ließ (Freistoßtreffer Drescher, 85.).
In einer nervenaufreibenden Schlussphase kam Lotte noch zum 2:3. Glück hatte Trier, als Torwart Poggenborg in der 88. Minute über den Ball trat und das Leder an den Pfosten kullerte.
"Ich war lange Zeit ruhig, aber in den letzten fünf Minuten habe auch ich richtig gebibbert", gestand Seitz. Am Mittwoch tritt Trier im letzten Spiel des Jahres beim SC Wiedenbrück an. Mit einem Erfolg kann der SVE nach Punkten zu Lotte aufschließen (bei dann einer Partie mehr auf dem Konto). Für Mittelfeldspieler Thomas Kraus ist das Spiel Motivation und Verpflichtung zugleich: "Wir müssen jetzt nachlegen!"Extra

Ex-Trierer bringt Glück: Alban Meha drückte im Lotter Stadion kräftig die Daumen für Trier. Erstmals seit seinem Wechsel im Sommer zum Zweitligisten SC Paderborn verfolgte der Mittelfeldspieler eine Partie seiner Ex-Kollegen live mit. "Der Sieg war verdient. Ich hoffe, dass Trier den Aufstieg schafft", sagte Meha, der tags zuvor für Paderborn mit einem herrlichen Freistoß in den Winkel zum 1:0 gegen Hansa Rostock getroffen hatte. In der Partie zwischen Lotte und Trier bekam er ebenfalls ein Freistoßtor zu sehen - das von Thomas Drescher zum 3:1. "Dreschi wollte so zielen wie ich. Das ist ihm nicht ganz gelungen", schmunzelte Meha. Lottes Torwart Stephan Tantow hatte das Tor erst durch einen groben Fehler ermöglicht. bl

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