Fußball-Regionalliga: Eintracht Trier gibt Führung aus der Hand – 1:2 gegen Mönchengladbach II

Trier · Ganz bitterer Fußball-Nachmittag für Eintracht Trier. Gegen Borussia Mönchengladbach II führte die Eintracht lange durch ein Freistoß-Tor von Alban Meha mit 1:0 – um am Ende mit leeren Händen dazustehen. Fabian Bäcker (84.) und Tim Heubach (90./+1) drehten die Partie. Trier hat damit die Tabellenführung an Preußen Münster verloren.

(bl) Für eine kurze Zeit musste Roland Seitz nach dem Schlusspfiff in seinem Trainer-Sessel verharren. Um zu verstehen, was sich gerade vor seinen Augen abgespielt hat. Es ist schwer nachzuvollziehen. Eine Stunde lang hatte seine Mannschaft Gegner Borussia Mönchengladbach II im Griff. Am Ende aber bejubelten die Gäste ausgelassen einen nicht mehr für möglich gehaltenen Erfolg. 2:1 gewannen die Fohlen – ein Remis hätte dem Spielverlauf eher entsprochen.

„Innerlich brodelt es in mir. Es ist amateurhaft, wie wir uns verhalten haben. Wenn wir den Anspruch haben, dass uns niemand von da oben verdrängt, dürfen wir die Partie nicht hergeben. Ich hatte am Ende nicht das Gefühl, dass jeder an seine Grenze gegangen ist“, haderte Innenverteidiger Torge Hollmann, der sich seine Wortwahl immer sehr gut überlegt.

Die Eintracht erarbeitete sich in der ersten Halbzeit eine Vielzahl guter Torchancen. Aber nur anfangs stimmte die Effizienz. Gleich mit der ersten Gelegenheit gelang die Führung. Alban Meha traf – selbstredend per Freistoß. Lukas Mössner war nicht weit weg von der Strafraumgrenze gefoult worden. Mit rechts bugsierte Meha den ruhenden Ball aus halblinker Position vorbei an Freund und Feind zum 1:0 ins Netz. Torwart Janis Blaswich war trotz Gardemaßes (1,90 Meter) ohne Abwehrchance. Mehas elfter Saisontreffer, sein fünfter direkt verwandelter Freistoß. Der „Zauberkünstler“ (Stadionsprecher Peter Pries) baut seine sensationelle Bilanz aus.

Die Eintracht hatte die Partie vor 2128 Zuschauern im Moselstadion zunächst eindeutig im Griff. Spielerisch lief einiges zusammen. Egal ob durch die Mitte oder über die Außenpositionen. Thomas Kraus (10., Linksschuss), Piero Saccone (12., Schuss nach schöner Vorarbeit von Thomas Kempny) oder Torge Hollmann (20., Kopfball nach scharfer Eckball-Hereingabe von Meha) standen kurz vor dem 2:0. Sie trafen nicht, so blieb es bei der hauchdünnen, gefährlichen Führung.

„Wir haben in den ersten 45 Minuten sehr gut gespielt. Aber wir machen halt das zweite Tor nicht“, sagte Seitz. Die Schlüsselszene für den Trainer: In der 50. Minute schenkte Trier einen Konter her. Eintracht-Torwart André Poggenborg brachte mit einem präzisen Abschlag Meha ins Spiel, der aufs Gladbacher Tor zulief. Sein Versuch, den mitgelaufenen Kempny zu bedienen, scheiterte aber kläglich. Seitz: „Da muss Alban abgezockter sein. Entweder besser abspielen, selber den Abschluss suchen oder sich hinfallen lassen.“

Nach einer Stunde gab Schiedsrichter Thomas Stein einen Treffer von Lukas Mössner wegen Abseits nicht. Es war das Ende der Trierer Herrlichkeit. Wie schnell trotz vorheriger Überlegenheit der Schuss nach hinten losgehen kann, mussten die Hausherren über weite Strecken der zweiten Halbzeit erleben. Noch mit Glück blieb der Eintracht in der 54. Minute der 1:1-Ausgleich erspart. Nach einem Schuss von Fabian Bäcker glitt der Ball Poggenborg durch die Finger – die Kugel küsste die Querlatte. Neun Minuten später: Nach einer Flanke von Yunus Malli verpasste Fabian Bäcker den Ball nur um Haaresbreite.

Mönchengladbach legte einen Zahn zu, wurde immer gefährlicher und drängte die Eintracht zurück. Seitz reagierte. Er brachte Max Bachl-Staudinger für Piero Saccone. Die Devise: Räume enger machen im Mittelfeld.

Es half nichts. In der 84. Minute war es passiert. Einen Eckball des eingewechselten Kevin Breuer drückte Fabian Bäcker am langen Pfosten über die Torlinie. Betretene Mienen bei der Eintracht. Sie wurden noch finsterer, als der aufgerückte Verteidiger Tim Heubach in der Nachspielzeit das 2:1 für Gladbach markierte. Einen Freistoß von Breuer ließ Poggenborg nur abklatschen. Nutznießer Elias Kachunga bediente Heubach, der sein Glück kaum fassen konnte. Kaum fassen konnte Meha auch, dass ein Freistoß von ihm kurz danach abgefälscht und an den Pfosten gelenkt wurde.

„Wir haben in der zweiten Halbzeit zu viel verwaltet und zuwenig investiert. Es ist einfach nur bitter“, bilanzierte Kapitän Josef Cinar, der dieses Urteil auch auf sich bezog. Wegen eines dämlichen Handspiels in der 90. Minute handelte er sich seine fünfte gelbe Karte ein – er fehlt im nächsten Spiel beim 1. FC Köln II. Cinar: „Das Wochenende ist gelaufen.“

Statistik:

Eintracht Trier: Poggenborg – Cozza, Cinar, Hollmann, Drescher – Kempny (74. Eckstein), Riedl, Saccone (69. Bachl-Staudinger), Meha – Kraus, Mössner (88. Patschinski)
Mönchengladbach II: Blaswich – Korb, Dams, Heubach, Schaaf – Schlösser (46. Schumacher), Stuckmann, Malli (81. Breuer), Dowidat – Bäcker, Podszus (70. Kachunga)
Tore: 1:0 Meha (7.), 1:1 Bäcker (84.), 1:2 Heubach (90./+1)
Schiedsrichter: Thomas Stein (Homburg am Main)
Zuschauer: 2128

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