Hart, aber Herzig

Dortmund/Trier · Eintracht Trier hat zum Auftakt der englischen Woche die Tabellenführung in der Regionalliga West zurückerobert. In Dortmund brachte Denny Herzig die Gäste früh auf die Siegerstraße. Dabei hatte der 26-Jährige nicht mit seinem Einsatz gerechnet.

Dortmund/Trier. Seite an Seite drehten Oliver Stang und Denny Herzig beim morgendlichen Auslaufen ihre Runden auf dem Moselstadion-Gelände. Sie hatten Gesprächsbedarf. Was lief am Vorabend in der Partie bei Borussia Dortmund II gut? Und was nicht? Weil Kapitän Torge Hollmann verletzt ausgefallen war (siehe Partie kompakt), bildete das Duo bei der Eintracht erstmals die Innenverteidigung.
Hinten stand Herzig, der bislang im defensiven Mittelfeld zum Zuge kam, beim 2:0-Erfolg sicher. Und vorne bestach er als Torschütze. Per Kopf nickte er schon in der fünften Minute zur Führung ein.
Es war ein gelungener Abend für den Thüringer, der gar nicht damit gerechnet hatte, zu spielen. Weil Trainer Roland Seitz auf einen Zwei-Mann-Sturm baute, musste ein "Sechser" im Mittelfeld raus. "Ich dachte, dass es mich trifft", gestand Herzig. Doch dann wurde durch die Verletzung Hollmanns ein Platz in der Abwehr frei. So blieben Jeremy Karikari und er in der Startelf.
Im Sommer war Herzig von Dynamo Dresden an die Mosel gewechselt. Beim Zweitliga-Aufsteiger fiel er aufgrund einer Radikalkur im Kader sowie einer Verletzung (Schultereckgelenkssprengung) durch den Rost. "Ich hatte keine Pro bleme, mich mit der Regionalliga anzufreunden. Ich wollte nicht in die dritte Liga zu einem Verein, der vielleicht eher unten spielt und damit wenig Aussichten auf Punktprämien bietet. Dann lieber in der vierten Liga oben wirbeln und Spaß haben", sagt Herzig.
Obwohl er erst 26 Jahre alt ist, hat der gelernte Innenverteidiger schon viel erlebt. Mit 16 ging er nach England. FC Wimbledon, FC Blackpool. Ein neues Land, ein Leben in einer Gastfamilie. Danach Wacker Burghausen, SV Elversberg, Kapitän bei Rot-Weiss Essen, dritte Liga in Dresden. Um in England Probetrainings absolvieren zu können, griff er damals zu Notlügen. Er gaukelte seinem Jugendverein Carl-Zeiss Jena und in der Schule krankheitsbedingte Abwesenheiten vor.
"Die Zeit in England hat mir sehr viel gebracht, gerade fürs aggressive Spiel", sagt Herzig rückblickend. Auf dem Rasen ist er kompromisslos, abseits des Feldes jedoch ein eher sanftmütiger Typ. Denny, in Abwandlung einer alten Fernsehserie "Hart, aber Herzig". Ein Fußballer mit klaren Vorstellungen. Nur auf den ersten Blick verwundert es, dass er sich mit Trier in der nächsten Saison kein Duell gegen seinen Bruder Nico wünscht, der in der Dritten Liga beim SV Wehen-Wiesbaden spielt: "Natürlich will ich mit der Eintracht aufsteigen. Aber auch Nico soll mit Wehen hoch - in die zweite Liga."Stürmer Pollok vor Unterschrift: Eintracht Trier steht kurz vor der Verpflichtung des Stürmers Wojciech Pollok. Der 29-Jährige spielt bislang bei Preußen Münster. Nach TV-Informationen hat sich der Drittligist mit dem Spieler jedoch über eine Auflösung des bis 30. Juni 2012 laufenden Vertrags geeinigt. "Wojciech kann uns verlassen, wenn wir einen Ersatz bekommen. Wir haben mit einem anderen Angreifer eine mündliche Vereinbarung getroffen, die wir noch in einen Vertrag ummünzen müssen", sagte Preußen-Präsident Marco de Angelis am Sonntag zum TV. Pollok, Torschützenkönig 2009 in der Regionalliga Nord, hat in Münster um die Freigabe gebeten, weil er zuletzt nicht mehr oft zum Zuge kam. Am Freitag hatte er sich Triers Spiel bei Dortmund II auf der Tribüne des Stadions Rote Erde angeschaut. Laut Eintracht-Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi stehen der SVE und Pollok seit längerem in Kontakt: "Wenn Wojciech die Freigabe bekommt, gehe ich davon aus, dass er unser Angebot annehmen wird." Schlag auf Schlag: Schon am morgigen Dienstag kämpft Trier wieder um Regionalliga-Punkte. Gegner im Moselstadion ist Fortuna Düsseldorf II (19 Uhr). bl

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