Jetzt geht es ans Eingemachte

Trier · Die 0:3-Heimniederlage gegen den SC Idar-Oberstein könnte bei Regionalligist Eintracht Trier eine Zäsur bedeuten. Die Clubspitze hinterfragt das Gesamtkonzept des Vereins. Unweigerlich rückt damit auch die Rolle von Trainer Roland Seitz in den Fokus.

Trier. Knapp eine Stunde lang saßen sie am Sonntagmorgen zusammen. Trainer Roland Seitz, Vorstandssprecher Ernst Wilhelmi und Geschäftsführer Dirk Jacobs erörterten die 0:3-Vorführung gegen Idar-Oberstein sowie deren Folgen. Warum bricht die Eintracht zum dritten Mal in Folge nach der Winterpause derart ein? Warum kann das Team - in unterschiedlichen Besetzungen - unter Trainer Roland Seitz keine konstant guten Leistungen abrufen? Warum tritt der SVE seit der Qualifikation zur Regionalliga mit Ausnahme der Saison 2010/11 vor allem zu Hause zu oft uninspiriert auf - ein Umstand, der inzwischen auch eingefleischte SVE-Anhänger vergrault?
Wilhelmi kündigt an: "Wir müssen das Gesamtkonzept des Vereins überprüfen. Haben wir die richtigen Typen? Ist es sinnvoll, Akteure, die schon mal in höheren Ligen aktiv waren, in die Regionalliga zu holen? Oder wäre es nicht vernünftiger, stattdessen Spieler aus der Oberliga heranzuführen?" Darüber mache sich die Vereinsspitze schon länger Gedanken - noch ergebnisoffen, wie Wilhelmi betont. In vier Wochen soll Klarheit herrschen.
Wenn es um die Clubausrichtung geht, wird auch die Führungsriege ihr Handeln beleuchten müssen. Zu sprechen ist zudem über die Rolle des Trainers, der gleichzeitig als Sportdirektor fungiert. Wäre Seitz der Richtige, wenn sich die Clubspitze für einen neuen Weg entscheiden sollte? Er, der bislang nicht den Eindruck gemacht hat, verstärkt auf "Junge Wilde" setzen zu wollen?
Aktuell stellt sich die Trainerfrage nicht, gibt Wilhelmi zu verstehen. Gleichzeitig sagt er: "Die Spieler bekommen pünktlich ihr Gehalt und haben ordentliche Trainingsbedingungen. Es gibt in dieser Saison auch keine Prämiendiskussion. Daran können die Misserfolge nicht liegen." Dass es - wie in der Vorsaison - im Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer knirscht, ist unübersehbar. Manche Spieler klagen über eine mangelnde Kommunikation. Vereinzelte Aufstellungs-Entscheidungen sorgen für Irritationen. Nach dem 0:3 gegen Idar-Oberstein stellte sich Seitz nicht vor sein Team: "Ich habe bislang auch bei schlechten Spielen die Hand über meine Mannschaft gehalten. Heute aber bin ich sehr enttäuscht, weil die Niederlage nach dem jüngsten Aufwärtstrend in den Spielen gegen Freiburg II und Worms unlogisch ist."
Der Aufwärtstrend scheint sich als Strohfeuer zu erweisen. Trotz der Vorgabe, in jedem Spiel kompakt zu stehen, hat die Eintracht zuletzt in zehn von elf Partien mindestens ein Gegentor kassiert. Nach einem Rückstand gelang der Mannschaft in dieser Saison nur drei Mal noch ein Sieg. Neun Mal fehlten ihr Rezept und Qualität, um das Ruder komplett herumzureißen.Extra

Seitz als Gäste-Motivator: Mit einem Zitat auf der Eintracht-Homepage zum Spielstil des SC Idar-Oberstein ("Sie werden mit zwei defensiven Viererketten hier auflaufen und Beton anrühren. Vorne soll dann der liebe Gott helfen …") hat SVE-Trainer Roland Seitz die Gäste im Vorfeld heiß gemacht. Idars Trainer Sascha Hildmann: "Das haben wir natürlich registriert. Das zeugte schon von mangelndem Respekt." bl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort