Keine große Feier - wegen Bayer "Wir wollen angreifen, jetzt erst recht!" So spielten sie Hut auf! — so wie einst Mario Basler

Trotz des großen Wurfs hebt er nicht ab: Mario Basler, Trainer von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier, will nach dem famosen 4:2-Erfolg nach Verlängerung in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen Zweitligist Arminia Bielefeld dafür sorgen, dass seine Spieler auf dem Boden bleiben. Was bedeutet der Pokal-Erfolg für Eintracht Trier? Wie geht es nun weiter? Sahr Senesie ragte aus einem toll kämpfenden Eintracht-Team heraus. Drei Treffer steuerte der 24-Jährige bei. Im Interview mit TV-Redakteur Mirko Blahak spricht er über seine Zukunft und seine aktuelle Verletzung.

Trier. "Natürlich schürt der Erfolg weitere Euphorie. Doch schon heute ist der Sieg nicht mehr viel wert. Wir müssen uns in der Regionalliga am Samstag bei Bayer Leverkusen II aufs Neue beweisen", sagte Eintracht-Trainer Mario Basler gestern mit einigen Stunden Abstand nach dem phänomenalen 4:2-Sieg nach 0:2-Rückstand gegen Bielefeld.

Mit dem Weiterkommen ins Achtelfinale hat der 40-Jährige seinen bislang größten Erfolg als Trainer verbucht. Schwingt da Stolz mit? Basler: "Das ist eine ganz tolle Geschichte. Aber kaufen kann ich mir dafür auch nichts. Es ist eine tolle Momentaufnahme, aber kein Titel. Es macht unheimlich viel Spaß, in Trier zu arbeiten. Man hat hier die Ruhe und ich kann auf meinem Weg dahin, in der Bundesliga zu arbeiten, unheimlich viel lernen." Als Spieler hatte Basler zweimal den DFB-Pokal gewonnen: 1994 mit Werder Bremen, 1998 mit Bayern München.

Großer SMS-Alarm auf Baslers Mobiltelefon



Nach dem zweistündigen Pokal-Krimi gegen Bielefeld verbrachte Basler nach eigener Auskunft eine "lockere und entspannte" Nacht. Bis etwa drei Uhr habe er im Kreis des Eintracht-Vorstands gefeiert — ein wenig, nicht in Saus und Braus. Gestern stand das Mobiltelefon des Ex-Profis fast nicht mehr still. Viele Glückwunsch-Kurzmitteilungen erschienen auf dem Display. Eine SMS kam zum Beispiel von Jürgen Kohler. Seiner Mannschaft zollte Basler großen Respekt: "Sie hat ein großes Spiel abgeliefert. Sahr Senesie war einer der Vorreiter in der Partie." Der Mittelfeldspieler hatte drei Treffer beigesteuert. Trier hatte einen 0:2-Rückstand gegen Bielefeld noch umgebogen.

Im Achtelfinale wünscht sich Basler ein Live-Spiel im frei empfangbaren Fernsehen. Voraussetzung dafür wäre wohl ein starker Erstligist als Gegner. Basler: "Wir wollen noch mal richtig Geld verdienen. Bayern München wäre ein großer Kracher." Trier. (bl) Der TV beantwortet wichtige Fragen.

Wann wird das Pokal-Achtelfinale ausgelost?

Die acht Partien werden an diesem Samstag (26. September) im Aktuellen Sportstudio des ZDF ausgelost (Beginn der Sendung: 23 Uhr). Als Glücksfee wird im Beisein von Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff Europameisterin Celia Okoyino da Mbabi die Paarungen ziehen. Ob ein Vertreter der Eintracht im Fernseh-Studio sein wird, stand gestern noch nicht fest.

Der Verein wird nach Auskunft von Geschäftsstellen-Leiter Dirk Jacobs derweil die Vereinsgaststätte Null-Fünf (Moselstadion-Haupttribüne) am Samstag ab 20 Uhr öffnen. Dort kann die Auslosung am Bildschirm verfolgt werden. Ausgetragen werden die Achtelfinal-Partien am 27. und 28. Oktober (Dienstag/Mittwoch).

Können Fans jetzt schon Karten bestellen?

Der Vorverkauf für das Achtelfinale startet am 1. Oktober. Von da an können Eintrittskarten an den bekannten SVE-Vorverkaufsstellen erstanden werden. Vorbestellungen per E-Mail, Fax oder Telefon nimmt die Geschäftsstelle nicht entgegen. Gestern trudelten bereits zahlreiche Anfragen ein. Melden können sich hingegen die Jahreskarteninhaber, sie genießen bis 9. Oktober ein Vorkaufsrecht auf ihren Platz.

Was passiert mit den Mehreinnahmen?

"Wir wollen angreifen, jetzt erst recht!", sagt Eintracht-Vorstandsmitglied Harry Thiele. Mit dem Einzug ins Achtelfinale hat die Eintracht auf einen Schlag 493 750 zusätzliche Euro aus dem Fernsehgeld-Topf sicher. Hinzu kommen 76 000 Euro aus der zentral vermarkteten Bandenwerbung. Von dieser Gesamtsumme erhält die Mannschaft (nach einem Verteilungsschlüssel) laut Thiele gut 200 000 Euro Pokal-Prämie. Der Rest wird für mehrere Zwecke verwendet. Thiele: "Zum einen fällt es uns nun leichter, die langfristig angelegte Tilgung zweier Bank-Kredite zu leisten. Daneben können wir privaten Darlehensgebern des Clubs etwas zurückzahlen. Zudem haben wir eine Reserve, um uns im Winter möglicherweise nochmals verstärken zu können." Aktuell sei nach Rücksprache mit Trainer Basler kein weiterer Zukauf geplant. Derzeit nicht zur Debatte stehe laut Thiele indes der vom Trierer Stadtrat im Dezember 2008 verabschiedete Forderungsverzicht. Danach muss der Club Eintracht Trier seine aus dem im Jahr 2003 erfolgten Ausbau der Moselstadion-Haupttribüne resultierenden Schulden bei der Stadt in Höhe von 350 000 Euro vorerst nicht begleichen. In einem sogenannten "Besserungsschein" ist damals festgelegt worden, dass die Eintracht diesen Schuldendienst automatisch erst wieder bei einem Aufstieg in die zweite Liga starten müsse.

Trier - Bielefeld 4:2 n.V. (2:2, 0:0)

Eintracht Trier: Kronholm - Kempny, Cinar, Lacroix, Rakic - Anfang (52. Pektürk), Reinhard - Schulz, Senesie, Wagner (52. Anicic, 113. Ay) - Risser

Arminia Bielefeld: Fernandez - Fischer (69. Lamey), Mijatovic, Bollmann, Schuler - Risgaard - Janjic (77. Feick), Kirch (25. Halfar), Federico, Delura - Berisha

SR: Bandurski, Zuschauer: 6630

Tore: 0:1 Janjic (47.), 0:2 Janjic (50.), 1:2 Senesie (60.), 2:2 Senesie (75., Foulelfmeter), 3:2 Risser (110.), 4:2 Senesie (120.)

Trier. (bl) Wie lange wurde nach dem Spiel gefeiert?

Senesie: Nicht lange, Zapfenstreich war um 1 Uhr.

Welchen Stellenwert hat der Pokal-Erfolg für Sie?

Senesie: Ich habe schon viel erlebt. Höhen, aber auch einige Rückschläge. Der Erfolg gegen Bielefeld war der Lohn meiner Arbeit. Ich habe mich gefreut. Schon jetzt ist der Sieg aber abgehakt.

Ihr Vertrag bei der Eintracht endet nach dieser Saison. Wenn Sie weiter so auftrumpfen: Muss die Eintracht bald ohne Sie auskommen?

Senesie: Mein Ziel ist es, wieder in der Bundesliga zu spielen. Wenn ich fit bleibe, schaffe ich das auch. Aber Fakt ist: Ich bin in Trier angestellt. Nur das zählt momentan. Ich bin richtig stolz, hier zu sein. Ich habe den Spaß am Fußball zurückgewonnen. Sollte Trier in die dritte Liga aufsteigen, werde ich zuerst mit der Eintracht verhandeln. Aber ich werde nicht — wie jetzt — weiter finanzielle Abstriche machen.

Nach dem 4:2 liefen Sie plötzlich mit Hut über den Rasen. Das erinnerte an eine Szene von Mario Basler, der als Spieler in Kaiserslautern mal einen Eckball mit Hut auf dem Kopf treten wollte…

Senesie: (lacht) Das mit Mario Basler wusste ich gar nicht. Nach meinem Tor zum 4:2 hatte mir Zeugwart Stephan Reisen den Hut auf einmal aufgesetzt.

Wie sieht es mit Ihrer Verletzung aus. Sie drohten früh ausgewechselt werden zu müssen?

Senesie: Ich habe mir in einem Zweikampf eine starke Überdehnung und Prellung am Sprunggelenk zugezogen. Ich stand kurz davor, vom Platz zu gehen. Doch es gab viel Zuspruch aus dem Team. Und eine Spritzenbehandlung in der Pause zeigte Wirkung. Ich werde erst am Freitag wieder trainieren. Mal sehen, ob es fürs Spiel gegen Leverkusen reicht.

Hintergrund

Medien-Echo: Bundesweit war der Pokal-Coup von Eintracht Trier in den Schlagzeilen. "2:4-Pleite, Gerstner rotiert Arminia raus - Basler grinst!" war bei "Bild online" zu lesen. Bei "kicker online" hieß es: "Senesie verdaut den Doppel-Schock und wird zum Helden." Die Online-Ausgabe der Münchner "tz" fragte aufgrund einer nicht ernst gemeinten Ankündigung des Eintracht-Trainers: "Basler-Comeback gegen Bayern?" Hintergrund: Basler hatte verkündet, bei einem attraktiven Gegner im Achtelfinale nochmal einen Spielerpass beantragen zu wollen… (bl) Wunsch-Gegner: Wer wäre Ihr nächster Lieblingsgegner für die Eintracht im DFB-Pokal? Das fragt der TV seine Internetnutzer auf volksfreund.de. Das Zwischenergebnis: Bayern-München hat klar die Nase vorn. Etwa die Hälfte der Abstimmungsteilnehmer möchte den Rekord-Pokalsieger. Auf Platz zwei folgt abgeschlagen Hoffenheim, knapp gefolgt von Schalke und Dortmund. (uq)

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