Keine "Kloppo"-Kopie

Ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt als Nachfolger des Mainzer "Trainer-Denkmals" Jürgen Klopp ist Jörn Andersen auf dem besten Weg, sich in der Landeshauptstadt als Erfolgs-Coach zu etablieren. Der Auftritt des Zweitliga-Spitzenreiters heute Abend im Südwest-Derby beim Verfolger 1. FC Kaiserslautern (20.15 Uhr/live im DSF) ist für ihn nicht mehr als eine Zwischenstation.

Mainz. (jüb) "Ja, es könnte eine schöne Woche werden, aber daran verschwende ich jetzt noch keinen Gedanken." Die Zeit zwischen dem erfolgreichen Pokalauftritt in Freiburg und dem Einzug ins Viertelfinale und dem heutigen Liga-Gipfel in Kaiserslautern ist für den Mann, der in der Saison 1989/90 als erster Ausländer in Diensten von Eintracht Frankfurt Bundesliga-Torschützenkönig wurde, angefüllt mit minutiöser Vorbereitung. Da bleibt keine Zeit, daran zu denken, dass er am Tag nach dem Derby seinen 46. Geburtstag feiern darf.

An seiner neuen Wirkungsstätte ist er längst nicht mehr "Kloppo-Ersatz", wollte es auch nie werden. Aus Offenbach, wo er mit den Kickers aus der zweiten Liga abgestiegen war, brachte er mit Bungert und Bancé zwei Spieler mit, die zur Stammbesetzung gehören. "Ich hab von Anfang an gesagt, dass ich meinen Stil durchziehen und keine Kopie von einem Kollegen sein werde." Der "Wikinger", der bei seiner ersten Trainer-Station Rot-Weiß Oberhausen fast in die Bundesliga geführt hätte, bezeichnet sich selbst als "ziemlichen Dickschädel", der an sich und seine Methoden glaubt.

Andersen ist kein Vulkan an der Seitenlinie wie sein Vorgänger, "aber ich freue mich auch, wenn unsere Taktik und unser Vorhaben aufgehen. Veilleicht nur ein wenig stiller als andere. Das ist eben mein Art." An seine Art hatten sich alle zu gewöhnen bei seinem Amtsantritt. "Offensiv spielen, aber kompakt stehen", lautete seine Devise. Mit Unnachgiebigkeit ging er vor, wenn er seine Sache durchzog. Da ließ er auf dem eigenen Stadiongelände zu Saisonbeginn mit einem Streckenmessgerät der Polizei einen neuen Rundkurs vermessen, auf dem "Kondition gebolzt" wurde. "Weil das notwendig war. Weil ich es so wollte." Andersen, ein Mann der kleinen, aber scheinbar erfolgreichen Dinge.

Heute Abend muss der Norweger eventuell auf seinen kolumbianischen Spieler Elkin Soto verzichten. Nach einem Schwächeanfall liegt der im Krankenhaus. Definitiv ausfallen werden Chadli Amri (Schmerzen im operierten Fuß) und Srdjan Baljak (Wadenzerrung). Andersen: "Das ist nicht angenehm, aber das müssen wir verkraften." Das Hinspiel, in dem die 05er das Kunststück fertigbrachten, eine 3:0-Pausenführung aus der Hand zu geben, hat Andersen in böser Erinnerung: "Das 3:3 ärgert mich heute noch. Es wird Zeit, dass wir das regeln."

Die Polizei weist die Fußball-Fans der Region darauf hin, dass sie heute auf der A 63 und A 6 kontrolliert - auch während der An- und Abreisezeiten zum Derby.

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