Keine Titel, aber auf einem guten Weg

Große Erfolge hat der luxemburgische Fußballverband aus der Sicht eines Deutschen nicht gefeiert. Anlass zum Feiern gibt es trotzdem: Denn die "Fédération Luxembourgeoise de Football" (FLF) wird heute, 22. November, 100 Jahre alt.

Luxemburg. "Tooor für Luxemburg"! Es ist der 10. September 2008. In der 86. Minute im Weltmeisterschafts-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz, kurz nach 22 Uhr, schiebt Al phonse "Fons" Leweck den Ball nach einem Freistoß von Jeff Strasser in die linke untere Ecke. Damit hat er luxemburgische Fußballgeschichte geschrieben, denn die "Roten Löwen" haben zum ersten Mal gegen die Schweiz gewonnen - und das auch noch auswärts im Züricher Letzigrund.

Strasser schreibt gerade ebenfalls ein Stück Fußballgeschichte: Beim 1:1 am Mittwoch gegen Belgien hat er mit Rekordnationalspieler Carlo Weis gleichgezogen - beide haben 88-mal für ihr Land gespielt.

In ihrer WM-Qualifikationsgruppe stehen die Kicker aus dem benachbarten Großherzogtum derzeit mit vier Zählern auf dem fünften Platz, punktgleich mit Lettland und drei Punkte vor Moldawien. Auch in der Fifa-Rangliste rückten sie von September bis Oktober von Platz 152 auf Platz 123 auf, aktuell belegt das Team Rang 127.

Fragt man den Verbandspräsidenten Paul Philipp nach anderen Erfolgen in den zurückliegenden 100 Jahren, antwortet er: "Leider dauert es nicht lange, die aufzuzählen. Aber immerhin haben wir uns fünfmal für die Olympischen Spiele qualifiziert - viermal vor dem Zweiten Weltkrieg."

Im Nachbarschaftsduell gegen die Niederlande war Lux emburg ebenfalls einmal erfolgreich. Bei der Europameisterschaft 1962 bis 1964 - damals noch ein Pendant zum heutigen Uefa-Cup der Vereinsmannschaften - gewann Luxemburg im Achtelfinale 2:1. Im Viertelfinale haben die "Roten Löwen" gegen Dänemark verloren. Erst bei der Qualifikation zur EM 1996 machten sie noch einmal von sich reden mit einem Sieg gegen die späteren EM-Finalisten aus Tschechien. Deutschland gewann das Finale mit 2:1 durch das Golden Goal von Oliver Bierhoff. Zwar qualifizierten sich die Luxemburger damals nicht für die Endrunde, aber sie hatten am Ende der Qualifikation zehn Punkte auf dem Konto.

"Die Qualifikation zu einem größeren Turnier ist auch nicht unsere Ambition", sagt Philipp. Viel wichtiger sei die Jugendarbeit. Seit zehn Jahren gibt es eine nationale Fußballschule. Dort wurden zum Beispiel das 19-jährige Mittelfeldtalent Gilles Bettmer (SC Freiburg II) und der 17-jährige Kevin Malget (U 19 Alemannia Aachen) ausgebildet. "Im Kader gegen die Schweiz kamen von elf Stammspielern fünf aus unserer Fußballschule", sagt Philipp. Um den jungen Spielern die "richtige Mentalität zu vermitteln", wie Philipp es ausdrückt, und international Anschluss zu finden, arbeitet der luxemburgische Verband eng mit den Vereinen aus dem benachbarten Ausland zusammen. Auch Eintracht Trier möchte auf Sicht seine Kooperation mit Luxemburg verstärken.

Die Investition in die Zukunft scheint den Luxemburgern zu gelingen. Die U-17-Nationalmannschaft steht ohne Niederlage mit fünf Punkten nach drei Spielen auf dem zweiten Platz ihrer EM-Qualifikations-Gruppe.

Zusammen mit Uefa-Funktionären feiert der Verband heute offiziell ab 17 Uhr seinen 100. Geburtstag.

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