Raus aus der Schublade

Trier · Neuzugang Steven Lewerenz drückt dem Spiel von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier bereits deutlich den Stempel auf. Vor dem heutigen Heimspiel gegen Wormatia Worms (19.30 Uhr) traf sich der TV mit dem 21-Jährigen dort, wo er am liebsten kaum sitzen will: auf der Ersatzbank im Moselstadion.

Trier. Fußballer landen schnell mal in der Schublade. Steven Lewerenz wird in der veröffentlichten Meinung gerne als Rebell dargestellt. Als enfant terrible. Als potenzieller Störenfried in einer Mannschaft. Warum? Weil er bei seinem vorigen Club RB Leipzig Ende Januar 2011 wegen einer Meinungsverschiedenheit mit Trainer Tomas Oral vorzeitig aus einem Trainingslager in der Türkei abreisen musste. Lewerenz wurde für ein halbes Jahr zum SV Kapfenberg nach Österreich transferiert. Nach seiner Rückkehr bekam er bei RB kein Bein mehr auf den Boden. Vergessen, vorbei. Lewerenz will sich damit nicht mehr groß beschäftigen. "Ich habe Fehler gemacht, die ich heute nicht mehr machen würde. Es war dumm, aber ich habe daraus gelernt." Sein Berater Thies Bliemeister hat den heute 21-Jährigen einmal wie folgt beschrieben: "Er tritt manchmal ins Fettnäpfchen, ist aber ein ehrlicher Junge." Eine Charakterisierung, die Lewerenz so unterschreiben würde. In Trier steht er derzeit wieder auf der Sonnenseite. In den bisherigen fünf Saisonspielen stand er in der Startelf, auf sein Konto gehen bereits fünf Torvorlagen. "Es ist ein schönes Gefühl, wieder gebraucht zu werden", sagt er während des Treffens mit dem TV auf der Ersatzbank im Moselstadion. "Ich hoffe, hier nicht oft sitzen zu müssen." In Top-Form sieht sich Lewerenz noch nicht. "Zehn bis 20 Prozent sind noch drin." Dann klappt\'s vielleicht auch bald mit dem ersten Tor. Das bislang letzte hat er am 6. August 2010 erzielt. Für Hochgefühle bei Lewerenz sorgt auch Luiz-Elia, sein dreimonatiger Sohn. "Es ist wunderbar, jeden Tag den Kleinen zu sehen", sagt der stolze Papa, dem sein Spross nach eigenem Bekunden auch hilft. "Durch die große Verantwortung werde ich erwachsener." Seine Emotionalität auf dem Fußballplatz legt Lewerenz deshalb nicht ab. Sie ist Teil seines Spiels. Der Mittelfeldakteur, der mit seiner Partnerin und dem gemeinsamen Sohn in Tarforst wohnt, fühlt sich wohl in Trier. Seine Heimat bleibt jedoch Hamburg. Dort ist er geboren, dort wohnen Freunde und Familie. Menschen, die ihm sehr wichtig sind. Das trägt er auch zur Schau. In Form von Tattoos an beiden Armen und am Oberkörper. Mit Kunstwerken in der Haut verehrt er nicht nur seinen Sohn, sondern auch seine Mutter. Ihr hat er einen selbst geschriebenen Text gewidmet, der in englischer Sprache seine Brust ziert. Hinzu kommen religiöse Motive. Lewerenz ist Katholik. Sein Glaube soll ihm auch beim Fußball helfen. "Ich bete vor jedem Spiel, damit Gott mir Kraft gibt." Fürs heutige Heimspiel gegen Wormatia Worms hat der Wirbelwind ein gutes Gefühl. "Wir haben bislang eigentlich nur gegen Eintracht Frankfurt II eine schlechte Partie gemacht. Wir stehen gut. Aber wir müssen dafür sorgen, dass der Gegner nicht ins Spiel kommt." blExtra

Wertschätzung: Eintracht Trier begegnet Worms mit Respekt. "Trotz des nicht so guten Starts gehört das Team für mich weiter zum Kreis der Meisterschaftsfavoriten", sagt Eintracht-Trainer Roland Seitz. Noch ist die Wormatia sieglos (drei Remis, eine Niederlage). Für Aufsehen sorgte sie im DFB-Pokal (Sieg gegen Hertha BSC Berlin). Seitz wird wohl nur eine Änderung vornehmen. Max Watzka dürfte Christoph Anton ersetzen. Mögliche Aufstellung Trier: Lengsfeld - Brighache, Klinger, Hollmann, Zittlau - Kröner - Lewerenz, Abelski, Kuduzovic, Watzka - Pagenburg Aktion: Im Rahmen des Spiels wird die Arbeit der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz vorgestellt. Die Eintracht-Spieler laufen mit Kindern des Projekts "Mama/Papa hat Krebs" auf. Vor dem Anpfiff gibt\\'s ein Gespräch mit Carlita Metzdorf-Klos, Leiterin des Beratungszentrums Trier. Einlass: Das Moselstadion öffnet um 17.30 Uhr. bl

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