Trier sucht den Super-Knipser

Wortlos schlichen sie vom Feld. Späterwaren die Spieler von Eintracht Trier schon wieder zuversichtlicher. Dennoch sinken die Chancen auf den Regionalliga-Klassenerhalt nach der unglücklichen 0:1-Niederlage beim Tabellenzweiten Sportfreunde Lotte immer mehr.

 Flugstunde: Wilko Risser (rechts) zieht im Duell mit Lottes Kapitän David Czyszczon den Kürzeren. Foto: Egmont Seiler

Flugstunde: Wilko Risser (rechts) zieht im Duell mit Lottes Kapitän David Czyszczon den Kürzeren. Foto: Egmont Seiler

Lotte. Deutschland hat seit Samstagnacht einen neuen Superstar. Zumindest einen musikalischen, gekürt via RTL. Einen Superstar bräuchte Eintracht Trier nicht. Ein Super-Knipser würde schon reichen. Einer, der zuverlässig über Wochen hinweg Torgefahr ausstrahlt. Er wurde bei der 0:1-Niederlage in Lotte erneut schmerzlich vermisst. Trier hatte gute Chancen. Durch Wilko Risser (Kopfball, Sidney klärt vor der Linie, 9.), durch Andreas Anicic (direkter Freistoß, Torwart Poggenborg klärt zur Ecke, 54.), durch Gustav Schulz (Kopfball aus kurzer Distanz in die Arme von Poggenborg, 56.). Der Ertrag: gleich Null. So wie in nunmehr schon elf Saisonspielen.

Einmal hinten geschlafen, und prompt war das Spiel entschieden (siehe Partie kompakt). 149 Tage — so lange wartet die Eintracht nun bereits auf einen Sieg in der Regionalliga. 14 Partien ohne Dreier - eine beispiellose Negativspirale. In der Rückrundentabelle liegt Trier mit fünf Pünktchen auf Platz 18. Der Klassenerhalt ist noch möglich, da am Wochenende auch die Konkurrenten Mainz, Mannheim und Mönchengladbach (allesamt noch Gegner der Eintracht im Saisonendspurt) verloren haben. Doch wer soll für Trier die nötigen Tore schießen?

Wilko Risser: In zehn Partien nach der Winterpause traf er nur drei Mal. In einigen Szenen wirkt der Angreifer glücklos.

Tim Eckstein: Das Talent durfte in Lotte zum fünften Mal von Beginn an ran. Er blieb ohne Bindung zum Spiel. Als Joker war er bislang wertvoller.

Sahr Senesie: Immer mal wieder durch Verletzungen außer Gefecht gesetzt, fehlt ihm Konstanz. In Lotte fehlte er gelbgesperrt. Trainer Seitz baut auf ihn in den letzten Spielen: "Jetzt muss er vorneweg gehen." Sein bis dato letzter Treffer gelang Senesie am 26. September 2009 (!).

Yannick Salem: In der Sommer-Vorbereitung hinterließ er einen guten Eindruck, in der Saison hält er mit seinen vermeintlichen Fähigkeiten weit hinterm Berg. Unrühmlicher Höhepunkt: seine fatale Gelb-Rote Karte beim 0:2 vergangenen Dienstag in Worms. In diesem Jahr ist der 27-Jährige noch ohne Torerfolg.

Andreas Anicic: Er gehörte zuletzt zu Triers spielfreudigsten Offensivkräften. Mit Freistößen war er einige Male nah dran an einem Treffer. In Lotte kam er erst zur zweiten Hälfte. Anicic: "Ich war überrascht. Ich hoffe, dass ich am Freitag gegen Mönchengladbach wieder in der Startelf stehe."

Gustav Schulz: In der zweiten Halbzeit beorderte Seitz den 24-Jährigen als zweite Spitze nach vorne. Zuletzt tummelte sich ,Gus' am 6. März 2009 in der Schlussviertelstunde der Partie gegen Worms im Sturm — und erzielte das entscheidende 2:0 (83.). Gegen Lotte wollte es nicht klappen. Schulz: "Uns fehlt das Glück. Jetzt muss gegen Mönchengladbach der Knoten platzen."

Tayfun Pektürk: Manche Spieler sähen in ihm in der jetzigen Situation eine sinnvolle Alternative. Deshalb ihr Versuch, ihn zurückzulotsen, nachdem er von Ex-Trainer Reinhold Breu vom Training freigestellt worden war. Doch Pektürk, der ab Sommer beim Zweitligisten Greuther Fürth spielt, lehnte ab. Er fühlt sich unfair behandelt (der TV berichtete). Trainer Seitz unternimmt auch keinen Versuch mehr, obwohl Pektürk noch bis Saisonende von der Eintracht bezahlt wird: "Ich könnte ihn zwingen, doch was will ich dann mit einem lustlosen Spieler?"

Hintergrund

Seitz-Premiere: Im Trainingsanzug und in Sportschuhen verfolgte Triers neuer Trainer Roland Seitz die Partie in Lotte an der Seitenlinie. Der 45-Jährige glaubt trotz der Niederlage an den Klassenerhalt: "Wenn wir so auftreten wie heute, stoßen wir gegen Borussia Mönchengladbach II am Freitag den Bock um." Triers sportlicher Leiter Fritz Fuchs glaubt, dass Seitz "das richtige Gefühl für die Situation" habe. Wie kommt Seitz bei den Spielern an? "Er verfolgt eine klare Linie. Sein Credo ist harte Arbeit, um etwas zu erreichen. Bei ihm wird auf einzelne Spieler keine Rücksicht genommen", sagt Kapitän Josef Cinar. Andreas Anicic bezeichnet ihn als "streng". Martin Wagner verweist auf ein klares Signal, das der Trainer gesetzt habe: "Jeder Spieler ist gefordert, sein eigenes Tun zu hinterfragen." (bl)

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