Vorläufiger Schlusspunkt einer Partnerschaft

Die Lotto-Stiftung macht ernst: Der Vorstand hat gestern einstimmig beschlossen, die Förderung für Fußball-Regionalligist Eintracht Trier sofort einzustellen. Eine Rate für diese Saison in Höhe von 20 000 Euro soll nicht mehr ausgezahlt werden. Grund ist die Partnerschaft der Eintracht mit dem privaten Wettanbieter "digibet" (der TV berichtete).

 Weil Eintracht Trier mit dem Wettanbieter „digibet“ kooperiert, dreht Lotto den Geldhahn zu. TV-Foto: Archiv

Weil Eintracht Trier mit dem Wettanbieter „digibet“ kooperiert, dreht Lotto den Geldhahn zu. TV-Foto: Archiv

Mainz/Trier. Am Ende der gestrigen Vorstands-Sitzung in Mainz wurde das Thema angesprochen. Das Ergebnis stand rasch fest. Der einstimmige Beschluss: Die Lotto-Stiftung wird Fußball-Regionalligist Eintracht Trier nicht mehr unterstützen. In der Praxis heißt das: Eine für diese Saison geplante Rate in Höhe von 20 000 Euro (Angabe der Stiftung) wird nicht mehr überwiesen. Auch in der kommenden Saison soll es keine Förderung mehr geben. Sie hätte sich wahrscheinlich im Rahmen von 50 000 Euro bewegt. "Wir haben die Eintracht immer gerne unterstützt. Es war eine gelebte Partnerschaft. Wir konnten nicht ahnen, dass der Club nun von ,digibet' gesponsert wird. Es handelt sich um einen aus unserer Sicht illegalen Wettanbieter", begründet Frank Zwanziger, Geschäftsführer der Lotto-Stiftung, den Rückzug.

Die Diskussionen um das staatliche Glücksspielmonopol hatten zu Werbe-Einschränkungen für die Lotto Rheinland-Pfalz GmbH geführt. Daher hatte die Gesellschaft vor mehreren Monaten ihre Sportförderung neu geordnet. Die Lotto-Stiftung als Tochtergesellschaft tritt als Mäzen auf, um weiterhin den regionalen Sport zu fördern. Der private Wettanbieter "digibet" mit Sitz in Gibraltar ist eine Konkurrenz für die Lotto-Wette "Oddset". Die Eintracht hat mit "digibet" einen Fünf-Jahres-Vertrag abgeschlossen, insgesamt soll er dem Club eine hohe sechstellige Euro-Summe einbringen.

Die Eintracht hatte mit einer Reaktion von Lotto gerechnet, gleichzeitig will sie im Gespräch mit der Koblenzer Gesellschaft bleiben. Solange "digibet" Sponsor bleibe, ist laut Zwanziger aber an kein Lotto-Engagement mehr zu denken: "Es wird definitiv keine parallele Unterstützung geben."

Meinung

Klarheit muss her!

Die neue Partnerschaft von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier mit dem privaten Wettanbieter "digibet" sorgt für Wirbel. Die Eintracht geht eine gut dotierte Verbindung mit einem europaweit agierenden Unternehmen ein und verscherzt es sich dabei mit einem treuen, langjährigen Weggefährten. Während nun die eine Seite die Weitsicht der Eintracht lobt, kritisiert die andere Seite den Club wegen eines finanziell motivierten Leichtsinns. So oder so ist es zumindest ein Wagnis. Unter dem Strich bringt der "digibet"-Deal der Eintracht mehr Geld in die Kasse als die Förderung durch Lotto. Doch wie sicher ist die Kooperation angesichts der unsicheren Lage auf dem europäischen Sportwetten-Markt? Kürzlich ist der VfB Stuttgart einem Medienbericht zufolge vor Gericht mit einer neuerlichen Beschwerde gegen ein Werbe-Verbot für den österreichischen Wettanbieter "bwin" gescheitert. Die Diskussionen zum Thema werden emotional geführt, Lobbyisten von privater und staatlicher Seite fahren schwere Geschütze auf. Trotz des seit 1. Januar 2008 gültigen Glücksspiel-Staatsvertrags, der in Deutschland das Monopol der staatlichen Sportwette "Oddset" festschreibt, bleiben die nüchternen Kernfragen weiter unzureichend beantwortet: Was ist erlaubt? Und was ist nicht erlaubt? Wer darf für was werben? Wer darf wo als Sponsor auftreten? Es gibt noch zu viele Grauzonen. Die Hoffnung der privaten Anbieter ruht auf dem Europäischen Gerichtshof, der in Bezug auf die deutsche Monopol-Regelung noch zu entscheiden hat. Es wird Zeit, dass Klarheit geschaffen wird! m.blahak@volksfreund.de

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