Wut schlägt um in wilden Jubel

Idar-Oberstein · Die Aussagekraft einer Tabelle nach dem zweiten Spieltag ist begrenzt, dennoch dürfen sich die Fans von Eintracht Trier über eine schöne Momentaufnahme freuen: Die Moselaner thronen dank des 3:0-Siegs in Idar-Oberstein auf Platz eins. Das Ergebnis klingt deutlich, der Weg zum Erfolg beim Aufsteiger war aber beschwerlich.

 Erstes Pflichtspieltor im Eintracht-Dress: Neuzugang Oliver Stang trifft in Idar-Oberstein zum erlösenden 1:0. Die Mitspieler können den Innenverteidiger kaum einfangen. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Erstes Pflichtspieltor im Eintracht-Dress: Neuzugang Oliver Stang trifft in Idar-Oberstein zum erlösenden 1:0. Die Mitspieler können den Innenverteidiger kaum einfangen. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Idar-Oberstein. Er reißt den Mund auf, seine Halsschlagader wird in fast schon bedenklicher Weise sichtbar. Oliver Stang ist von seinen Mannschaftskollegen kaum zu bändigen. Soeben hat der 23-jährige Neuzugang von Eintracht Trier im Spiel beim SC Idar-Oberstein das 1:0 erzielt. Nach einem Freistoß von Martin Hauswald kommt der aufgerückte Innenverteidiger einen Tick eher an den Ball als SC-Torwart Georg Borschneck und netzt per Kopf ein.
Nach einer aus Sicht der Eintracht schlechten ersten Halbzeit ist der Treffer in der 46. Minute ein Befreiungsschlag par excellence. Bei Oliver Stang schlägt die Wut über sich und das bis dato lasche Auftreten seines Teams in wilden Jubel um.
In der Halbzeitpause mussten sich Stang und Co. wie schon zuletzt während der Gewitter-Unterbrechung im Heimspiel gegen Wiedenbrück harsche Kritik von Trainer Roland Seitz anhören. Die Ansprache fruchtete. "Der Trainer hat uns gekitzelt. Er hat auch mir gegenüber deutliche Worte gefunden. Zu Recht. Ich hatte richtig Wut im Bauch — die musste ich entladen", sagte Stang nach Spielende, als letztlich ein deutliches 3:0 für den SVE zu Buche stand. Fahrudin Kuduzovic per Foulelfmeter (57., Christoph Schunck hatte Ahmet Kulabas zu Fall gebracht und dafür auch noch die Rote Karte kassiert) sowie Chhunly Pagenburg (83., nach präziser Flanke von Thomas Drescher) hatten die weiteren Treffer beigesteuert.
"Die erste Halbzeit war von unserer Seite nix. Da war ich sehr enttäuscht", sagte Seitz, der sein Team mit einer Regionalbahn verglich. Die Spieler hätten sich in den ersten 45 Minuten der Geschwindigkeit eines Bummelzugs angepasst.
Gegen sehr tief stehende Idar-Obersteiner fehlte der Eintracht alles: Biss, Tempo, Bewegung, Kreativität. Das frühe Tor nach der Pause löste die Fesseln. Für Trier ergaben sich gegen den SC, der in der ersten Halbzeit zwei gute Chancen ausließ (Eric Wischang, Patrick Stumpf), mehr Räume.
Aber warum verfiel die Eintracht wie gegen Wiedenbrück anfangs in einen Tiefschlaf? "Wenn ich das wüsste...", sagte Seitz, um dann doch von einer "Kopfsache" zu sprechen: "Nach dem Sieg im DFB-Pokal gegen St. Pauli gab es viele Schulterklopfer. Vielleicht meinen manche deshalb, man kann mal eben nach Idar-Oberstein fahren und locker gewinnen." Seine Ansage: Der Schlendrian muss so schnell wie möglich raus aus den Köpfen.
Kapitän Torge Hollmann hat keine Zweifel, dass das gelingt: "Wir haben in Idar-Oberstein Anlaufzeit gebraucht. Aber wir wussten auch, dass wir ein Tor machen können. Mit sechs Punkten im Rücken können wir in der Regionalliga jetzt befreiter aufspielen. Es wusste ja keiner so genau, wo wir stehen. Jetzt zeichnet sich eine vage Tendenz ab. Wir wollen oben dabeibleiben."Mitgliederversammlung: Schwerpunkte der ordentlichen Mitgliederversammlung von Eintracht Trier am 18. August, 19 Uhr, im Nells Park Hotel (Dasbachstraße 12) sind Berichte des Vorstands, Aufsichtsrats und Kassenprüfers. Weitere Themen sind eine Nachwahl für den Aufsichtsrat, Veränderungen bei den Mitgliedsbeiträgen sowie Ehrungen. red

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