Zitate im Zeitraffer: So lief die Saison

Am Wochenende ist der Vorhang gefallen. Eintracht Trier beendet die aktuelle Spielzeit als Tabellen-Vierter. Als der Traum vom Aufstieg platzte, wurde es fast schon gespenstig. Der TV lässt die vergangenen Monate Revue passieren - anhand markanter Aussagen.

 Martin Hauswald (Bild rechts, umarmt von Ahmet Kulabas) hatte in dieser Saison nur anfangs Grund zum Jubeln. Nicht nur er lag mit Trainer Roland Seitz (links) über Kreuz. TV-Fotos: Archiv/Hans Krämer

Martin Hauswald (Bild rechts, umarmt von Ahmet Kulabas) hatte in dieser Saison nur anfangs Grund zum Jubeln. Nicht nur er lag mit Trainer Roland Seitz (links) über Kreuz. TV-Fotos: Archiv/Hans Krämer

Trier. Zwischen himmelhoch jauzend und zu Tode betrübt. Für Eintracht Trier war es eine Saison der Extreme.
"Uns fehlt Geld, um in der Breite Qualität zu haben."
Ende Juli 2011, kurz bevor es losgeht, bremst Eintracht-Trainer Roland Seitz im TV-Interview die Erwartungen. Mit seiner Einschätzung sollte er recht behalten. Trier bestreitet die Saison mit einem Kader, in dem die Kluft zwischen den Spielern der ersten und zweiten Reihe groß ist. Zu groß, wie sich in den Phasen herausstellt, in denen wichtige Stammkräfte fehlen. Unter dem Gefälle leidet zudem der Konkurrenzdruck.
"Ich bin nach Trier gekommen, um zu spielen. Und wenn es geht, so oft wie möglich über 90 Minuten."
Vor allem Neuzugang Martin Hauswald soll als Führungskraft Akzente setzen. Entsprechend klar positioniert sich der Routinier vor dem Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen St. Pauli am 30. Juli, in dem Trier eine Sensation gelingt (2:1). Die ihm zugedachte Rolle kann Hauswald jedoch nur kurz ausfüllen. Trainer Seitz suspendiert ihn Ende Oktober - weil in den Wochen zuvor Leistung und Verhalten des Öfteren nicht gestimmt hätten. Eine Begnadigung in der Winterpause lehnt der Oberpfälzer ab. Auch andere Personalien entpuppen sich als Missverständnisse: Stürmer Wojciech Pollok bekommt kein Bein auf den Boden. Ex-Zweitliga-Profi Marc Gouiffe à Goufan verlässt Trier zum Jahreswechsel nach nur drei Monaten.
"Ich wünsche der Eintracht alles Gute für den Aufstieg. Wenn sie so fightet wie gegen uns, wird sie das auch schaffen."
Thorsten Fink, Trainer des Hamburger SV, ist Ende Oktober nach dem schmeichelhaften Weiterkommen in der zweiten DFB-Pokalrunde (2:1 n.V.) voll des Lobes. Zu diesem Zeitpunkt werden die Moselaner dem auch in der Regionalliga gerecht. Trier liegt auf Platz zwei - und das trotz drei Heimniederlagen zum Saisonauftakt gegen Schalke II, Düsseldorf II und Mainz II.
"Hätte jeder Spieler die Einstellung des Trainers, hätten wir ein paar Punkte mehr."
Dass es zwischen Trainer Seitz und Teilen der Mannschaft knirscht, wird trotzdem bereits vor Weihnachten deutlich. Mit obiger Aussage, getätigt vor dem Heimspiel am 2. Dezember gegen Leverkusen II, provoziert der 47-Jährige. Nach dem Schlusspfiff der Partie gegen die Rheinländer (1:0) sprintet die Mannschaft in Reaktion auf die Kritik direkt in die Kabine.
Auch in der Folge kommt es immer wieder mal zu Reibereien zwischen Spielern auf der einen sowie dem Coach und der Clubspitze auf der anderen Seite. Manche Akteure stellen zum Beispiel den Sinn des Kurz-Trips nach Leipzig in der Winter-Vorbereitung infrage. Gleichzeitig wundern sich Seitz und die SVE-Führungsetage über ein aus ihrer Sicht nicht sehr profihaftes Verhalten einzelner Spieler. Zum Saisonende sorgt die Auslegung der Prämienregelung für Meinungsverschiedenheiten.
"Ich möchte alles dafür tun, damit wir in die dritte Liga aufsteigen. Wenn nicht heute oder morgen, dann eben übermorgen."
Trainer Seitz, dessen Vertragsverlängerung bis 2014 für Aufbruchstimmung sorgen soll, geht Anfang des Jahres mit dem Ziel des Aufstiegs in die ausstehenden Spiele. Gleichzeitig lässt sich aus seinen Worten im TV-Interview vom 21. Januar Skepsis ablesen. Weil Trier bis Anfang April nur ein Sieg in acht Partien gelingt, platzt der Traum vom Sprung in die dritte Liga schnell. Dass das Team danach - als es tabellarisch um nichts mehr geht - plötzlich eine Erfolgsserie startet (sieben Siege in acht Spielen), macht stutzig und die Fans wütend.
"Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden."
Die Stimmung kippt komplett, als sich die Eintracht am 8. Mai aus dem Rheinlandpokal verabschiedet (2:3 in Mayen). Der Trainer ist sprachlos, Teile der Anhängerschaft gehen auf die Barrikaden. Im Spiel gegen Lotte am vergangenen Freitag werden mehrere Spieler als Versager beschimpft und angepöbelt.
"Wir werden für die neue Saison wieder ein Team zusammenstellen, das guten Fußball spielt und mit vorne dabei sein wird."
Abhaken und nach vorne schauen. Darauf setzen die Eintracht-Macher, die auf eine unter dem Strich gute Ausbeute von 64 Punkten in dieser Saison und die Feste im DFB-Pokal verweisen. Nach dem Spiel gegen Lotte gibt Trainer Seitz obiges Versprechen. Er ist überzeugt, erneut einen konkurrenzfähigen Kader zusammenstellen zu können.

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