Zurück auf dem Boden der Tatsachen

Wiedenbrück · Die Höhenluft ist Eintracht Trier nicht bekommen. Seit dem Erfolg in Mainz, mit dem die Mannschaft zwischenzeitlich noch mal auf Platz eins der Tabelle gespült worden war, hat der SVE in vier Spielen nur drei Treffer erzielt. Über die Gründe gibt es unterschiedliche Ansichten.

Wiedenbrück. Linksverteidiger Thomas Drescher flüchtete sich in Sarkasmus. "Jetzt hab' ich doch noch ein Tor gemacht", sagte er, als er vom Rasen des Jahnstadions trottete. Der 32-Jährige traf in der Regionalliga erstmals wieder seit dem 30. Oktober 2009 — diesmal aber ins eigene Tor. In der Nachspielzeit der Partie beim SC Wiedenbrück fälschte er den Schuss von Maximilian Oesterhelweg ins kurze Eck ab. Mit dem 2:0 war die Partie zugunsten der Ostwestfalen entschieden.

Die Eintracht schlug beim Aufsteiger aus einer ansehnlichen ersten Halbzeit kein Kapital. Trier ließ im ersten Durchgang drei gute Torgelegenheiten aus (siehe Partie kompakt). "Wir müssen da in Führung gehen", bemängelte Drescher. Auch für Trainer Roland Seitz lag die Ursache für die Niederlage, die Robert Mainka mit dem 1:0 (Flachschuss ins lange Eck, 78.) eingeleitet hatte, auf der Hand: "Unser Manko ist derzeit, dass wir die Tore nicht machen." Gleichzeitig beeilte sich der 46-Jährige, einen möglichen Grund für die Flaute von sich zu weisen: "Es liegt nicht daran, dass wir zuletzt nur mit einem Stürmer gespielt haben."

Stimmt das? Seit drei Spielen — seit sich Ahmet Kulabas einen Muskelriss im rechten Oberschenkel zugezogen hat — setzt der Oberpfälzer auf den Ein-Mann-Angriff. Gegen die Schalker U 23 traf Trier zwei Mal, gegen Bochum II und Wiedenbrück blieb der SVE trotz guter Chancen ohne Treffer. Hätten die Moselaner ihre Gelegenheiten genutzt, wäre die Systemumstellung jetzt nicht so ein großes Thema.

Doch es ist offensichtlich, dass sich Lukas Mössner als Alleinunterhalter im Sturmzentrum zu sehr aufreibt. Viel Aufwand, kaum Ertrag — weil er im Stich gelassen wird. In Wiedenbrück sollten Thomas Kraus, Alban Meha und Fahrudin Kuduzovic den Österreicher unterstützen. Bei Pässen rund um den Strafraum fehlten aber oft Präzision und Weitsicht. Und dennoch: Chancen waren da. Nicht ohne Grund kürte Wiedenbrücks Trainer Thomas Stratos seinen Torhüter Sebastian Lange zum "überragenden Spieler".

Ob Seitz im nächsten Heimspiel am Donnerstag gegen Bayer Leverkusen II wieder auf zwei Angreifer setzt, ließ er offen. Tim Eckstein hat sich aus Sicht des Oberpfälzers im Training zuletzt nicht für längere Einsatzzeiten aufgedrängt. Und Thomas Kraus setzt der Trainer derzeit lieber im rechten Mittelfeld ein. Wann Kulabas zurückkehrt, ist unklar: Zuletzt absolvierte er Laufeinheiten.

HINTERGRUND



Kräfteverschleiß: Nach 70 Minuten ging der Eintracht etwas die Puste aus. Woran lag's? Sicherlich am hohen Aufwand, den die Mannschaft in der ersten Halbzeit betrieben hatte. Eine richtige Erklärung hatte Verteidiger Fabian Zittlau jedoch nicht. An der langen Busfahrt am Spieltag ins 330 Kilometer entfernte Wiedenbrück wollte er es jedenfalls nicht festmachen: "Das wird mir zu hoch gehangen." Anders argumentierte Thomas Drescher: "Es soll wirklich keine Entschuldigung sein: Aber solch eine mehrstündige Busfahrt ist für den Körper strapaziös." bl

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