Zwischen Kollaps und Wiederauferstehung

Vielleicht wird morgen für den 1. FC Kaiserslautern eines seiner düstersten Kapitel beendet sein. Nach vier Jahren in der Zweiten Liga und dem drohenden wirtschaftlichen und sportlichen Kollaps soll mit einem Heimsieg über Rostock die Rückkehr in die Bundesliga perfekt gemacht werden.

Kaiserslautern. Sein Soll hat Stefan Kuntz bereits jetzt mehr als erfüllt. Am 8. April 2008 trat der Kapitän der Lauterer Meistermannschaft von 1991 sein Amt als Vorstandsvorsitzender in der Pfalz bei einem Verein an, dem das Desaster der Dritten Liga drohte und der von finanziellen Alpträumen begleitet wurde. Vier Jahre, so der heute 47-Jährige, wollte er sich und seinen Mitarbeitern geben, um den 1. FC Kaiserslautern in die Erste Liga zurückzuführen. Am 18. Mai des gleichen Jahres wurde durch ein 3:0 über den 1. FC Köln im letzten Zweitligaspiel der Saison der Gang in Liga drei noch gerade so verhindert.

Keine zwei Jahre später hat eine größtenteils neue Mannschaft mit einem neuen Trainer das Tür zur Ersten Liga weit aufgestoßen. "Was dieses Team gemeinsam mit Cheftrainer Marco Kurz geleistet hat, ist schier unglaublich", kann der gebürtige Neunkircher das, was sich innerhalb von 24 Monaten rund um das Fritz-Walter-Stadion getan hat, selbst noch nicht so richtig glauben.

Statt des geplanten sofortigen Wiederaufstiegs 2006 unter Trainer Wolfgang Wolf ging es für einen der traditionsreichsten deutschen Vereine rasant und steil nach unten. Die ruhmreiche Mannschaft, oft mit Eigengewächsen en masse bestückt, wurde für mehr als zwei Jahre zur Durchgangsstation für Profis aus aller Herren Länder, denen vor allem eines fehlte: die Identifikation mit dem Verein.

Als in der Katastrophensaison 2007/2008 der endgültige Kollaps mit dem Abstieg in die Dritte Liga drohte, trat auch der Rivenicher Klaus Toppmöller, mit 108 Bundesligatoren immer noch Lauterns erfolgreichste Torjäger, auf den Plan. Vom 6. November bis 20. Dezember 2007 war der 58-Jährige Mitglied des Aufsichtsrats. Dort war der ehemalige Profi ehrenamtlich mit der alleinigen Verantwortung im sportlichen Bereich ausgestattet und sollte helfen, die Klasse zu halten. Bereits nach sechs Wochen trat Toppmöller jedoch aus persönlichen Gründen zurück.

Auch Fritz Fuchs, heute sportlicher Leiter beim Regionalligisten Eintracht Trier, gehörte in einer Zeit, in der sich die Dinge rund um den altehrwürdigen Betzenberg überschlugen, zu denen, die ihre Hilfe im Management anboten und tatkräftig an der Rettung der Roten Teufel mitarbeiteten. Das Ruder herum riss jedoch die viel beschworene, später in die Brüche gegangene Freundschaft zwischen Kuntz und dem von ihm als neuen Trainer verpflichteten Kroaten Milan Sasic. Das Bild, als beide nach dem Klassenerhalt Kopf an Kopf umarmt im Regen standen, ist sicherlich einer der bewegendsten Momente in der langen Geschichte des 1. FC Kaiserslautern. Ein solcher kann morgen - wenn auch auf völlig andere Art und Weise - hinzukommen. "Der 23. April 2010 kann ein denkwürdiger Tag in der Historie des 1. FC Kaiserslautern werden", wird Kuntz in der Stadion-Zeitung zitiert. Nicht nur er, sondern Hunderttausende mit ihm, würden es sich wünschen.

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