Ehemalige Weggefährten aus dem Saarland berichten Warum Europokalsieger Kevin Trapp in der Jugend fast die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hätte

Bachem/Brotdorf · Der Merziger Kevin Trapp hat im Trikot von Eintracht Frankfurt mit dem Gewinn der Europa League Fußballgeschichte geschrieben. Weggefährten aus dem Saarland feiern ihn – und plaudern aus dem Nähkästchen.

Warum Europokalsieger Kevin Trapp in der Jugend fast die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hätte​
Foto: dpa/Arne Dedert

„Schau dir das an. Es gibt nicht einen Helden, wir alle sind es“, sagt Nationaltorhüter Kevin Trapp kurz nach dem größten Erfolg seiner Fußballer-Laufbahn – und lässt den Blick durch das vollbesetzte Stadion in Sevilla schweifen. Auf den Rängen zelebrieren zigtausende Fans von Eintracht Frankfurt den Triumph in der Europa League. 42 Jahre nach ihrem ersten und einzigen Europapokalsieg gewannen die Hessen am Mittwochabend mit einem dramatischen 5:4 (1:1)-Sieg im Elfmeterschießen über den schottischen Vizemeister Glasgow Rangers wieder einen internationalen Pokal.

Und entgegen seiner Aussage war der gebürtige Merziger Trapp ganz klar der Final-Held. Zunächst in der Verlängerung, als er kurz vor Schluss mit einer Monsterparade sensationell gegen Glasgows Ryan Kent zur Stelle war und Frankfurt ins Elfmeterschießen rettete. Und erst recht, als er dort den vierten Rangers-Versuch von Aaron Ramsey parierte.

„Ich kenne Kevin von Kindesbeinen an. Natürlich haben wir mitgefiebert, mitgezittert und mitgeschwitzt“, verriet Arno Heinz, der Vorsitzende des FC Brotdorf, wo der junge Kevin mit sechs Jahren die ersten fußballerischen Schritte im Verein unternommen hatte. Den mittlerweile 31-jährigen Trapp nennt Heinz „ein Aushängeschild für ganz Brotdorf. Hier ist seine fußballerische Wiege, wo alles angefangen hat“, sagt der Vorsitzende und betont: „Wir sind alle stolz auf ihn.“

Heinz‘ Schwager Jürgen Bur war damals Trapps erster Jugendtrainer. In der Jugend spielte er mit einigen Brotdorfern zusammen, die heute noch für den Verbandsligisten aktiv sind. „Mein Bruder Mike war mit ihm in einer Klasse und hat länger mit ihm gespielt. Ich kenne ihn persönlich gut – und freue mich unheimlich, dass er diesen großen Erfolg erreicht hat“, sagt auch Brotdorfs aktueller Spielertrainer Pascal Schuler.

Als seine Familie um die 2000er Wende nach Rimlingen umzog, wechselte der junge Trapp zum SSV Bachem, wo er drei Jahre blieb, ehe es über die Stationen SG Mettlach und 1. FC Kaiserslautern für ihn in den Profibereich ging. Zu seiner Bachemer Zeit gab es auch eine schwierige Phase für den Europapokalhelden. „Er wollte zwischendurch sogar aufhören, weil er nicht mehr im Tor, sondern im Feld spielen wollte“, berichtet Gerhard Baltes, der Vorsitzende der SF Bachem-Rimlingen, wo der Triumph des ehemaligen Jugend-Akteurs ebenfalls mit viel Freude registriert wurde: Die erste Mannschaft des Bezirksligisten verfolgte das Finale nach dem Training im eigenen Clubheim.

Baltes schaute das Finale im privaten Rahmen, betont aber: „Bei uns im Dorf war natürlich einiges los. Wir haben alle schwer mitgefiebert und sind als Verein stolz, dass ein ehemaliger Spieler und Bub aus dem Ort in diesem wichtigen Spiel eine so entscheidende Rolle gespielt hat.“ Große Teile von Trapps Familie wohnen heute noch in Rimlingen.

Brotdorfs Vorsitzender Arno Heinz hat großen Respekt vor dem erfolgreichsten Spieler, den sein Verein je hervorgebracht hat: „Was er aus seiner Karriere gemacht hat, wie er sich selbst um alles gekümmert hat – etwa um ins Training nach Kaiserslautern zu kommen – ist bemerkenswert.“ Allerdings ist der Kontakt zum Heimatverein zuletzt etwas eingeschlafen – weshalb der Vorsitzende sich wünscht: „Es wäre einfach schön, wenn er sich nochmal hier zeigen würde“ – gerade für die vielen Kinder im Heimatverein gäbe es sicher nichts Schöneres als ein Treffen mit einem Europapokalsieger aus den eigenen Reihen.

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