TV-Serie Welch’ ein Spiel Leiwener Gala-Auftritt im Trierer Moselstadion

Trier/Leiwen · Im September 1973 siegt der SV Leiwen vor der Prachtkulisse  von 12 000 Zuschauern im Moselstadion bei der Trierer Eintracht mit 2:0 und erntet zahlreiche Sympathien. Die Partie der damals noch drittklassigen Rheinlandliga bildet den nächsten Teil der TV-Serie „Welch ein Spiel!“

 Gerd Alten ist dem Leiwener Fußball bis heute verbunden. In den 1970ern zählte er zu jener Mannschaft, die selbst Eintracht Trier das Fürchten lehrte. Die Partien der aktuellen Bezirksligaelf verfolgt er auch mit 75 Jahren noch aufmerksam.

Gerd Alten ist dem Leiwener Fußball bis heute verbunden. In den 1970ern zählte er zu jener Mannschaft, die selbst Eintracht Trier das Fürchten lehrte. Die Partien der aktuellen Bezirksligaelf verfolgt er auch mit 75 Jahren noch aufmerksam.

Foto: Jürgen C. Braun

Es war wohl der berühmte historische Vergleich zwischen dem kleinen David und dem Riesen Goliath, der diese Partie in der frühen 1970er Jahren bei den Fußball-Anhängern in der Region zu einem Spiel werden ließ, dem viele in Stadt und Land in zuvor nicht bekanntem Ausmaß entgegenfieberten. Der kleine, aber sportlich sehr erfolgreiche Dorfverein von der Mosel, der SV Leiwen, forderte die große Trierer Eintracht heraus.

Der 22. September 1973 ließ dann vieles von dem wahr werden, was die elektrisierten Fußball-Anhänger im Vorfeld erwartet hatten: Ungeahnte Menschenmassen auf den Tribünen, Zuschauer, die einfach über die Zäune kletterten, als die Partie schon angefangen hatte. Und dann auch noch ein Sieg des Dorfvereins, der seine Heimspiele auf einem Hartplatz an der Schule austrug, im großen Trierer Moselstadion mit rundum vollen Tribünen.

Als verlustpunktfreier Spitzenreiter der Rheinlandliga mit nur einem Gegentor aus den ersten sieben Spielen der Saison 1973/74 waren  die Leiwener mit Spielertrainer Paul Pidancet damals ins Moselstadion gekommen. Die Eintracht, gerade aus der Regionalliga abgestiegen, hatte sich nach schlechtem Saisonstart auf Platz drei vorgekämpft und wollte sich im Kampf um die Vorherrschaft in der Region nicht ausgerechnet von einem Emporkömmling  vor den Toren der Stadt die Butter vom Brot nehmen lassen.

Leiwens  damaliger Spieler Gerd Alten erinnert sich heute vor allem an eines: „Das Spiel hatte schon begonnen. Wir haben das eigentlich so richtig gar nicht mitbekommen, weil wir uns ja auf das, was auf dem Platz passierte, konzentriert haben. Aber hinterher hat man uns dann erzählt, dass es viel zu wenige Karten gab für die vielen Leute, die reinwollten.  Ich glaube, die Eintracht hatte auch nicht mal alle Tore aufgemacht. Jedenfalls sind immer mehr Zuschauer, die zuvor dicht gedrängt draußen gestanden haben, einfach über Zäune und Mauern geklettert.“ 12 000 Fans, so schrieb  der TV damals, seien es wohl zum Schluss gewesen, die Zeugen des 2:0-Sieges des Spitzenreiters gewesen seien.

„Das war die beste Leiwener Mannschaft, die es jemals gab, zumindest vom Zusammenhalt her“, ist Alten, der im Februar 75 Jahre wurde, auch heute noch überzeugt. Torwart Norbert Pauli war eine Bank. Dazu die Scholtes-Brüder Klaus und Peter. Der junge Heißsporn Klaus Wagner auf Linksaußen.

„Mein Schwager Juppi Thomas kam damals gerade in unsere Rheinlandliga-Mannschaft herein. Wir hatten die richtige Mischung aus erfahrenen Kickern und jungen, hungrigen Spielern, die aus der Jugend gekommen waren.  Und der Eintracht wollten wir es an diesem Tag natürlich im eigenen Stadion zeigen.“

Was dann auch gelang. Einmal Klaus, einmal Peter Scholtes. Und hinten hielten Norbert Pauli und seine Vorderleute um Reimund Meyer den Kasten sauber. „Obwohl es ja ein Auswärtsspiel für uns war, hielten die meisten Zuschauer doch zu uns, glaube ich“, ist Gerd Alten auch heute noch überzeugt. „Das ist in der Regel so, dass die Fans dem Außenseiter die Daumen drücken. Obwohl  wir damals Spitzenreiter waren und alle Spiele vorher gewonnen hatten. Aber alle, die nicht wirklich Eintracht-Fans waren, und vom Land kamen, hielten zu uns. Das hat man nachher auch nach dem Schlusspfiff an der Stimmung gemerkt.“

Meister geworden ist der SV Leiwen übrigens nicht in dieser Saison. Das holten die Kicker von der Mosel dann ein Jahr später nach. Was sie aber nicht daran hinderte, an diesem ganz besonderen Fußballtag später im Vereinslokal den historischen Sieg entsprechend zu begießen. Gerd Alten ist auch heute noch bei jedem Heimspiel des SV Leiwen-Köwerich mit von der Partie und ebenso interessierter wie fachkundiger Zuschauer. 12 000 wie damals kommen längst nicht mehr. Heute verirren sich nur noch rund  100 Unentwegte an den Rasenplatz an der Kelterstation. Und der SV Leiwen, der damals die Eintracht „rasierte“, steht am Tabellenende der siebten Liga.

Aufstellungen der Rheinlandliga-Partie Eintracht Trier gegen den SV Leiwen am 22. September 1973 im Moselstadion:

SVE: Wegner - Kokott, Steil, Riemann, Kleim, Veit, Hamm (80. Becke), Zimmer, Frank, Schultze, Herres.

SVL: Pauli - Weis II (83. Thielen), Frick, Meyer, Pidancet, Alten, Adelsbach, Klaus Scholtes, Peter Scholtes, Thomas (75. Schlöder), Wagner.

Schiedsrichter: Kollmann (Oberthal)

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