Toppis Top-Elf für die Europameisterschaft

Sehlem · Heute ist der Tag der Entscheidung: Bundestrainer Joachim Löw verkündet sein endgültiges Aufgebot für die Fußball-Europameisterschaft. TV-Kolumnist Klaus Toppmöller sieht die Nachwuchskräfte nicht chancenlos. Probleme verortet der 64-Jährige auf der Rechtsverteidigerposition.

 Klaus Toppmöller.

Klaus Toppmöller.

Foto: (g_sport

Zum TV-Gespräch in der Wurstbude Sehlem kommt Klaus Toppmöller frisch dekoriert. Der VfL Bochum, bei dem er zwischen 1994 und 1999 Übungsleiter war, hat den Rivenicher als Legenden-Trainer geehrt. Gewählt hatten ihn die VfL-Fans in einer großen Online-Abstimmung - vor Peter Neururer und Heinz Höher.

Toppmöller hat weiterhin einen dezidierten Blick auf den nationalen und internationalen Fußball. Für den TV analysiert "Toppi" den deutschen EM-Kader.

"Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden mit der Auswahl, die Joachim Löw getroffen hat", sagt Toppmöller.

So bewertet der 64-Jährige die einzelnen Positionen:

Tor: Zwischen den Pfosten sei die deutsche Mannschaft "absolut super besetzt". Im Aufgebot stehen Manuel Neuer, Bernd Leno und Marc-André ter Stegen. "Die Auswahl war eine ganz enge Geschichte. Auch Ron-Robert Zieler oder Kevin Trapp hätten dabei sein können. Wir haben mit Abstand die besten Torhüter. Denn es gibt ja noch andere gute, etwa Ralf Fährmann", sagt Toppmöller.

Abwehr: "Jérôme Boateng und Mats Hummels bilden eine sehr gute Innenverteidigung, wenn beide richtig fit sind", ist Toppmöller überzeugt. Bauchschmerzen hat er aber bei der Beantwortung der Frage nach einem geeigneten Rechtsverteidiger: "Leider fehlt dort Philipp Lahm als defensiv- und offensiv-starker Mann!"

Als Alternative im aktuellen Aufgebot sieht Toppmöller am ehesten Emre Can, vielleicht auch noch Shkodran Mustafi oder Antonio Rüdiger.

Mittelfeld: In der Zentrale gibt es manche Fragezeichen. "Es ist sehr schade, dass Ilkay Gündogan nicht mit dabei ist", bedauert Toppmöller das verletzungsbedingte Fehlen des Dortmunders. Die potenziellen Kandidaten für die Rolle neben Champions-League-Sieger Toni Kroos sind noch nicht auf der Höhe. Sami Khedira war länger verletzt, Gleiches gilt für Bastian Schweinsteiger.

Beim 31-Jährigen von Manchester United ist Toppmöller aber guter Hoffnung, dass er rechtzeitig fit wird: "Wenn es Schweinsteiger gesundheitlich schafft, ist er immer noch ein absoluter Topmann. Er kann - so wie einst Michael Ballack bei mir in Leverkusen - im richtigen Moment das Tempo anziehen oder rausnehmen. Er ist in der Lage, fehlende Spielpraxis zu kompensieren - und zwar mit seinem Biss, den er bei der WM 2014 gezeigt hat."

Kontrovers diskutiert wird auch die Nominierung von Lukas Podolski. Ist er mehr als "nur" ein Maskottchen?

Toppmöller sagt Ja!: "Podolski hat eine sehr große Turniererfahrung. Und er hat in der Türkei für Galatasaray Istanbul wieder regelmäßig gespielt und 13 Tore erzielt."

Angriff: Toppmöller vermisst einen "Topgoalgetter" der Marke Robert Lewandowski. Der 64-Jährige ist kein glühender Fan von Stoßstürmer Mario Gomez. "Technisch hat er immer wieder leichte Probleme", sagt der Rivenicher, der die Nominierung des 30-Jährigen aber als "verdient" bezeichnet: "Er ist der Torschützenkönig in der Türkei und hat mit der Meisterschaft mit Besiktas Istanbul zusätzliches Selbstvertrauen getankt."

Neben Gomez zählt nur Mario Götze zur nominellen Sturm-Reihe. "Vom Spielerischen her kann das mit Götze als flexiblem Spieler in der vordersten Linie passen", glaubt Toppmöller, der gespannt ist, wie der WM-Finaltorschütze die ständigen Diskussionen um die sportliche Zukunft ausblendet: "Mario steht unter Zugzwang - er muss eine Riesen-EM spielen. Wenn er das schafft, wird er die Bayern noch verlassen."

Die Nachwuchskräfte: Wer schafft es aus dem Jugend-Quartett mit Joshua Kimmich, Leroy Sané, Julian Weigl und Julian Brandt in den endgültigen 23-Mann-Kader? Toppmöller schreibt vor allem Sané und Weigl gute Chancen auf einen Verbleib zu - mit Abstrichen auch Brandt. Kimmich dagegen sieht er noch nicht reif genug: "Er ist noch nicht so weit. International ist er noch zu unerfahren. In körperlich geführten Duellen lässt er sich teilweise noch zu sehr düpieren."

Am 10. Juni beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Der TV stellt im Vorfeld die 24 Teilnehmernationen vor. Dazu treffen wir uns mit Landsleuten, die in der Region Trier verwurzelt sind. Bei einem landestypischen Essen oder Getränk plaudern wir über Land und Leute - und Fußball. Heute geht's um Deutschland - mit Klaus Toppmöller.

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