Fußball Alfred Wahlen und sein Comeback mit 60 Jahren

Farschweiler · Das hohe Fußballeralter hat den früheren Profitorwart nicht davon abgehalten, bei C-Ligist SV Farschweiler einzuspringen.

  Alfred Wahlen, hier im heimischen Garten in einem DFB-Trikot von 1985, stand zuletzt noch zwischen den Pfosten des SV Farschweiler. Das Trikot stammt von einer Asienreise mit der Rheinland-Auswahl.

Alfred Wahlen, hier im heimischen Garten in einem DFB-Trikot von 1985, stand zuletzt noch zwischen den Pfosten des SV Farschweiler. Das Trikot stammt von einer Asienreise mit der Rheinland-Auswahl.

Foto: TV/Petra Willems

Sohn Matthias weilte im Urlaub, und Sebastian, der andere Filius, spielte lieber im Feld. „Da wir nur einen festen Torwart beim SV Farschweiler haben, bin ich halt einfach eingesprungen“, berichtet Alfred Wahlen über sein Comeback bei seinem Heimatverein. Am vergangenen Sonntag, in der Trier-Saarburger Kreisliga C Mosel/Hochwald gegen die SG Beuren/Bescheid (1:1) hielt der Ex-Profi, der 1986 mit Salmrohr in die Zweite Liga und sechs Jahre später mit dem 1. FC Saarbrücken in die Bundesliga aufstieg, die Knochen hin. „Wenig drauf bekommen, weil die Abwehr einfach zu gut stand“ habe er, gibt der 60-Jährige  zu verstehen. Sein Trainer Michael Cottez war nicht nur froh, dass Wahlen ausgeholfen hatte, sondern lobte auch den Auftritt – von wegen nichts zu tun und so: „Alfred hat einige Bälle klasse gehalten und musste sich ein paar Mal auch ganz schön lang machen. So wie früher eben.“ Von der körperlichen Belastung sei das Spiel kein Problem gewesen, berichtet Wahlen. „Gerade ein solches Derby hat Spaß gemacht, zumal mich meine Freunde vom Männertreff in Farschweiler lautstark angefeuert haben.“ Die dritte Halbzeit sei dann aber „ungewöhnlich anstrengend“ gewesen: „Ich bin spät heimgegangen. Meine Fußballtasche hat den Heimweg nicht mehr geschafft.“

Wegen einer Handverletzung und auch aufgrund von Kniebeschwerden hatte der zwischen 1979 und ’93 insgesamt alleine 226-mal in der zweiten Bundesliga erprobte Wahlen einst seine Laufbahn zwischen den Pfosten beenden müssen. Später trainierte er den damaligen SV Prüm in der Oberliga, die A-Junioren und die erste Mannschaft von Farschweiler und auch mal die erste Garnitur der SG Ruwertal. 2005 war dann nicht zuletzt aus privaten Gründen für den vierfachen Familienvater und inzwischen fünffachen Opa vorerst Schluss mit der Trainerlaufbahn – um Anfang des Jahres unter Sohn Sebastian bei der U14-Rheinlandligamannschaft der Trierer Eintracht als Assistent einzusteigen.  Ansonsten hat den Inhaber der Trainer-A-Lizenz inzwischen die Leichtathletik gepackt. Im Dreisprung schaffte es das Mitglied der TG Trier Mitte vergangenen Jahres sogar auf Platz drei im Dreisprung bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften in Mönchengladbach.

Seine fußballerischen Qualitäten als Feldspieler stellt Wahlen immer mal wieder noch unter Beweis – bei der Ü50 der SG Ruwertal. Schon früher als Torwart der Trierer Eintracht, in Salmrohr und beim FCS waren seine Vorstöße in den letzten Spielminuten gefürchtet.

Ob nun der Körper auch als Torwart noch mal mitspielt, war im Vorfeld die große Frage. Nach einem 30-minütigen Einsatz mit gesondertem Torschusstraining bei der Abschlusseinheit am Freitag gab Wahlen dann grünes Licht.

Fast wäre es am Sonntag auch noch zum direkten Aufeinandertreffen mit einer anderen Fußballgröße aus Farschweiler gekommen: Jörg Lauer (50), Spielertrainer der Beuren/Bescheider, zog es aber vor, nur von außen zu coachen und nicht auf dem Platz mitzuwirken.

Beim SV Farschweiler eingesprungen zu sein hat Wahlen nicht nur seinen beiden Söhnen zuliebe gemacht –  Matthias ist hier zudem als Vorsitzender engagiert. „Wir sind stolz, dass der Verein eigenständig und nicht Mitglied einer Spielgemeinschaft ist. Viele Spieler sind auch im Vorstand. Die Identifikation ist enorm.“ Ein Amt hat Wahlen im Verein nicht inne, ist aber als Ratgeber gefragt. „Die Jungs interessiert seine Meinung. Alfred steht bei ihnen hoch im Kurs“, weiß Trainer Cottez.

Sonntags geht der Bankkaufmann im Ruhestand regelmäßig auf den Sportplatz in der rund 800 Einwohner zählenden Gemeinde im Hochwald („Das Vereinsleben ist intakt – einfach ein guter Ort zum Leben“). Über seine Ex-Vereine informiere er sich heutzutage primär über den Volksfreund.  Den großen Fußball im Fernsehen schaut sich Wahlen kaum noch an: „Das ist mittlerweile eine große Show geworden. Spieler wechseln allzu oft den Verein. Wie soll man sich da noch mit einer Mannschaft identifizieren können?“

Beim SV Farschweiler würden fast nur Jungs aus dem Dorf spielen. Die haben in ihrem vorletzten Duell der ablaufenden Saison in der C-Liga Mosel/Hochwald am Sonntag, ab 12.30 Uhr, das Gastspiel beim TuS Reinsfeld II vor der Brust.

„Alfred hat schon gefragt, ob er auch hier im Tor spielen darf“, verrät Michael Cottez. Die Entscheidung, wer nun die Nummer eins trägt, hat der Trainer derweil an die Familie Wahlen delegiert: „Er soll es einfach direkt mit Matthias klären.“

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