Fußball Atemberaubende Aufholjagd in Konz

Konz · Jugendfußball: Wie ein Trierer Team nach einem 1:6-Rückstand noch mit 7:6 gewinnt. 

 Tore satt und noch dazu einen kuriosen Spielverlauf hatte die A-Junioren-Partie zwischen Saar-Mosel Konz und Trier-Süd zu bieten.

Tore satt und noch dazu einen kuriosen Spielverlauf hatte die A-Junioren-Partie zwischen Saar-Mosel Konz und Trier-Süd zu bieten.

Foto: dpa/Jan Woitas

Knapp drei Jahre ist es her, als  Schalke 04 im Revierderby der Fußball-Bundesliga bei Borussia Dortmund binnen einer halben Stunde aus einem 0:4 noch ein 4:4 machte. Fünf Jahre zuvor gelang der schwedischen Nationalelf Vergleichbares, als sie gegen die deutsche Auswahl nach einem 0:4 noch zu einem 4:4 kam. Nicht zu vergessen das spektakuläre Spiel des 1. FC Kaiserslautern am 20. Oktober 1974. Damals drehten die Roten Teufel gegen Bayern München ein 1:4 in ein 7:4. Atemberaubende Aufholjagden hatte und hat der Fußball immer wieder zu bieten.

Zumindest ergebnistechnisch werden all’ diese Partien durch das Rheinlandpokalmatch der A-Junioren am Dienstagabend zwischen den Jugendspielgemeinschaften Saar-Mosel Konz und Trier-Süd in den Schatten gestellt. Die Gäste aus der Porta-Nigra-Stadt lagen nach knapp einer Stunde scheinbar aussichtslos mit 1:6 hinten. Dann drehte die Kombination aus Spielern des VfL Trier und der DJK St. Matthias mächtig auf – und erzielte binnen einer Viertelstunde sage und schreibe ein halbes Dutzend Treffer.

„Ich pfeife jetzt 32 Jahre Fußballspiele. So etwas habe ich aber noch nicht erlebt“, muss Markus Hendle zugeben. Der erfahrene Schiedsrichter hatte zwischendurch mit den Hitzköpfen auf beiden Seiten einiges zu tun. Nach gut einer Stunde entwickelte sich ein Gerangel auf dem Platz. Insgesamt handelten sich dabei zwei Konzer Spieler die im Jugendbereich möglichen Fünf-Minuten-Zeitstrafen ein. Auf beiden Seiten gab es zudem eine Rote Karte. „Und ich sage noch: Jungs, was soll das bei diesem Spielstand. Es ist doch alles entschieden“, schmunzelt Hendle im Nachhinein.

Die Partie der beiden Kontrahenten aus der A-Junioren-Kreisliga Trier/Saarburg war geprägt von starken Offensivleistungen und schwachen Defensivreihen. Mit vier Treffern überragte bei den von Ralph Güth trainierten Konzern Louis Berens, für die noch Niklas Wacht und Max Dickmann trafen. Bei den Gästen erzielte Leon Schwickerath sogar fünf Treffer. Zudem waren Elias Blasius und Luke Lazzaro erfolgreich. „Leon war unser einziger Spieler in Normalform“, berichtet Karl Kronenburg, der die Trier-Süder gemeinsam mit Dieter Meseke coacht.

Mit seinen 75 Lenzen und nach vielen Jahrzehnten als Trainer (unter anderem beim VfL Trier, in Tarforst, beim SV Krettnach und in Luxemburg) hat auch Kronenburg eine Begegnung mit einem solchen Verlauf noch nicht mitgemacht: „Das sind ja fast Handballverhältnisse.“ Sogar verdient habe das Saar-Mosel-Team derart hoch geführt, unterstreicht sein Kollege Meseke.

Nach den abgesessenen Zeitstrafen war auf beiden Seiten bei Beginn der Aufholjagd mit zehn Spielern wieder personeller Gleichstand hergestellt. Konz-Trainer Güth vermisste aber schmerzlich den des Feldes verwiesenen Abwehrrecken Michael Melchior. Zudem hätte sich die mangelnde Trainingsbeteiligung in der Vorbereitung negativ bemerkbar gemacht: „Wenn im Schnitt nur 50 Prozent des Kaders da sind, reicht die Fitness halt nicht.“

Dank ihrer physischen Vorteile und der taktischen Alles-oder-nichts-Ausrichtung konnten die Schützlinge des Gespanns Kronenburg/Meseke in der Schlussviertelstunde enorm zulegen. „Wenn dann das 6:2 und kurz danach das 6:3 fällt, gewinnt das Geschehen auf einmal eine gewisse Eigendynamik“, sagt Ralph Güth, der die „tolle Moral“ des Gegners ausdrücklich lobt. Auch sein Pendant Meseke hebt den „wahnsinnigen Charakter unserer Mannschaft“ hervor.

In der Kreisliga stehen sich Trier-Süd und Saar-Mosel am 14. November gegenüber. Während die Trainer schon kurzfristig das Abwehrverhalten ihrer Spieler verbessern wollen, hätten zumindest die Zuschauer sicher nichts dagegen, wenn es noch einmal zu einem Torfestival kommt. „In jedem Fall“, da ist sich Güth sicher, „gehen wir mit dem Spiel vom Dienstag in die Geschichte des Rheinlandpokals ein“.

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