Fußball Zwei Eifeler und ihr Weg im großen Fußball

Bitburg · Beide träumten nicht nur von einer Profikarriere, sondern waren auch auf einem guten Weg dorthin: Fabian Fisch spielte einst in der Jugend von Schalke 04, war sogar Jugendnationalspieler. Jannik Grün kickte in der Talentschmiede von Mainz 05. Warum es für die Jungs aus der Südeifel nicht zum Sprung auf die (ganz) große Fußballbühne gereicht hat, was sie in jungen Jahren schon so alles erlebten, und warum sie beim Rheinlandligisten FC Bitburg gelandet sind, verraten sie im TV-Gespräch.

 Von Eintracht Trier zogen Jannik Grün (links) und Fabian Fisch einst aus, um sich in den Nachwuchsleistungszentren von Bundesligisten zu beweisen. Jetzt spielen beide beim FC Bitburg.

Von Eintracht Trier zogen Jannik Grün (links) und Fabian Fisch einst aus, um sich in den Nachwuchsleistungszentren von Bundesligisten zu beweisen. Jetzt spielen beide beim FC Bitburg.

Foto: HANS KRAEMER

 Sie wollten es wissen – und bewiesen Mut: Deshalb ließen Fabian Fisch (heute 21) und Jannik Grün (20) als Jugendliche ihre Familien und Freunde zurück und zogen nach Gelsenkirchen und Mainz. Dort lebten sie in Sportinternaten und spielten in der Jugend-Bundesliga, waren nah dran am großen Fußball.

Mit 15 Jahren zog Fisch von zu Hause aus und wagte den Schritt von Eintracht Trier in die Nachwuchsabteilung des FC Schalke 04. „So etwas ist nicht das Leichteste, führt aber zur Selbständigkeit. Im Internat war ich rund um die Uhr mit meinen Mannschaftskameraden zusammen“, berichtet „Fischi“, wie ihn seine Kumpels nennen. Pro Woche standen meist acht Trainingseinheiten auf dem Programm. Hinzu kamen die Spiele in der Junioren-Bundesliga West. Für Schalke spielte er dort zunächst in der B-Jugend, später in der A-Jugend und duellierte sich mit einer Vielzahl von  Nachwuchskickern, die zum Besten zählten, was Deutschland seinerzeit zu bieten hatte. Der Druck sei hoch gewesen, da man immer habe „abliefern müssen“. Die Gepflogenheiten des großen Fußballs hat er dabei kennengelernt und musste bei Dopingkontrollen auch mal drei bis vier Stunden ausharren, bis diese Pflichtaufgabe erfüllt gewesen war. Eine Verletzung bremste Fisch aus, weshalb er nach zwei Jahren und 29 Einsätzen  im Dress der Königsblauen zur Saison 2017/18 zum Ligakonkurrenten Rot-Weiß Oberhausen wechselte. Hier war nach 18 Spielen Schluss. Darauf zog es ihn wieder in die Heimat, weil die Perspektive für den Profifußball fehlte. Bevor der aus Körperich (Eifelkreis Bitburg-Prüm) stammende Fisch nach Bitburg wechselte, spielte er noch eine Saison bei Victoria Rosport in Luxemburgs erster Liga. Im November 2019 setzte ihn ein Kreuzbandriss lange Zeit außer Gefecht. Rückblickend bewertet Fisch seine Jahre auf der größeren Fußballbühne trotz des verpassten Durchbruchs als positiv: „Ich würde es noch mal machen und bin stolz darauf. Ich habe mit heutigen Stars wie Kai Havertz zusammengespielt und Erfahrungen gesammelt. Das Größte war für mich, als ich vom DFB zu zwei Länderspielen eingeladen wurde und mit der U17 gegen Belgien spielen durfte. Für Deutschland auf dem Platz zu stehen und die Hymne zu hören war ein tolles Erlebnis.“ Als Andenken blieb eine Tasche des DFB. Sein Trikot musste er wieder zurückgeben. Schöne Erinnerungen seien die Derbys auf Schalke gewesen – besonders gegen Borussia Dortmund, für das er eigentlich schwärmt. „Den größten Dank möchte ich an meine Eltern richten, die mich immer stark unterstützt und gefördert haben“, lässt der heutige Geographiestudent an der Uni in Trier (im dritten Semester) durchblicken. Sein Vater Wolfgang betreute ihn auch einige Zeit im Trainerteam der Eintracht.

Die Rheinlandliga sei für ihn nie das Ziel gewesen – in Bitburg landete er aufgrund der engen Verbundenheit zu FCB-Trainer Fabian Ewertz (beide kennen sich aus dem DFB-Stützpunkttraining), wo er wieder Spaß am Fußball gefunden habe.

Fisch bewertet den Saisonstart des FCB mit acht Punkten aus sechs Spielen und dem 13. Tabellenplatz so: „Wir hatten Pech, da es uns durch Spielabsagen am härtesten getroffen hat. Als junges Team erlebten wir unser erstes Saisonhighlight am zweiten Spieltag mit der ersten Hälfte in Ahrweiler, als wir 2:0 führten und stark spielten. Bitter, dass wir nach gut 90 Minuten mit der letzten Aktion noch das 2:2 kassierten.“

Bereits im dritten Jahr ist Fischs Teamkollege Jannik Grün für die Bierstädter aktiv. Der heute 20-Jährige läuft in der dritten Saison im FCB-Dress auf und schaffte hier nach der abgebrochenen Saison im Frühjahr den Aufstieg von der Bezirks- in die Rheinlandliga. „Leider konnten wir coronabedingt unseren Triumph nicht feiern und mussten auch unsere Mannschaftsfahrt nach Mallorca absagen. Wir sind eine eingeschworene Truppe, in der auch Freunde von mir spielen“, sagt der im knapp 20 Kilometer von Bitburg entfernten Sinspelt lebende Grün, der nach seinem Abitur im vergangenen Jahr eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert.

In dieser Saison stand er in jedem Rheinlandligaspiel des FCB auf dem Feld und erzielte in diesen sechs Partien drei Tore – eine starke Quote für einen Defensivspieler. „Ich bin Feuer und Flamme auf dem Spielfeld und sehr ehrgeizig. Aufgeben gibt es bei mir nicht, wobei ich als Fußballer keinen einfachen Weg hatte und mit Rückschlägen umgehen musste.“

Während seiner Zeit bei Eintracht Trier spielte der Fan von Bayern München als Jüngster immer im Jahrgang der Älteren und profitierte davon. Grün, dessen Vater Ralf ihn auch als Jugendtrainer in Trier förderte, galt als großes Talent und hatte als Teenager Angebote aus der Nachwuchs-Bundesliga vorliegen. Er entschied sich zunächst für ein weiteres Jahr beim SVE („Ich war noch zu jung und wollte mich in Trier weiterentwickeln“) und wechselte erst zur Saison 2016/17 in die B-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest zum FSV Mainz 05. Hier spielte er unter anderem mit den heutigen Profis Jonathan Burkardt und Leandro Barreiro zusammen. „Ich habe mich schnell eingelebt und einen sehr professionellen Verein erlebt. Highlights waren für mich der Besuch von Bundesligaspielen der Profis, wo Gänsehautstimmung greifbar war, und der Konkurrenzkampf mit den besten Kickern meines Jahrgangs.“

Verletzungspech blockierte Grüns weiteren Weg bei den Rheinhessen. Im Fußgelenk wurden Sehnenreizungen und eine Entzündung festgestellt, was eine längere Pause nach sich zog. Drei Monate war er so außen vor und verlor den Anschluss. Es folgte die Rückkehr zu Eintracht Trier (obwohl er in Mainz einen Dreijahresvertrag besaß), wo er insgesamt acht Jahre aktiv war. „Perspektivisch war ich damals in Trier für die erste Mannschaft vorgesehen. Nach einer Knieverletzung habe ich mich dann aber für einen Wechsel entschieden“.

Im Sommer 2018 schloss sich Grün dem FC Bitburg an, dessen Trainer Ewertz er schon lange kennt und schätzt. Der Bitburger Coach ist froh, solch gut ausgebildete Fußballer in seinen Reihen zu haben: „An den beiden Jungs werden wir noch ganz viel Freude haben. Es sind zwei meiner ersten Spieler aus meiner Arbeit beim DFB-Stützpunkttraining, das hier gefruchtet hat.“

Bitburg: Zwei Eifeler und ihr Weg im großen Fußball
Foto: Sebastian J. Schwarz/sjs / Sebastian J. Schwarz

Hier wieder auf seinen alten Teamkollegen aus Trierer Zeiten zu treffen, freut Grün besonders: „Fabian hat das Spiel verstanden. Wir sind beide Leader und wollen unsere Mitspieler mitziehen. Da spielt das Alter keine Rolle.“ FCB-Kapitän Arthur Schütz lobt die beiden Mannschaftskameraden: „Jannik hat schnell Fuß gefasst, ist körperlich sehr stark und hilft uns als Abwehrchef enorm weiter. Fabian ist auch ein herausragender Fußballer, der technisch sehr gut ist und uns durch seine Spielstärke weiterhilft.“ Einen gravierenden Unterschied zwischen den beiden verrät der Kapitän: „Vor der Corona-Pause starteten wir mannschaftsintern ein virtuelles Fifa-Turnier, bei dem Fabian sehr gut war. Jannik hingegen ist auf dem Platz um Welten besser als beim Fifa-Zocken.“

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