Blonder Engel mit Herz für die Eifel

Bitburg · Stammgast zu Besuch in der Eifel: Fußballtrainer Bernd Schuster hat beim spanischen Erstligisten FC Málaga eine anspruchsvolle Aufgabe übernommen: Mit weniger Geld möglichst genauso großen Erfolg zu haben wie zuletzt. Ein Besuch beim heute endenden Trainingslager der Andalusier in der Sportschule Bitburg.

 Bloß nicht aus der Balance geraten: Zwei Spieler des FC Málaga im Trainingslager in Bitburg. TV-Foto: Andreas Feichtner

Bloß nicht aus der Balance geraten: Zwei Spieler des FC Málaga im Trainingslager in Bitburg. TV-Foto: Andreas Feichtner

Bitburg. Ein Mannschaftsbild der etwas anderen Art: Im blauen Trikot posieren Fußballstars des FC Málaga vor der Sportschule Bitburg. Nationalspieler, Jungstars, Profis, die in der Champions-League zuletzt das Halbfinale nur um ein paar Sekunden verpasst haben - und damit Dortmund glücklich machten. Davor und dazwischen hocken und stehen zwei Dutzend chinesische Mädchen im roten Trikot. Ein FCM-Spieler legt seine Arme um zwei Chinesinnen. Es ist ein Erinnerungsfoto an die Zeit in der Eifel. Im Fußball-Alltag laufen sich die chinesische U-16-Mädchen-Nationalmannschaft und der vom früheren "blonden Engel" Bernd Schuster trainierte spanische Erstligist FC Málaga eher nicht über den Weg. Das gibt\'s nur in Bitburg.
Warum neben den Chinesinnen auch der FC Málaga die viele Meter lange Wimpelsammlung in der Sportschule erweitern wird, das weiß Willi Käfer-Ewertz - der Chef der Sportschule - nur zu gut. Bernd Schuster kam bisher meistens mit seinen spanischen Clubs nach Bitburg. "Mit Getafe, Xerez, Levante - immer!" Nur nicht 2007. Damals war Schuster Cheftrainer bei Real Madrid. "Das hatte wegen der vielen Verpflichtungen von Real Madrid leider nicht geklappt", sagt Käfer-Ewertz.
Ein Besuch beim Training am Freitag. Krafttraining, ein paar kurze Einheiten mit dem Ball. Schuster trottet mit grimmigem Blick langsam die Seitenlinie auf und ab.
Gefordert ist er heute nicht, die Standards übernehmen seine Assistenten.
Ein paar Zaungäste sind da, dazu eine Handvoll spanische Journalisten. Ein Junge knipst Handyfotos. Und einer nutzt das Training zur Gegnerbeobachtung: Fabian Ewertz wird einige Stunden später mit seiner Mannschaft auf die Spanier treffen. Der 32-Jährige ist Trainer beim Kaller SC, Bezirksligist aus der Eifel (Kreis Euskirchen). "Das ist was ganz Besonderes für uns", sagt er. Nicht nur, weil über 2000 Zuschauer erwartet wurden. "Ich hoffe, es bleibt einstellig." Die Spanier wollten einen Gegner, der ihnen das Leben mal nicht so schwermachen wird. Der Kaller Trainer hatte die Kontakte - als Sohn von Käfer-Ewertz.
Am Mittwoch hatten Schuster & Co. einen Ausflug nach Belgien gemacht. Dort gewann Málaga einen Test beim Erstligisten KRC Genk mit 1:0. Am Samstagmorgen macht sich der Tross von Bitburg aus auf den Weg nach Izmir. Dort steht am Sonntag ein Testspiel gegen Galatasaray Istanbul an.
Schuster hat eine schwere Mission in Málaga vor sich. Der Club hat jahrelang über die Verhältnisse gelebt und muss nun sparen. Aktuell ist er von den europäischen Wettbewerben ausgeschlossen. Ein Star wie Isco (20) musste verkauft werden. Aber attraktiver als etwa der Hamburger SV ist der Club immer noch. Das zumindest findet Ex-Bayern-Spieler Roque Santa Cruz. Er sagte dem HSV ab, um in Málaga zu unterschreiben.
Den Eifel-Trip machte Schuster auf dem kleinen Dienstweg klar. "Er wurde Mittwochs als neuer Trainer vorgestellt. Und zwei Tage später rief er bei mir an, ob wir noch was frei haben", sagt Käfer-Ewertz. Hatte er eigentlich nicht - aber er verschaffte sich Platz. "Wir mussten eine Mannschaft auf einen anderen Termin legen." Schuster ist schließlich ein treuer Gast, wie auch Christoph Daum oder die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Vor 15 Jahren, kurz nach der Eröffnung der Sportschule auf dem Flugplatzgelände, war der Europameister von 1980 einer der ersten Gäste.
"Willi und ich sind befreundet. Und wir haben hier einfach sehr gute Bedingungen", sagte Schuster in Bitburg der versammelten Presse. Für Einzel-Interviews fehlt ihm am Freitag die Zeit. Kaum ist das Training zu Ende, schnappt sich Schuster im Vorbeigehen Käfer-Ewertz als Fahrer - und weg sind sie.

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