Der Ball, das unbekannte Wesen

Früh übt sich: Wenn Drei- bis Sechsjährige einem Ball hinterherlaufen, dann soll das in Anbetracht des jungen Alters vor allem Spaß machen. Dabei sind die jungen Kicker mit voller Konzentration bei der Sache.

 Das Vorbild sind die Jungs aus dem Kinofilm „Die wilden Kerle“ – und auch die jungen Fußballer beim Bambini-Turnier in Konz wissen sich durchaus schon zu wehren. TV-Foto: Hans Krämer

Das Vorbild sind die Jungs aus dem Kinofilm „Die wilden Kerle“ – und auch die jungen Fußballer beim Bambini-Turnier in Konz wissen sich durchaus schon zu wehren. TV-Foto: Hans Krämer

Trier/Konz. Das Spielfeld ist klein. Es wird quer zum normalen Fußballfeld gespielt, und diese Breite wird nicht einmal voll genutzt. Dass es nur einen Ball gibt, scheinen die Akteure manchmal zu vergessen. Denn für jeden, der im Einsatz ist, gibt es nur dieses eine Objekt der Begierde - und das ist der Ball.

Die Rede ist vom Bambini-Fußball. Was sonst noch auf Anhieb auffällt: Die Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren haben unglaublichen Spaß am Spiel. Auch wenn der Ball nicht immer dahin läuft, wo er hin soll. Der Ball, der manchmal ein Eigenleben zu entwickeln scheint. Der Ball, das unbekannte Wesen, das den meisten bis über die Schienbeinschoner reicht. Schienbeinschoner? Richtig. Die Sportkleidung lässt nichts zu wünschen übrig. Von den Markenschuhen bis zu den Trikots, beim SV Ruwer sogar schon mit Werbung auf der Brust. Beim Turnier in der Konzer Saar-Mosel-Halle nehmen zehn Mannschaften teil. Es ist, wie im Fußball dieser Altersklasse üblich, ein Turnier ohne Wertung. Die Ergebnisse werden nicht schriftlich festgehalten, es gibt keine Sieger und Verlierer. Auf dem Papier. Jeder einzelne dieser Knirpse weiß aber genau, wie seine Mannschaft bisher abgeschnitten, wer die Tore geschossen hat. Ein paar Mädchen sind auch mit von der Partie, wie Charlotte, die für Fortuna Saarburg am Start ist. Bevor sie begann, dem Ball nachzujagen, war sie beim Schwimmen. "Das war mir zu leicht und zu langweilig", begründet sie den Wechsel. Der fünfjährige Gerrit, wie Petra Mergens versichert, die in Trier-Ruwer den Bambini-Fußball organisiert, "ein sehr ehrgeiziger Junge", zeigt diese Qualität nur auf dem Feld. Er zählt zu den wortkargen Sportlern, hat aber "seine Pressesprecherin" dabei. Schwester Nina geht lieber zum Turnen, gibt aber Auskunft, wie Bruder Gerrit zum Fußball kam: "Wegen des Films ,Die wilden Kerle'. Und: "Am meisten Spaß macht es ihm, Tore zu schießen."

In vielen Vereinen wird inzwischen schon im Vorschulalter mit dem Training begonnen. Meist initiiert von Kindern und Eltern, die aus "Fußball-Familien" kommen. Wie in Ruwer. Dort hat Paul Mergens seinen Papa Christian, Trainer der SG Sauertal, "regelrecht breitgeschlagen". Jetzt hat Mergens mit Dirk Krejtscha rund 20 Bambini zweimal pro Woche im Training. Und das unterscheidet sich, wie die Spiele auch, sehr wesentlich von dem der älteren Jahrgänge. Die Richtung hat der Verband vorgegeben. In den Merkblättern ist zu lesen, was nicht gewollt ist. Ein Auszug: "G-Junioren, Erfolgsdruck, Stress im Spiel, starre Regeln oder auch Training von Technik und Taktik." Deshalb werden "keine neuen Spielklassen" gebildet und "Resultate nicht gelistet". Ausdrücklich gewünscht ist die begleitende Unterstützung der Eltern. "Die sind zum Teil sogar beim Training dabei." In Konz sowieso. Die komplette Tribüne der Saar-Mosel-Halle ist von Familienangehörigen besetzt, von Mütter und Vätern über die Geschwister bis zum Haustier. Während auf dem Spielfeld herumgewuselt wird und hundertprozentige Konzentration erkennbar ist, wird von den Rängen angefeuert. Es darf angezweifelt werden, dass die "Stars von morgen" überhaupt etwas wahrnehmen. Aber so haben wenigstens alle etwas davon.

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