Der "Geißbock" und das Auge des Sturms

Ein sicherer Mittelfeld-Platz, ein entspanntes Umfeld und jede Menge Vorfreude auf die Rückkehr des "Prinzen": Der 1. FC Köln startet am Samstag mit dem Heimspiel gegen Wolfsburg in die - vermutlich stressarme - Rückrunde. Nur mit einer Überdosis Lässigkeit kann der FC noch in die Bredouille geraten.

Köln. In Rot, Schwarz oder Weiß? Mit dem Spruch "In Kölle zo Hus" oder lieber "Reloaded" oder doch eher "Poldi ist ein Teil von Kölle"? Das sind die ersten Auswahl-Möglichkeiten, um am eigenen Leib die Liebe zu Lukas Podolski zu demonstrieren: Bei den neuen T-Shirts des 1. FC Köln steht - natürlich! - der Sommer-Rückkehrer im Vordergrund. Die Macher kommen kaum mit der Produktion hinterher. Tausende gingen bereits in den ersten Tagen über die Theke. Dabei kann der Wechsel zumindest theoretisch noch platzen: Dann, wenn der 1. FC Köln wider Erwarten noch absteigen sollte. Nach der Hinrunde haben die "Geißböcke" immerhin ein Neun-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz.

Aber wie geht's weiter? Die Bilanz und die Aussichten:

Die Stärken: Der FC hat sich vor der Saison gut verstärkt - vor allem in der Defensive: Geromel und Petit sorgen für neue Stabilität und Qualität. Auch Pierre Womé erfüllte - gemessen an seiner langen Spielpause - die Erwartungen. Bitter: Der Kameruner erlitt in der Vorbereitung einen Sehnenabriss im Oberschenkel und dürfte damit über zwei Monate ausfallen. Der FC-Trumpf in der Offensive ist Milivoje Novakovic mit bereits zehn Saisontreffern.

Die Schwächen: Kreativität und Effektivität im Mittelfeld? Daran mangelt es. Nemanja Vucicevic war meist zu verspielt und uneffektiv, Roda Antar kam überhaupt nicht in Tritt, auch Thomas Broich konnte nicht in die Bresche springen. Im Sturm reißt "Nova" zwar vieles raus, adäquate Offensiv-Partner hatte er bisher aber nicht - so gelang Sergiu Radu nicht viel. Der Ex-Duisburger Manasseh Ishiaku war lange verletzt, will sich aber in der Rückrunde beweisen.

Die Heim-Premiere: Trainer Christoph Daum hat vor dem Heimspiel gegen Wolfsburg am Samstag nicht eben die freie Auswahl: Die beiden Top-Spieler Geromel und Novakovic sitzen Gelb-Rot-Sperren ab. Für Geromel rückt Kevin McKenna neben Mohamad in die Innenverteidigung. Ishiaku könnte als einzige Spitze beginnen. Wenn Daum wie zuletzt in der Vorbereitung auf ein 4-4-2 setzt, dürfte auch Radu eine neue Chance erhalten.Im rechten Mittelfeld könnte der erst 18-jährige Taner Yalcin seine Bundesliga-Premiere in der Anfangs-Elf feiern. Der Winter-Zugang Derek Boateng (25, Vertrag bis 2013, zuletzt Beitar Jerusalem) dürfte auf der Bank sitzen.

Die Aussichten: In der Winterpause konzentrierte sich fast alles auf die inzwischen perfekt gemachte Rückkehr von Bayern-Stürmer Lukas Podolski an den Rhein. Das hieß: Das Team konnte vergleichsweise ruhig arbeiten. Etwa beim Trainingslager im türkischen Belek oder beim Erfolg beim "Wintercup" in Düsseldorf (ein Turnier-Sieg nach zwei 0:0 und einem erfolgreichen Elfmeterschießen). Trainer Daum war es dann auch fast zu entspannt: In Belek beklagte er die zu laxe Einstellung seines Teams. Nicht ohne Grund: Die ordentliche Distanz nach unten und oben kann zu Nachlässigkeiten führen. Im Fall einer Negativserie könnte der FC auch noch in den Abstiegskampf geraten - und wer dann schon vorzeitig die Saison abgehakt hat, hat schlechte Karten. Realistischer ist aber ein anderes Szenario: Der FC wird zwar noch ein paar Rückschläge hinnehmen, in der Tabelle aber etwa dort bleiben, wo er jetzt auch steht. Und im Sommer dürfte dann die Vorfreude auf die nächste Saison noch um einiges wachsen: Denn dann ist "Prinz Poldi" nicht nur auf den Shirts der Fans zurück.

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