Es brodelt in der einstigen Hölle

Kaiserslautern · Der dritte Bundesliga-Abstieg nach 1996 und 2006 ist fast perfekt: Auch im 21. Spiel in Folge blieb der 1. FC Kaiserslautern sieglos. Gegen Nürnberg kassierte der Tabellenletzte beim 0:2 (0:1) im fünften Spiel unter Trainer Krassimir Balakov die fünfte Niederlage.

Kaiserslautern. Es hat Zeiten gegeben, da galt der Betzenberg als uneinnehmbare Festung. Da schlotterten den gegnerischen Spielern beim Einlaufen die Knie. Vor lauter Angst vor den Fans und der giftigen Atmosphäre. Der Betzenberg als Vorhof zur Hölle - ein Mythos war geboren. Trotz zweier Abstiege 1996 und 2006 blieb die Angst der Gäste.
Nun, seit der Rückrunde dieser Saison, ist sie Vergangenheit. Die Gastvereine fahren gerne auf den Betzenberg, das Fritz-Walter-Stadion ist zu einem lauschigen Plätzchen geworden. In aller Ruhe nehmen sie drei Punkte mit - wie am Samstag der 1. FC Nürnberg. Der Club ist nicht viel besser als der FCK, aber effizienter. Das 1:0 erzielt Daniel Didavi in der 43. Minute "wie aus dem Nichts" (FCK-Abwehrspieler Mathias Abel), zum 2:0 (73.) trifft Tomas Pekhart nach schönem Sololauf von Didavi. "Wenn es läuft, geht jeder Ball rein", freut sich Didavi.
Das Gegenteil ist nun schon seit Monaten bei Lautern der Fall. "Wir sind nicht gut drauf, aber wir geben unser Bestes. Wir sind alle nur Menschen", sagt Stürmer Richard Sukuta-Pasu. Er vergibt eine von zwei hochkarätigen FCK-Chancen - ebenso kläglich wie der in der 59. Minute unter gellenden Pfiffen der eigenen Fans eingewechselte Sandro Wagner (65.). Der Lauterer Anhang ist restlos bedient. Nach dem Abpfiff prangt in der Westkurve ein Transparent mit der Aufschrift "VERSAGER".
Das Team traut sich nicht mehr zu den Fans, bleibt 20 Meter vor der Kurve stehen. Ein Bild mit Symbolcharakter: Die Fans verspotten ihre Spieler. Und die Spieler haben die Hosen voll - vor dem Gegner und den eigenen Fans. Das hat FCK-Trainer Balakov in seiner kurzen Amtszeit auch schon erkannt. "Ich erwarte von meinen Spielern etwas mehr Stolz und mehr Mut, das Spiel zu gewinnen", kritisierte der Bulgare. Seine Bilanz ist verheerend, aber er soll ein neues Team für den sofortigen Wiederaufstieg aufbauen. Das wird schwierig: Den dafür notwendigen Kredit bei den Fans hat er fast verspielt. Aus der Westkurve erschallten Sprechchöre für Marco Kurz, den Vorgänger Balakovs. Die Fans gehen auf Distanz - kein gutes Zeichen für den Trainer und seinen Boss Stefan Kuntz, der den FCK 2008 vor dem Absturz in die dritte Liga bewahrte. Damals bebte der Betzenberg vor Freude - nun brodelt es bei den maßlos enttäuschten Fans. fan

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