Faires Spiel auf 150 Quadratmetern

Integration durch Fußball: "Ballance" heißt ein Projekt, das Jugendliche zum fairen Umgang miteinander anregen will. Die Organisatoren stellten gestern ihr Konzept vor.

Trier. (cp) Der Fußball wäre nicht so beliebt, wenn er nicht so einfach wäre. Alles was man braucht, ist ein Ball, etwas Torähnliches und Gleichgesinnte. Damit man nicht früher oder später alleine auf dem Platz steht, sollte man Mitspieler und Gegner freundlich behandeln. Am guten Umgang miteinander scheint es allerdings zu hapern. Sei es in den Kreisklassen oder bei den Profis in der Bundesliga: "Wir stellen eine Aggressionssteigerung im Fußball fest", sagt Stefan Christmann vom Landesministerium des Innern und für Sport.

Hier setzt "Ballance 2006" an. Das Projekt, das zur vergangenen Weltmeisterschaft startete, "soll spielerisch altbekannte Werte wie Toleranz und Fairness reaktivieren", beschreibt Christmann die Ziele. Auf einem zehn mal 15 Meter großen Fußballfeld sollen Jugendliche lernen, fair miteinander umzugehen und Konflikte selbst zu regeln. Denn Schiedsrichter gibt es bei "Ballance" nicht. Vor jedem Spiel einigen sich die Mannschaften auf "Fair-Play-Regeln". Die Teams versprechen, sich auf dem Platz zu respektieren. Zudem muss in jeder Mannschaft mindestens ein Mädchen auf Torejagd gehen. Nur im Notfall greift ein ausgebildeter Betreuer ein, um die Wogen zu glätten. Nach dem Spiel vergeben die Mannschaften "Fairness-Punkte". Am Ende zählen nicht nur die Tore, sondern auch das Benehmen auf dem Platz.

"Wir wollen erreichen, dass die Spieler ihren Gegner als Partner sehen", sagt Rainald Kauer, der das Projekt in der Europäischen Sportakademie vorstellte. Was den Organisatoren noch fehlt, sind Veranstalter, die die Idee in die Tat umsetzen und Turniere organisieren. Das Feld mit Banden und Umzäunung kann kostenlos ausgeliehen werden.

Bestens aufgehoben sei "Ballance" im Rahmenprogramm von Festen, bei Vereinen oder in der Nähe von Jugendzentren, also genau da, wo Jugendliche ihre Freizeit verbringen, sagt Kauer. "Wir wollen in die Brennpunkte gehen", erläutert er das Konzept, das vor allem auf sozial benachteiligte Jugendliche und solche mit Migrationshintergrund abzielt. Wie viel Spaß die Arbeit für "Ballance" macht, weiß Enrico Zenzen: "Rund um den Käfig entwickelt sich eine Stimmung wie in einem kleinen Stadion", schwärmt er. Zenzen absolvierte sein Freiwilliges Soziales Jahr an der Sportakademie und betreute das Projekt 2008. Es sei schön zu sehen, wie sich die Jugendlichen nach und nach mit den Regeln identifizierten und "Werte für das Leben lernen", wie es Rainald Kauer ausdrückt. So einfach geht das wohl nur beim Fußball.

Weitere Informationen zu "Ballance 2006" unter www.ballance2006rlp.de.

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