Vereine Fußballclub macht nach 71 Jahren Schluss

Gerolstein-Lissingen · Warum es für den Gerolsteiner Stadtteilverein SV Lissingen nicht mehr weitergeht, und was eine Club­legende dazu sagt.

So mancher Eifelfußballer kann von Duellen auf dem Hartplatz in Lissingen einiges erzählen – umkämpft waren viele Begegnungen auf der roten Erde im Gerolsteiner Stadtteil. Der SV Lissingen zählte über Jahrzehnte hinweg zum Inventar verschiedener Kreisklassen. Nun ist aber Schluss: In einer Versammlung haben die Mitglieder des 1949 gegründeten Vereins die Auflösung beschlossen. Die sogenannte Liquidationsphase ist angebrochen. „Diese dauert ein Jahr. Dann ist der SV Lissingen auch aus dem Vereinsregister gelöscht“, berichtet Jan Thömmes. 2013 hatte er den langjährigen Vorsitzenden Karl-Heinz Elsen abgelöst. Damit scheidet der SVL auch aus der SG Kylltal aus. Der jetzt noch aus sechs Clubs aus Gerolstein und Umgebung bestehenden Spielgemeinschaft war man vor gut zwei Jahren beigetreten.

2017 noch gelang den Lissingern in einer Kooperation mit dem SV Gees sogar die Meisterschaft in der D-Klasse. Personalprobleme setzten danach aber bereits ein: Die folgende Runde konnte deshalb in der C-Liga nicht zu Ende gespielt werden. Daraufhin folgte die Kooperation mit der SG Kylltal.

„Zuletzt hatten wir aber keinen einzigen Spieler mehr mit einem Pass auf unseren Verein, und auch aus dem Lissinger Nachwuchs ist kein Schub zu erwarten gewesen“, berichtet Thömmes. Die Bereitschaft der noch verbliebenen rund 100 Mitglieder, sich für den Verein zu engagieren, sei zudem gering gewesen. „Die notwendigen Arbeiten zum Beispiel rund um den Sportplatz hatten sich auf immer weniger Leute konzentriert“, sagt Thömmes. Deshalb sei man bereits Ende September zusammengekommen und habe unter den anwesenden Mitgliedern beschlossen, den SV Lissingen aufzulösen. Die laut Thömmes aus einem halben Dutzend Frauen bestehende Turngruppe bleibe bestehen und schließe sich möglicherweise dem SV Gerolstein an.

Damit ist ein  Stück Fußballgeschichte in der Sprudelstadt passé. „Früher haben wir sogar mal in der 1. Kreisklasse gespielt“, erinnert sich Karl-Heinz Elsen, der in seiner 38-jährigen Amtszeit als Vorsitzender das Aushängeschild des Vereins war und den guten Ruf des Clubs auch durch seine Schiedsrichtertätigkeit untermauerte: 1972 begann er mit dem Pfeifen und tut dies auch heute als 77-jähriger weiterhin. Genauso wie Wolfgang Köhler, der dem Vorstand des SVL bis zuletzt angehörte, geht er bereits seit einigen  Jahren für einen anderen Verein an den Start, „weil der SV Lissingen genug Schiris zur Erfüllung des Solls hatte“. Elsen tritt so für den SV Ringhuscheid, Köhler für den FC Lützkampen an.

1953 trat Elsen in den Sportverein ein, war Jugend-, Senioren- und AH-Fußballer, übernahm schon 1963 Aufgaben im Vorstand als Jugendleiter, später als Geschäftsführer und seit 1975 dann als Vorsitzender. Zahlreiche Auszeichnungen auch des Sportbundes und des Fußballverbandes Rheinland bis hin zur Ehrennadel in Gold dokumentieren sein nachhaltiges Wirken. Zudem wurde er 2015 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Den Schritt, den Verein aufzulösen, bedauert auch Elsen, sieht aber hier einen generellen Trend: „Das Engagement, sich für einen Verein einzusetzen, lässt in der heutigen Zeit immer öfters nach.“ Das Schicksal, keine eigene Fußballmannschaft mehr zu haben, teile der SV Lissingen mit Clubs in der Nachbarschaft wie denen in Gees und Rockeskyll.

 Der Vorsitzende der SG Kylltal, Björn Thömmes, bedauert das Ausscheiden des SV Lissingen: „Wir verlieren nicht nur einen unserer sieben Partnervereine aus der Gemeinschaft, sondern mit Jan Thömmes und Wolfgang Köhler auch zwei kluge und fleißige Köpfe, die uns in den vergangenen Monaten sehr weitergeholfen haben. Ob beim Definieren und Aufstellen von Strukturen oder Arbeiten im geschäftsführenden Vorstand, auf beide war stets Verlass.“ Fußballern aus Lissingen biete man als SG Kylltal eine sportliche Heimat, betont Björn Thömmes, und der berühmt-berüchtigte Hartplatz in Lissingen stehe den Kickern der SG-Clubs aus Gerolstein, Büscheich, Pelm, Birresborn, Densborn und Mürlenbach weiterhin zur Verfügung – dank Karl-Heinz Elsen: Als Ortsvorsteher ist er nun Kontaktmann zur SG Kylltal und trägt somit seinen Teil dazu bei, dass der Ball weiter im Gerolsteiner Stadtteil rollt.

In einer unserer nächsten Ausgaben lesen Sie einen Artikel über weitere Clubs aus der Region, die nur noch auf dem Papier bestehen oder sich aufgelöst haben. Wenn Sie eine Geschichte zu einem dieser Vereine zu erzählen haben, schreiben Sie uns gerne eine Mail: sport@volksfreund.de

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