Gut gerüstet für die lange Reise

Das letzte Pflichtspiel des Jahres steht an, die weiteste Reise zu einem EM-Qualifikationsspiel: Bundestrainer Jogi Löw will am Dienstag in Kasachstan die gleiche Elf spielen lassen, die am Freitag beim 3:0 gegen die Türkei brilliert hatte. Ein kleines Fragezeichen steht lediglich hinter dem Einsatz von Mesut Özil.

Berlin. Auch ein Happy End kann verdammt weh tun. So muss es sich angefühlt haben, als Mesut Özil beim 3:0 gegen die Türkei wenige Minuten vor Schluss vom Feld humpelte. Knöchel-Prellung, zwei Tage Trainingspause. Wenn alles nach Plan läuft, soll der Mittelfeld-Star beim morgigen Gastspiel des DFB-Teams im kasachischen Astana wieder auflaufen (19 Uhr im ZDF, Ortszeit: 23 Uhr). Es war der erste Moment an diesem Abend, an dem man Özils Freunde lauter hörte als seine Gegner. Viele Anhänger des türkischen Teams, der großen Mehrheit an diesem Abend in Berlin, hatten den Gelsenkirchener Jungen mit türkischen Wurzeln zuvor gnadenlos ausgebuht. Am Ende wurden die Pfiffe weniger. Özil hatte sich schließlich nicht mehr beirren lassen. Nur in der ersten Halbzeit, da war die Anspannung zu spüren. Als Doppel-Torschütze Miroslav Klose das deutsche Team mit dem 1:0 auf Kurs gebracht hatte, war bei Özil die Souveränität zurück. Klar war das nicht: Es gab viele Zweifler, die Özils Wechsel im Sommer zu Real Madrid für falsch hielten, für verfrüht. Über einen längeren Zeitpunkt auf höchstem Niveau zu spielen, das hatte Özil zuvor noch nicht bieten können. Inzwischen ist er gereift: Stammspieler im Star-Ensemble von Real Madrid. Die Fans der türkischen Mannschaft provozierte er nur durch sein Können und sein Tor - nicht aber durch übermäßiges Feiern. "Ich habe aus Respekt nicht gejubelt", sagte Özil. Die Zweifel am technisch herausragenden Mittelfeld-Wuseler waren allgegenwärtig. Nur Bundestrainer Jogi Löw war sich sicher: "Er ist mental stark." Für Löw war der dritte Sieg in der Qualifikationsgruppe "sicher ein wichtiger Schritt" auf dem Weg zur EM 2012 in Polen und der Ukraine. Reichlich Selbstbewusstsein durften auch Bayern-Spieler wie Klose, Philipp Lahm oder Holger Badstuber sammeln.

Für Löw geht es nun darum, nach der Gala gegen den wohl stärksten EM-Gruppengegner den Fokus auf das Pflichtprogramm zu richten. Das heißt: Ein eher exotischer Trip ins fünf Flugstunden entfernte Kasachstan, in die Hauptstadt Astana, nahe der chinesischen Grenze. Das von Bernd Storck trainierte Team ist krasser Außenseiter. Wie schon Berti Vogts, der als Aserbaidschans Trainer im September ein 1:6 hinnehmen musste, traut Storck seinem Team gegen die DFB-Truppe keine Überraschung zu. "Lange kein Gegentor bekommen", das ist die offizielle Maßgabe. Bisher haben die Kasachen in drei EM-Qualifikationsspielen noch kein Tor geschossen. Grund für Veränderungen hat Löw nicht. "Wenn alles normal läuft, gehe ich davon aus, dass in Astana die gleiche Mannschaft aufläuft", kündigte der Bundestrainer an. Fraglich ist allerdings, ob Jerome Boateng zum Einsatz kommen kann. Der Neuzugang von Manchester City stand am Freitag nicht in der Startformation. Er leidet an Magen-Darm-Problemen.

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