Hamburgs letzter Tanz

Erst torlos, dann ratlos: Nach dem 0:1 gegen Köln muss der HSV auf einen Ausrutscher von Borussia Dortmund hoffen. Bleibt der aus, spielt Europa in der nächsten Saison ohne Hamburg.

Hamburg. (cp) Kein Sinnbild wurde in den vergangenen Wochen so strapaziert, wie das von den sprichwörtlichen Hochzeiten, auf denen der HSV tanzte. Dann aber brachten die Duelle mit Werder Bremen das Aus in allen drei Titelrennen. Nun scheinen den Hamburgern nach der erfolglosen Tanzerei die Füße wehzutun.

Die meist gehörte Erklärung für die desolate Leistung gegen beherzt kämpfende und zuweilen passabel spielende Domstädter waren denn auch die großen Belastungen seit der Winterpause. "Insgesamt hatten wir zwölf Englische Wochen. Das hat man heute gesehen", sagte der konsternierte Trainer Martin Jol nach dem Spiel am Samstag.

Nach dem Führungstor durch Fabrice Ehret in der neunten Minute fanden die Hausherren lange keine Mittel, die ersatzgeschwächte Kölner Defensive unter Druck zu setzen. Erst Mitte des zweiten Abschnitts näherte sich der eingewechselte Piotr Trochowski mit Distanzschüssen dem Gäste-Tor. Thomas Kessler, der FC-Ersatzmann zwischen den Pfosten, musste aber nicht einmal eingreifen. "Wir hatten in der ersten Halbzeit keine einzige Chance. Das darf uns gegen Barca passieren, aber nicht gegen Köln", sagte HSV-Stürmer Ivica Olic. Sein letztes Heimspiel im Trikot des HSV hatte sich der kroatische Stürmer anders vorgestellt und ein Aufeinandertreffen mit dem FC Barcelona ist mit der unerwarteten Heimniederlage in weite Ferne gerückt. Denn der direkte Konkurrent aus Dortmund erledigte die eigene Pflichtaufgabe gegen Bielefeld souverän.

So gehen BVB und HSV punktgleich in den letzten Spieltag, wobei die Dortmunder das bessere Torverhältnis auf ihrer Seite haben. Kein Wunder, dass in Hamburg wenig Hoffnung zu spüren ist. "Wir sind realistisch, was unsere Chancen angeht", sagte Jol.

Einzig Marcell Jansen krempelte verbal die Ärmel hoch: "Ich glaube immer noch dran", übte er sich in Zweckoptimismus. Vielleicht können auch seine Kontakte nach Mönchengladbach helfen. Dort muss der Konkurrent aus Dortmund nächsten Samstag ran, während der HSV zum Saisonfinale nach Frankfurt reist.

Zum Finale einer Saison, die für die Hamburger lange Zeit optimal verlief und doch mit einer Enttäuschung enden könnte - nämlich ohne Einladung zur europäischen Hochzeit im nächsten Jahr.

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