Hohe Ziele, hohe Gäste

München · Ist in München Platz für einen Proficlub außerhalb des Fußballs? Anscheinend ja: Bislang nimmt das Publikum das millionenschwere Basketball-Projekt des FC Bayern an - auch wenn es sportlich vor dem Heimspiel gegen deie TBB Trier gar nicht überragend läuft.

München. Über mangelnde Tribünenprominenz können sich die Basketballer des FC Bayern wahrlich nicht beklagen. Bei nahezu jedem Heimspiel sitzen Clubpräsident Uli Hoeneß und Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger in Reihe eins der umgebauten und auf 6700 Plätze erweiterten Rudi-Sedlmayer-Halle. Die firmiert zum Schrecken mancher Traditionalisten tatsächlich als "Audi Dome".
Beide gelten schon seit Jahren als große Basketballfans, doch beide wollen mit ihrer Präsenz auch etwas beweisen: dass es die Fußballmacht FC Bayern ernst meint ihrem neuen Millionenprojekt. Denn es ist ja nur ein Schritt, viel Geld zu investieren, eine alte Halle umzurüsten sowie Spitzenkräfte wie den Trainer Dirk Bauermann, den Aufbauspieler Je‘kel Foster, den Center Chevon Troutman und ein knappes halbes Dutzend deutscher Nationalspieler zu verpflichten. Die nächste Aufgabe ist es, ein solches Finanzprojekt auch in der Stadt und in der Öffentlichkeit zu positionieren - da können ein paar Bilder, auf denen Hoeneß einen Drei-Punkte-Wurf mit viel Applaus honoriert oder Schweinsteiger sich mit seinem Basketball-Kumpel Steffen Hamann abklatscht, nicht schaden. Bislang scheiterte in München noch jeder Versuch, außerhalb des Fußballs einen dauerhaft erfolgreichen Proficlub aufzubauen. Im Basketball aber könnte das tatsächlich gelingen. Die Furcht, dass sich zu ihren Auftritten nur ein paar hartgesottene Anhänger der Sportart sowie ein paar Neugierige aus dem Champagner-Publikum der Fußball-Arena-Logen verlaufen, erwies sich bislang als unbegründet. Die Stimmung in der Halle ist meist gut, und der Zuschauerschnitt liegt bei rund 5500 - nur zu den Heimspielen der Branchenführer Bamberg und Berlin kommen noch mehr Fans. Zwar hat Hoeneß bei der jüngsten Jahreshauptversammlung erklärt, dass sich die Basketball-Abteilung nach den massiven Investitionen in Halle und Kader nun selbst tragen muss. Doch diese weiß auch, dass ein Fortbestand der Hoeneßschen Liebe wichtig ist - und dafür braucht es auch gewisse sportliche Erfolge. "Wir wollen als Vierter oder Fünfter in die Play-offs kommen", hieß es vor Saisonbeginn. Doch selbst dieses für einen Aufsteiger recht forsche Ziel deuten Beobachter noch als zurückhaltende Formulierung. Derzeit liegen die Bayern auf Rang sieben, punktgleich allerdings mit dem Fünften. Auch im Europapokal, für den der Aufsteiger eine Wildcard bekommen hatte, läuft es nicht so gut wie erhofft: Es drohte bereits in der Gruppenphase das Aus (die entscheidende Partie gestern Abend gegen Treviso war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet).
Offensichtlich ist, dass sich die Mannschaft vor allem auswärts schwertut. In fremden Hallen gab es erst einen Sieg: beim Tabellenletzten Göttingen. Der Fußballbusiness-gewohnte Hoeneß weiß auch schon, wie sich dieses Phänomen erklären lässt. "Die Mannschaft muss noch lernen, diesen Druck als Bayern-München-Team auszuhalten", sagt er. "Man sieht, dass sie doch noch überrascht sind, wenn es heißt: Zieht den Bayern die Lederhosen aus! Das sind sie von Basketballfans noch nicht so gewohnt."
Zu Hause allerdings, und das ist vor der Partie am Samstag (19 Uhr) die schlechte Nachricht für die TBB Trier, zeigen sich die Münchner bisher souverän - lediglich gegen Alba Berlin verloren sie. Vielleicht liegt diese gute Bilanz ja auch an den prominenten Tribünengästen Hoeneß und Schweinsteiger.

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