Kampf nicht nur mit Paragrafen

Prüm · Leo Trost ist eine Gallionsfigur in Sachen Fußball-Rechtsprechung für den Fußballkreis Eifel. Seit acht Jahren steht der Prümer nun schon wieder der Kreisspruchkammer vor. Der TV sprach mit Leo Trost über Aufgaben, Tendenzen und Privates.

Prüm. Leo Trost ist eine Respektsperson - aber auch eine Vaterfigur. Schon einmal, von 1981 bis 1990, stand der Prümer der Eifelspruchkammer vor und ist nach Unterbrechungen nun schon wieder acht Jahre auf dieser verantwortungsvollen Position - ehrenamtlich versteht sich. In dieser Zeit hat Trost einiges an Imposantem, aber auch Kuriosem erlebt.

"Die Kreisspruchkammer behandelt vorwiegend sportliche Vergehen wie Platzverweise, Nichtantreten oder Spielabbrüche. Darüber hinaus wird auch das regelwidrige Verhalten von Trainern und Betreuern geahndet". Erst bei einem einzigen Fall wurde ein Kreisspruchkammerurteil an das Verbandsgericht weitergereicht. "Ein dunkelhäutiger Spieler eines Gastvereins, der als Ersatzspieler geführt war, wurde von Zuschauern des gastgebenden Vereins nach dem Spiel beim Kabinengang mit ausländerfeindlichen und rassistischen Äußerungen beschimpft. Da er sich zuvor aber auch nicht ganz fair verhielt und Kommentare in Richtung Heimverein von sich gab, mussten wir das Verbandsgericht in Koblenz einschalten. So werden laut Paragraf 15 der Strafordnung Probleme mit ausländerfeindlichen oder rassistischen Hintergründen vom Verbandsgericht behandelt. Quintessenz war, dass der Heimverein mit einer Geldstrafe von 120 Euro belegt wurde", erklärt Trost, der in dieser Saison bislang 140 Einträge notierte, die sich vornehmlich mit Platzverweisen von Spielern und Fehlverhalten von Trainern und Betreuern beschäftigten. "Diese Zahl ist fast identisch mit denen der Vorjahre. Es ist also keine entscheidende Besserung oder Verschlechterung eingetreten".

Der 69-Jährige verweist auf seine Pflichtteilnahme an Schulungen im Fußballverband Rheinland und an die zentrale Tagung für Mitglieder der Rechtsorgane in Koblenz. Hier ging es um die Vereinheitlichung des Rechtssystems. "Im Bereich des Bezirks West findet einmal im Jahr im Herbst eine dezentrale Tagung statt. Hier werden Probleme regionaler Natur behandelt", sagt Leo Trost, der 2012 erneut für den Vorsitz der Kreisspruchkammer kandidieren will. Bei einer Wiederwahl sei "eine weitere Berufung für drei Jahre vorgesehen", sagt Trost. "Trotz meines Alters macht mir das alles noch riesen Spaß, der Kontakt zum Schiedsrichterobmann Hans-Dieter Jardin ist sehr gut."

Leo Trost war nicht immer "Paragrafenreiter". Der junge Leo Trost spielte zehn Jahre im Jugendbereich in Prüm, war zudem Trainer und Jugendleiter beim SV Prüm, später dann im Kreisvorstand und Staffelleiter im Jugendfußball. "Ich lebe für den Fußball. Das Schreiben und der Sinn für Gerechtigkeit sind für mich mehr als nur ein Hobby. Da ich Pensionär bin und meine drei Kinder längst erwachsen sind, habe ich ja auch Zeit dafür", schmunzelt der Beamte, der 40 Jahre bei der Post als Fahrdienstleiter arbeitete und nun "im Alter" Fahrdienstleiter bei der Prümer Tafel ist. Zudem ist er beim Förderverein Basilika Prüm und beim Bund der Ruhestandsbeamten als Schriftführer tätig.

Der alleinstehende, sympathische und kompetente Fußballfanatiker frönt zudem seinem anderen Hobby, dem Briefmarkensammeln. "Erwähnenswert ist natürlich die gute Arbeit der vier Beisitzer - ohne sie geht es nicht. Solange ich gesund und bei Verstand bin, müssen die Trainer und Spieler noch mit mir Vorlieb nehmen, doch ich glaube, dass ich nicht zu streng bin", erzählt der Funktionär im Ehrenamt, der für viele auch eine Vaterfigur ist.

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