Kronprinzensuche mit Hindernissen

Frankfurt/Main · Nachdem Bundestrainer Joachim Löw Routinier Tim Wiese augenscheinlich als Nummer zwei im Tor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ausgemustert hat, nimmt der Kampf um die Rolle hinter Stammkraft Manuel Neuer Fahrt auf. Doch die Suche nach dem Kronprinzen gestaltet sich noch schwierig.

Frankfurt/Main. Gut sechs Jahre ist es her, als der Trierische Volksfreund Ron-Robert Zieler in Luxemburg zu einem Interview traf. Mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft kämpfte er seinerzeit um den Europameisterschaftstitel und wurde am Ende Vierter. Der Kölner, damals 17 Jahre alt, war mehrere Monate zuvor zu Manchester United gewechselt. Ein großer Schritt für den Torwart-Teenager. Sein Ziel umriss er bereits klar. Profi wolle er werden. Das hat er geschafft. Zielers Weg führte in den vergangenen Jahren stets nach oben. U-19-Europameister 2008, U-20-WM-Teilnahme 2009, erstes Bundesliga-Spiel im Januar 2011 (für seinen aktuellen Club Hannover 96), erstes Europapokal-Spiel im August 2011, erstes A-Länderspiel am 11. November 2011 in der Ukraine.Als A-Nationalspieler kommt Zieler bislang nicht so recht auf Touren. Trotz guter Leistung kassierte er in der Ukraine drei Gegentore binnen 17 Minuten. Und nun im zweiten Einsatz gegen Argentinien die Rote Karte nach einer Notbremse gegen José Sosa, die ihm eine Sperre im nächsten Freundschaftsspiel einbringt. Ein Rückschlag in einer Phase, in der die Torwart-Hierarchie hinter Platzhirsch Manuel Neuer neu geordnet wird. Zieler gibt sich dennoch gelassen: "Die Szene ist sehr unglücklich für mich verlaufen. Aber es stehen noch so viele Spiele bevor. Die Bundesliga geht gerade einmal los. Für mich ist einfach wichtig, im Verein an meine guten Leistungen anzuknüpfen." ter Stegen übt sich in Geduld

Neben Zieler darf sich Marc-André ter Stegen Hoffnungen auf die Kronprinzenrolle machen. Die Nummer eins von Borussia Mönchengladbach kam gegen Argentinien für Zieler aufs Feld und entschärfte zuallererst den Strafstoß von Lionel Messi. Später musste er trotzdem drei Mal hinter sich greifen, ohne dass ihn dabei eine große Schuld traf. Auch für ter Stegen war es das zweite A-Länderspiel. Im ersten Einsatz kassierte er vor knapp drei Monaten fünf Gegentreffer in der Schweiz (3:5). Diese Partie taugte nicht als Bewerbung. Doch für den 20-Jährigen ist das Vergangenheit: "Ich hatte meine Fehler im Spiel. Aber ich habe die Partie abgehakt. Sie hat nichts mehr mit der Zukunft zu tun."In die will ter Stegen geduldig gehen. Diplomatisch formuliert er: "Wir haben viele gute Torhüter in Deutschland. Jeder möchte sich beweisen. Ich will nichts dazu sagen, ob es ein Zwei-, Drei- oder Vierkampf ist. Das ist eine Entscheidung des Bundestrainers." Löw dürfte neben Zieler und ter Stegen noch andere Torleute auf dem Zettel haben. Bernd Leno (Bayer Leverkusen) zum Beispiel. Oder Oliver Baumann (SC Freiburg). Vielleicht tritt aber noch jemand anderes wieder ins Rampenlicht. René Adler (27). Der Ex-Nationaltorwart will beim Hamburger SV wieder zu alter Stärke finden. Extra

Deutschland - Argentinien 1:3 (0:1) Deutschland: Zieler - Boateng, Hummels (25. Höwedes), Badstuber, Schmelzer - L. Bender, Khedira (69. Gündogan) - Müller (32. ter Stegen), Özil (69. Kroos ), Reus - Klose (62. Schürrle) Argentinien: Romero - Zabaleta (65. Campagnaro), Fernandez, Garay, Rojo - Gago, Mascherano (79. Brana) - di Maria (73. Guinazu), Sosa (45. Aguero) - Messi, Higuain Tore: 0:1 Khedira (45.+1/Eigentor), 0:2 Messi (52.), 0:3 di Maria (73.), 1:3 Höwedes (81.) Rote Karte: Zieler (30./Notbremse, ter Stegen hält den fälligen Elfmeter, 32.) Testspiel-Ergebnisse: Italien - England (in Bern) 1:2 Belgien - Niederlande 4:2 Schweden - Brasilien 0:3 Mexiko - USA 0:1 Estland - Polen 1:0 Puerto Rico - Spanien 1:2 Russland - Elfenbeinküste 1:1 Frankreich - Uruguay 0:0 Norwegen - Griechenland 2:3 Kroatien - Schweiz 2:4 Österreich - Türkei 2:0 Island - Färöer 2:0

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