Fußball Mit Tipps aus Trier ins Halbfinale

Völklingen · Dem 1. FC Saarbrücken gelingt mit einem 8:7 nach Elfmeterschießen über Fortuna Düsseldorf der Sprung in die Runde der letzten Vier im DFB-Pokal – und das auch dank zwei Ex-Eintrachtlern.

 Strahlender Elferkiller: Torwart Daniel Batz hielt gleich fünf mal vom Punkt aus und war damit der Garant für die neuerliche Saarbrücker Pokalsensation. 

Strahlender Elferkiller: Torwart Daniel Batz hielt gleich fünf mal vom Punkt aus und war damit der Garant für die neuerliche Saarbrücker Pokalsensation. 

Foto: dpa/Thomas Frey

Kurz vorm Elfmeterschießen im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Bundesligist Fortuna Düsseldorf packte Saarbrückens Torwarttrainer Michael Weirich einen Stapel Zettel aus und ging deren Inhalt mit Schlussmann Daniel Batz auf die Schnelle durch. „Es war eine Ausarbeitung von allen Düsseldorfer Spielern aus den letzten Jahren – wer wohin traf und wer wie verschossen hat“, verriet „Hämmer“, wie der 37-jährige, frühere Torwarttrainer des SV Eintracht Trier 05 in Fußballerkreisen genannt wird.

Mit den Infos konnte Batz einiges anfangen: Der Keeper des Regionalliga-Südwest-Tabellenführers wehrte im Mammut-Elfmeterschießen gleich vier von zehn Bällen ab. Zuvor hatte er bereits in der regulären Spielzeit den von Rouven Hennings getretenen Strafstoß an den Pfosten gelenkt (83.). Diese Ausbeute machte auch ihn baff: „Fünf Elfmeter – das ist mehr, als ich vorher in meiner ganzen Karriere zusammen gehalten habe.“

Nach dem Treffer von Tobias Jänicke lag der am Dienstagabend sehr kämpferisch und kompromisslos agierende FCS mit 1:0 in Führung.  Dass es nicht schon früher zum Sieg und damit zum Vorstoß ins DFB-Pokalhalbfinale reichte, lag auch an Batz’ Gegenüber: Eine Ecke verlängerte Fortunas Schlussmann Florian Kastenmaier auf Mathias Jörgensen, der dem nicht nur bei Elfmetern, sondern auch bei einigen weiteren Chancen der Düsseldorfer immer wieder bärenstarken Batz keine Chance ließ (90.).

„Wir haben uns auch durch diesen Rückschlag nicht unterkriegen lassen und einem Bundesligisten volle 120 Minuten lang Paroli geboten“, durfte der sehr solide agierende Linksverteidiger Mario Müller feststellen. Auch der frühere Trierer Regionalligaspieler (33 Einsätze in der Saison 2015/16) musste im Elfmeterschießen ran – und verwandelte überlegt in die Tormitte zum 7:6, während Kastenmaier in seine linke Ecke flog („Der Druck lag am Ende nicht bei uns. Wir haben doch schon so viel erreicht.“). Anschließend sorgte Batz für die Entscheidung, indem er gegen Jörgensen hielt. Bereits im Achtelfinale war der gebürtige Erlanger Elferheld beim Sieg über Zweitligist Karlsruher SC. Klar, dass der 29-jährige erneut im Mittelpunkt der Ovationen stand. „Wir haben da einen Verrückten zwischen den Pfosten. Was der wieder gehalten hat, war unfassbar“, sagte Teamkollege Müller.

Nicht so recht fassen konnte Batz auch etwa eine Stunde nach dem Abpfiff den neuerlichen Pokaltriumph – neben Düsseldorf und dem KSC mussten auch schon der 1. FC Köln und Jahn Regensburg in der laufenden Pokalserie im Völklinger Ausweichstadion dran glauben. „Normal ist das nicht. Alles kommt mir ein bisschen surreal vor“, entfuhr es dem 2017 von Saar-Rivale Elversberg zu den Blau-Schwarzen gewechselten Torwart, der Anfang Mai 2012 im Dress des SC Freiburg sein Bundesligadebüt feierte. Während die VIP-Gäste ihn mit „Batzi, Batzi!“-Sprechchören feierten, wusste der Saarbrücker Pokalheld, bei wem er sich auch zu bedanken hatte. „Hämmer“ Weirich mache als Torwarttrainer „unfassbare Arbeit – auf und neben dem Platz“. Der so Gelobte weiß, dass Batz schwere Jahre in Saarbrücken durchmachen musste und ob schwankender Leistungen in der Kritik stand. Inzwischen hat sich Batz auf hohem Niveau stabilisiert. „Daniel ist ein kompletter Torwart, der auch einen klaren Kopf hat“, weiß der mit seiner Familie im Trierer Stadtteil Mariahof lebende und bei der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg-Kell hauptberuflich arbeitende  Weirich, der beim FCS mit Heinz Böhmann ein Torwarttrainerduo bildet.

Nur noch ein Spiel sind die beiden Ex-Eintrachtler Müller und Weirich mit den Saarländern vom Pokalfinale in  Berlin entfernt. Mit dem FCS gelang ihnen in jedem Fall ein Novum im deutschen Fußball. Noch nie zuvor hat ein Viertligist das DFB-Pokal-Halbfinale erreicht. Gegen wen es nun im Halbfinale geht, entscheidet sich am Sontag, ab 18 Uhr (Live im Rahmen der ARD-Sportschau). Doch all’ das tritt jetzt zunächst wieder in den Hintergrund. Schließlich will der Spitzenreiter seine Position in der Regionalliga Südwest bis Mai halten und so endlich die Drittliga-Rückkehr schaffen. „Samstag spielen wir in Walldorf. Ab Donnerstag muss da der volle Fokus drauf. Das ist die Kunst“, betonte der zur Jahreswende für den trotz Platz eins und erster Pokalerfolge geschassten Dirk Lottner verpflichtete Trainer Lukas Kwasniok.

Dass mit dem TSV Steinbach beim SSV Ulm (1:2) am Dienstag noch ein Titelmitkonkurrent drei Zähler verspielte, war auch so ganz nach dem Geschmack der Saarbrücker.

 Michael Weirich

Michael Weirich

Foto: TV/Hans Krämer
 Der frühere Trierer Torwarttrainer Michael Weirich eilt mit Saarbrücken im DFB-Pokal von Erfolg zu Erfolg.

Der frühere Trierer Torwarttrainer Michael Weirich eilt mit Saarbrücken im DFB-Pokal von Erfolg zu Erfolg.

Foto: privat

Es war halt ein Abend wie gemalt für die Blau-Schwarzen – mit einem alles überragenden Daniel Batz.

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