Pomadig, frech und provokativ

Cardiff · Ein glanzloser Erfolg in der Weltmeisterschafts-Qualifikation, ein Disput zwischen Ballack und Podolski sowie ein dennoch zufriedener Bundestrainer: Nach dem 2:0-Sieg in Wales ist die Gemütslage in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft unterschiedlich.

Frech und forsch:

Michael Ballack. Braucht die Nationalelf den Kapitän noch? Über diese Frage diskutierte Fußball-Deutschland in den vergangenen Monaten - bedingt durch den Streit des 32-Jährigen mit Bundestrainer Joachim Löw und seine Verletzungen. Mit seinem frechen Führungstreffer gegen Wales (30-Meter-Schuss in den Torwinkel, 11. Minute) unterstrich Ballack seine Bedeutung für die Mannschaft. Das tat er auch verbal - was nicht bei jedem gut ankam.

Pomadig und provokativ:

Lukas Podolski.
Wieder in der Rolle als linker Mittelfeldspieler tat der 23-Jährige in Wales wenig für das deutsche Spiel. Er wirkte mit sich unzufrieden, was in einem Disput mit Ballack in der zweiten Halbzeit gipfelte. Der Kapitän und Podolski stritten sich lauthals, "Poldi" wischte dabei mit der rechten Hand in Richtung Ballacks Gesicht. Nach Aussage des Kapitäns ging es um taktische Anweisungen, mit denen der Stürmer des FC Bayern München nicht einverstanden war. Überrascht reagierte Ballack auf Podolskis Reaktion: "Auf dem Platz hat er die taktischen Dinge umzusetzen, aber nicht handgreiflich zu werden. Er hat noch viel zu lernen, er ist noch ein junger Spieler." Noch vor dem Rückflug des Teams gestern Morgen gab es eine Ansprache von Bundestrainer Joachim Löw ("So was darf nicht passieren") und eine Aussprache der sportlichen Leitung mit Ballack und Podolski. Tenor: Die Sache ist gegessen, es gibt keine Strafe für "Poldi".

Ruhig und realistisch:

Robert Enke.
Zweimal (21./57.) bewahrte der 31-jährige Torwart mit guten Paraden die deutsche Mannschaft vor einem Gegentreffer. Steigen seine Chancen nun im Kampf um die neue, feste Nummer eins? Der Schlussmann von Hannover 96 sieht sich (noch) nicht im Vorteil im Vergleich mit René Adler (Bayer Leverkusen) und Tim Wiese (Werder Bremen).

Wieder geherzt und halb belohnt: Mario Gomez. In der Statistik taucht er nun mit einer neuen Zahl auf: Seit 733 Minuten wartet Stürmer Mario Gomez vom VfB Stuttgart auf ein Tor in der Nationalmannschaft. Auch in Wales klappte es nicht, auch wenn er Fürsprecher fand. Etwa in Person von Ashley Williams, der eine forsche Hereingabe von Gomez kurz nach der Pause ins eigene Tor bugsierte (0:2, 48.). Oder in den mitgereisten Fans, die den 23-Jährigen nicht auspfiffen, sondern seinen Namen skandierten. "Wer arbeitet, wird belohnt", sagte Gomez. "Das Tor muss man mir trotzdem nicht gutschreiben."

Zufrieden und zielstrebig: Joachim Löw. Deutschland spielte in Wales nicht besonders herzerfrischend. Der Bundestrainer hätte sich vor allem nach dem 2:0 gewünscht, dass sein Team mit mehr Tempo auf ein drittes Tor hingearbeitet hätte. Unabhängig davon ist der 49-Jährige mit dem bisherigen Verlauf der WM-Qualifikation sehr zufrieden: "Wir haben 16 von 18 möglichen Punkten. Nach so einem Turnier-Jahr ist das fast maximal." Das nächste WM-Qualifikations-Spiel bestreitet Deutschland am 12. August in Aserbaidschan. Zuvor steht Ende Mai/Anfang Juni aber noch die (wegen des Termins) zweifelhafte Asien-Reise mit Länderspielen gegen China (29. Mai) und die Vereinigten Arabischen Emirate (2. Juni) auf dem Programm.

Statistik: Wales: Hennessey - Collins, Williams, Nyatanga (74. Cotterill) - Ricketts (53. Gunter), Ramsey, Bale - Davies, Ledley - Earn shaw, Vokes (62. Evans)

Deutschland: Enke - Beck, Mertesacker, Tasci, Lahm - Rolfes (78. Westermann), Hitzlsperger - Schweinsteiger (86. Helmes), Ballack, Podolski (72. Trochowski) - Gomez

Tore: 0:1 Ballack (11.), 0:2 Williams (48., Eigentor) - Schiedsrichter: Terje Hauge (Norwegen) - Zuschauer: 26 064

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