Fußball Salmrohrs „Mister 99 Prozent“

Salmrohr · Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar: Lange Zeit sieht es im Duell mit Hassia Bingen (3:3) nach der siebten Heimniederlage des FSV Salmrohr aus. Dann dreht ein Spieler mächtig auf.

  Julian Bidon (rechts, hier im Duell mit dem früheren Salmrohrer Julian Hohns) bewies auch gegen Bingen seine Torgefahr und hat jetzt schon sechs Treffer auf seinem Konto .

Julian Bidon (rechts, hier im Duell mit dem früheren Salmrohrer Julian Hohns) bewies auch gegen Bingen seine Torgefahr und hat jetzt schon sechs Treffer auf seinem Konto .

Foto: Sebastian J. Schwarz/sjs / Sebastian J. Schwarz

Auf der einen Seite wurden nach dem Abpfiff vor Wut Trinkflaschen auf den Boden gedonnert, auf der anderen konnten sie den Platz mit einem Lächeln verlassen: Nachdem sich die beiden Fußball-Oberligisten FSV Salmrohr und Hassia Bingen am Samstagnachmittag 3:3 unentschieden getrennt hatten, waren die Reaktionen in beiden Lagern höchst unterschiedlich.

Die Gäste vom Rhein-Nahe-Eck sahen schon wie der (ganz) sichere Sieger aus. Gut bedient war Salmrohr noch mit den Treffern von Ilker Yüksel (aus kurzer Distanz nach raffiniert ins lange Eck geschlenztem Freistoß von Baris Yakut, 7.), Yakut (nach Linksflanke von Yanick Haag in der 31. Minute) sowie von Shai Santino Neal (65., nach missglückter Grätsche von Marcel Giwer). Mehrfach hatten die spielerisch, aber auch körperlich viel robusteren Binger weitere Treffer auf dem Fuß oder Kopf. Mal mangelte es aber an Konzentration oder war der aufmerksame Schlussmann der Hausherren, Sebastian Grub, zur Stelle.

Eine Woche nach dem glanzvollen 2:1-Derbysieg bei Eintracht Trier, den sich der FSV vor allem durch eine konsequente Zweikampfführung verdient hatte, war das Team von Lars Schäfer zunächst wieder in den altbekannten Trott verfallen. „Wir waren schläfrig und kamen oft einen Schritt zu spät. Das war eine 180-Grad-Wendung zum Spiel im Moselstadion“, musste der Salmrohrer Trainer zugeben. Unterm Strich freute er sich aber über „drei Punkte für die Moral und einen für die Tabelle“.

Das Aufbäumen der Gastgeber hatte einen Namen: Julian Bidon. Ähnlich wie zuvor in Trier, als ihm ein Treffer selbst gelang und er einen weiteren vorbereitet hatte, strahlte der 31-Jährige auch diesmal viel Torgefahr aus. Nach Pass in die Tiefe von Lucas Abend vollstreckte „Jule“, wie er in Mannschaftskreisen nur genannt wird, zum 1:3-Anschlusstreffer (71.). In der Schlussphase beorderte Coach Schäfer den etatmäßigen Flügelspieler ins Sturmzentrum. Mit Erfolg. Einen zu kurz abgewehrten Ball verwertete Bidon per 16-Meter-Knaller zum 2:3 (82.). Und als er von Neal wenig später beim Torabschlussversuch zu Fall gebracht worden war und Schiedsrichter Tobias Hauer auf Elfmeter entschied, vollstreckte Daniel Bartsch zum 3:3 (84.).

„Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte noch dran geglaubt. Aber im Fußball gibt es manchmal Dinge, die kannst du nicht erklären“, lautete Bidons Erklärungsversuch auf die Frage, warum der FSV im siebten Anlauf erstmals in dieser Saison zu Hause nicht leer ausgegangen war und eine solche Aufholjagd hingelegt hatte.

So ganz zufrieden wollte Bidon dann aber doch nicht sein, schließlich war er in der 87. Minute gegen immer konfusere Hassiaten alleine aufs Tor zugesteuert, schoss aber drüber („Das wäre es gewesen – der Ball ist mir aber weggerutscht.“).

Rund vier Wochen lang hatte ihn eine Oberschenkelverhärtung außer Gefecht gesetzt. Nach seinem Comeback rund zehn Tage zuvor beim 1:2 gegen Waldalgesheim, sah sich der im Sommer aus Luxemburg ins Salmtal zurückgekehrte Akteur erst bei 70 Prozent. Und nun? „Sagen wir mal bei 99.“

Schäfer gibt zu, dass er schon länger mal mit dem Gedanken gespielt habe, Bidon in den Angriff zu stellen. Eine Wiederholung am kommenden Mittwoch im Nachholspiel gegen die SG 2000 Mülheim-Kärlich (19.30 Uhr, Kunstrasen) scheint nicht ausgeschlossen. „Nach zuletzt vier Punkten aus zwei Partien spielen wir dann auf Sieg“, zeigte sich Mittelfeldspieler Maurice Neukirch fest entschlossen und leistete sich noch einen Freudschen Versprecher, der alles aussagte über den Stellenwert des Ergebnisses für die Salmrohrer: „Es war ein super Sieg heute – äh – Unentschieden.“

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