Skandal lähmt türkische Süper Lig

Istanbul · Aufruhr im türkischen Fußball: Ein gigantischer Bestechungsskandal stellt die Süper Lig auf den Kopf. Meister Fenerbahçe droht gar der Zwangsabstieg. Aber, sagen Experten, der Skandal bietet auch die Chance für einen Neuanfang.

Istanbul. Mehr als 60 Spieler und Funktionäre verhaftet, Supercup verschoben, Liga-Start ungewiss: Die türkische "Süper Lig" wird rund zwei Wochen vor dem geplanten Saisonbeginn von einem Bestechungsskandal erschüttert, der ersten Erkenntnissen der türkischen Staatsanwaltschaft zufolge gigantische Ausmaße hat.

Mindestens 20 Partien aus der vergangenen Spielzeit stehen unter Manipulationsverdacht. Mehrere Erstligaclubs, darunter auch Besiktas und Fenerbahçe Istanbul sowie Trabzonspor, sind in den Skandal verwickelt — ihnen droht der Zwangsabstieg. Spieler und Funktionäre sollen mit hohen Summen dazu verleitet worden sein, den Ausgang der Spiele in eine bestimmte Richtung zu drehen. Teilweise hätten sich verschiedene Geldgeber sogar gegenseitig überboten. Seit Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft — bis zum 1. August will sie Ergebnisse vorlegen.
Der für den 31. Juli geplante Supercup zwischen Meister Fenerbahçe und Pokalsieger Besiktas wurde vorsichtshalber auf unbestimmte Zeit verschoben. Ob Fenerbahçe den Titel behalten darf, ist derzeit genauso unklar wie der Starttermin der Liga, der für den 5. August geplant ist. Auch welche Mannschaften die europäischen Wettbewerbe antreten dürfen, bleibt unklar. Nach einem Treffen mit Vertretern des Türkischen Fußballverbandes (TFF) in der vergangenen Woche teilte die UEFA lediglich mit, sie habe vollstes Vertrauen, dass der TFF "so schnell wie möglich die notwendigen Schritte unternehmen" werde.
Besonders im Fokus der staatsanwaltlichen Ermittlungen steht die Partie des späteren Meisters Fenerbahçe gegen den zentralanatolischen Verein Sivasspor. Fenerbahçe siegte im Mai 2011 mit 4:3 und sicherte sich damit den Titel — auch dank eines groben Patzers von Sivasspor-Torhüter Korcan Celikay, der einen harmlosen Fernschuss zwischen seinen Beinen durchkullern ließ.
Die Staatsanwaltschaft glaubt nicht an einen Torwart-Patzer. Celikay wurde verhaftet, ebenso wie die Präsidenten von Sivasspor und Fenerbahçe. Der Vorwurf: Fenerbahçe-Chef Aziz Yildirim, ein reicher Bauunternehmer, soll seinem Verein die Meisterschaft gekauft haben. Der Club bestreitet das.

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