Starke Sprudelstädter
Aufsteiger haben es naturgemäß besonders schwer. Doch es gibt auch Ausnahmen. Einer dieser Emporkömmlinge der erfolgreichen Art ist der Sportverein aus Gerolstein.
Gerolstein. (L.S.) Ein Erfolgsgarant ist sicherlich der Trainer. Harry Baier ist ein fußballverrückter Mensch mit dem besonderen Hang zur Akribie. Er kennt seine "Pappenheimer" aus dem Effeff und darf sich getrost als Insider bezeichnen.
Bevor er das Traineramt in der ersten Mannschaft des SV Gerolstein übernahm, spielte sich sein Leben im Jugendfußball ab. Zwölf Jahre war er für die Nachwuchsarbeit in Gerolstein verantwortlich, ehe er 2007 die Senioren in der C-Klasse übernahm. "Es ist ein unschätzbarer Vorteil, wenn du die Jungs von Kinderbeinen an kennst. Du weißt, wie jeder tickt, wie jeder reagiert und wie jeder drauf ist. Mit diesem Wissen in der Hinterhand ist es unglaublich wertvoll, eine solche Truppe junger Menschen zu führen", Harry Baier seine Philosophie.
Dass diese Kontinuität oft mit Erfolg verbunden ist, weiß auch Baier. "Vor zwei Jahren haben wir die C-Liga dominiert. Der Aufstieg in die B-Liga war die logische Konsequenz. Die abgelaufene Saison war dann die Steigerung. Mit Platz zwei hätte wohl keiner gerechnet, und dass wir nun sogar die Chance zum Durchmarsch in die A-Liga haben, gleicht einer kleinen Sensation", bemerkt Baier, dessen Sohn Tobias beim FSV Salmrohr die Schuhe schnürt, derzeit aber verletzt ist.
Der Trainer und der Vereinsvorstand setzen auf eine kontinuierliche Jugendarbeit - die Talentförderung ist nach Jahren der Stagnation wieder erstklassig. Erfolgsgaranten waren neben einer hohen Trainingsbeteiligung auch das gewachsene taktische Verständnis sowie die vorbildliche Einstellung aller Spieler. Die gestandenen Spieler wie Andreas Oehms, Christian Ludowicy und Michael Morenhoven gehen voran und geben die Kommandos - nicht nur auf dem Platz.
Der Trainer setzt auf eine Mischung aus spielerischer Eleganz und hohem kämpferischen Einsatz. "Manchmal übertreiben es die Jungs mit dem Schönspielen. Dann musst du mal dazwischen hauen und die raueren, oft unbeliebten Grätschen auspacken oder aber die Ärmel hochkrempeln. Denn das Spiel gegen Mannschaften zu gestalten, die mehr vom Kampf und Einsatz leben, ist nicht unser Ding. Dann müssen wir mit mehr Laufarbeit dem Gegner unser Spiel aufzwingen", sagt Baier.
Aufstieg ist noch nicht ad acta gelegt
"Der Zehn-Punkte-Vorsprung auf Berndorf ist nicht so gravierend, wie es aussieht. Doch insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem bisher Erreichten", sagt der Trainer.
Mit Blick auf die Aufstiegs-Relegation gibt sich Baier realistisch. In einer Dreierunde mit Ringhuscheid und Fließem sehen sich die Brunnenstädter trotz der klaren 1:4-Auftaktniederlage gegen Fließem (siehe Fußball kompakt) auf Augenhöhe: "Die Chancen für uns stehen 40:60. Wir wollen diese minimale Chance mit aller Konzentration mit einem Sieg gegen Ringhuscheid am Sonntag nutzen", sieht Baier durchaus noch Aufstiegschancen für seine Elf.
Der ehemalige Bezirksligist der 90er Jahre plant langfristig die Rückkehr in die Überkreislichkeit. Dieses Ziel ist in Gerolstein zumindest nicht mehr illusorisch. Um dem Ziel ein weiteres Stück näher zu kommen, will der Verein auch in Zukunft auf die Jugend zu setzen und die eigene Spielkultur fördern.