Teurer Teppich

Moderne Kunstrasenplätze sind im Kreis heiß begehrt. Doch können wir uns das künstliche Grün selbst in den kleinsten Dörfern überhaupt leisten? Die Vereine sind sich unsicher und schieben die Verantwortung nach Mainz.

Wittlich. Ob Morbach, Mülheim, Piesport, Thalfang oder Wittlich - überall im Kreis wurden zuletzt neue Kunstrasenanlagen eröffnet. Weitere dürften demnächst folgen: In Reil hat Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) bereits persönlich zugesagt, derzeit bewerben sich außerdem die Gemeinden Burgen und Zeltingen-Rachtig um Plätze.

Heiß begehrt ist der grüne Teppich, weil er extrem belastbar und auch bei schlechter Witterung gut bespielbar ist. Der Haken an der Sache: Kunstrasen kostet ein Vermögen. Eine moderne Anlage verschlingt mit allem Drum und Dran rund 500 000 Euro.

Ob sich die am Abgrund stehenden öffentlichen Kassen dieses Luxusprodukt so zahlreich leisten sollten, ist umstritten, und dass die Kostenfrage in der Diskussion meist ausgeblendet wird, gefällt nicht allen im Kreis. Gregor Eibes (CDU), Bürgermeister in Morbach, hat bei den Wünschen nach Kunstrasenplätzen schon eine "kleine Manie" erkannt. Im TV forderte er vor einigen Wochen bereits: "So was sollte nur noch an zentralen Orten gebaut werden."

Ein anderer Funktionär und ehemals selbst aktiver Spieler aus der Region meint: "Das ist nur noch Wahnsinn, was da in den letzten Jahren ausgegeben wird. Kein Mensch macht sich Gedanken ums Geld." Namentlich genannt werden möchte er nicht.

Und was sagen die betroffenen Vereine zum Thema? Die Brisanz ist ihnen bewusst: "Wir in Burgen wissen, dass ein Kunstrasen viel Geld kostet, und alle bei uns haben deshalb auch Bauchweh bei der Sache", erklärt Thomas Lorenz, der beim FC Burgen Mitglied im eigens eingerichteten Kunstrasenausschuss ist. "Wir wollen aber das Beste für unser Dorf rausholen. Das wird uns keiner verdenken", ergänzt er. Letztlich sei doch ohnehin die Landesregierung in Mainz verantwortlich. "Die Kinder trauen sich schon gar nicht mehr auf den Platz, wenn der mal wieder knüppelhart ist", meint auch Dirk Schwarz, Geschäftsführer beim FC Burgen.

Jessica Barzen, Vorsitzende des TuS Reil, äußert sich so: "Unser Hartplatz ist praktisch nur noch Beton. Einen Kunstrasenplatz hätten wir verdient, denn wir haben wirklich eine große Jugendabteilung." Zur Kostenfrage sagt sie: "Wir haben uns von Vereinsseite in der Debatte nicht lautstark zu Wort gemeldet und nie explizit den Kunstrasen gefordert - aus Anstand, weil uns klar ist, dass das Projekt viel Geld kostet."

Für Werner Kalle, Vorsitzender des SV Zeltingen-Rachtig, geht es beim Thema Kunstrasenplatz um die Zukunft des ganzen Sportvereins. Kommentieren möchte er die Angelegenheit aber vorsichtshalber nicht: "Ich habe der Landrätin persönlich versprochen, dass ich mich aus der öffentlichen Diskussion raushalte."

Dass Fußball in Zeiten knapper Kassen auch günstiger geht, beweist derweil Neumagen-Dhron: Dort wurde gerade die Tennensportanlage "Am Leienhaus" in einen Naturrasenplatz verwandelt. Kostenpunkt: 110 000 Euro. Auf einen teuren Kunstrasen war von vorneherein verzichtet worden.

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