Trainer auf die Schulbank

Bitburg/Trier/Wittlich · Der Fußballverband Rheinland sorgt sich angesichts des demografischen Wandels um die Zukunft des organisierten Fußballs auf Kreisebene. Besonders der Erhalt der Jugendmannschaften ist laut Verbandsvize Alois Stroh eine große Herausforderung.

 Qualifizierung ist sein großes Anliegen: Alois Stroh (Zweiter von rechts) wünscht sich, dass Trainer und Betreuer in den Vereinen die Angebote des Verbands intensiver nutzen. Foto: FVR/Frank Jellinek

Qualifizierung ist sein großes Anliegen: Alois Stroh (Zweiter von rechts) wünscht sich, dass Trainer und Betreuer in den Vereinen die Angebote des Verbands intensiver nutzen. Foto: FVR/Frank Jellinek

Wie lassen sich trotz fortschreitenden demografischen Wandels die Strukturen im Fußballverband Rheinland erhalten? Wie können junge Leute im Internet-Zeit alter und angesichts zahlreicher alternativer Möglichkeiten der Freizeitgestaltung an den Fußball gebunden werden? Auf derartige Fragen müssen die Fußballer in der Region heute und in Zukunft unbedingt die passenden Antworten finden.

Mit der Jugend-Kampagne "Team 2011", die Schulen und Sportvereine zusammen bringt, betreibt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bereits eine groß angelegte Maßnahme zum Gegensteuern. Geht es nach Alois Stroh aus Wittlich, seit dem vergangenen Sommer Vizepräsident im Fußbvallverband Rheinland, soll künftig aber noch ein weiterer Schwerpunkt gesetzt werden: eine bessere Qualifizierung von Trainern und Betreuern.

Denn schlecht ausgebildete Jugendliche würden aufgrund ausbleibender Erfolgserlebnisse schnell den Spaß verlieren und die Fußballschuhe an den Nagel hängen, sagt Stroh. Das könne sich ein kleiner Verein heute nicht mehr leisten. "In diesem Bereich sehe ich Potenzial, und ich wünsche mir, dass die Leute in den Vereinen unsere Angebote häufiger annehmen und auch die Notwendigkeit erkennen, sich sozusagen mal auf die Schulbank zu setzen", meint Stroh im Gespräch mit dem Volksfreund.

Der Verband organisiert beispielsweise Infoabende und Kurzschulungen, bei denen Trainer mit Grundregeln der Trainingsgestaltung, modernen Muster-Trainingseinheiten und praxisorientierten Tipps für eine altersgemäße Fußball-Ausbildung versorgt werden.

Guter Wille allein reicht nicht aus



In genau diesem Bereich gibt es offensichtlich noch erhebliche Defizite. "Grundsätzlich ist die Bereitschaft zwar da, und die Leute machen auch mit, man muss sie aber immer wieder auf die entsprechenden Möglichkeiten und Termine hinweisen", klagt Eifel-Kreischef Jakob Schmitt.

Ähnliches sagt Moses Ugo, Bildungsbeauftragter im Spielkreis Eifel: "Es gibt sehr großen Bedarf bei der Qualifizierung." Er habe es leider schon oft erlebt, dass Qualifizierungsmaßnahmen abgesprochen, vereinbart und für gut befunden wurden, einige Tage später davon aber keiner mehr wissen wollte. "Meist übernehmen Eltern das Training der Jugendmannschaften, weil die eigenen Kinder darin mitspielen. Das fußballerische Know-how fehlt aber dann häufig", sagt Ugo. Nur guter Wille sei eben nicht ausreichend.

Bernd Marx, Kreisvorsitzender im Spielkreis Trier-Saarburg, schlägt in dieselbe Kerbe und fordert seine Mannen zum Mitmachen auf: "Es ist wichtig, dass die Kinder mit qualitativ hochwertigem Training bei der Stange gehalten werden. Sonst springen sie uns spätestens im C-Jugend-Alter ab." Der Fußballverband habe in den vergangenen Jahren im Bereich der Qualifizierung bereits allerhand getan. Marx nennt als einen besonders wichtigen Aspekt die Dezentralisierung der Betreuerausbildung. "Man muss heute längst nicht mehr im Betrieb Urlaub nehmen und nach Koblenz fahren, das ist sehr vorteilhaft", meint er.

Doch allein mit einer besseren Qualifikation der Betreuer sei es nicht getan. "Man muss den Fakten ins Auge sehen. Unsere Leute werden älter, und es kommen weniger Junge nach", sagt Marx. Der Verband müsse sich auf höchster Ebene damit auseinandersetzen und überlegen, was man tun kann.

Für Walter Kirsten, Chef im Kreis Mosel, ist durch den demografischen Wandel auf mittlere Sicht auch die Existenz der Spielkreise bedroht. Es sei daher endlich an der Zeit, innerhalb der Kreise über Maßnahmen nachzudenken, die den Gegebenheiten angemessen Rechnung trügen.

Stichwort

Demografischer Wandel bezeichnet die Tendenzen in der Bevölkerungsentwicklung: In Deutschland ist die Sterberate seit langem höher als die Geburtenrate. Dadurch sinkt die Bevölkerungszahl. Zudem steigt kontinuierlich die Lebenserwartung. Das bedeutet, dass sich der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung erhöht. (tol)

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