Trainer auf die Schulbank

Trier · Einer der Vizepräsidenten des Fußballverbands Rheinland kommt neuerdings aus dem Kreis Mosel: Alois Stroh aus Neuerburg ist seit Juli 2010 ständig für den regionalen Fußball zwischen Trier und Koblenz im Einsatz. Im Interview mit dem Trierischen Volksfreund äußert er sich über die aktuelle Entwicklung im Kreis.

 Qualifizierung ist sein großes Anliegen: Der Vorzeige-Ehrenamtler Alois Stroh (Mitte) sorgt sich um die Fußballjugend im Kreis Mosel und erwartet von Trainern und Betreuern, dass sie die Fortbildungsangebote des Verbands intensiver nutzen. Foto: FVR/Frank Jellinek

Qualifizierung ist sein großes Anliegen: Der Vorzeige-Ehrenamtler Alois Stroh (Mitte) sorgt sich um die Fußballjugend im Kreis Mosel und erwartet von Trainern und Betreuern, dass sie die Fortbildungsangebote des Verbands intensiver nutzen. Foto: FVR/Frank Jellinek

Herr Stroh, Sie sind inzwischen schon mehr als ein halbes Jahr im Amt: Haben Sie Spaß am Job als Vizepräsident in unserem Fußballverband Rheinland?

Stroh: Ich habe riesigen Spaß an meinem neuen Job und bin als Vizepräsident für Qualifizierung, Freizeit und Breitensport sowie Vereinsfragen nun für einen Bereich verantwortlich, der mich ja ohnehin schon seit Jahren gepackt hat. Das passt also sehr gut. Ich telefoniere viel, bin öfters in Koblenz, in unseren Spielkreisen und übernehme auch repräsentative Aufgaben. Täglich kommen Leute auf mich zu, die mich um Rat fragen oder bei Problemen um meine Hilfe bitten, auch aus der Heimat im Kreis Mosel.

Eines der Probleme im Kreis Mosel ist die Jugend: In der A-Jugend-Kreisklasse spielen nur noch sechs Mannschaften.

Stroh: Das ist ein Phänomen, auch für mich. Ich hätte natürlich längst geholfen, wenn ich denn wüsste, warum es ausgerechnet bei uns im A- und B-Jugend-Bereich so schlecht aussieht wie in kaum einem anderen Kreis. Einer der Gründe des Problems ist die Qualifizierung unserer Trainer. In diesem Bereich sehe ich Potenzial, und ich wünsche mir, dass die Leute in den Vereinen unsere Angebote häufiger annehmen und auch die Notwendigkeit erkennen, sich sozusagen mal auf die Schulbank zu setzen.

Mit welchem Rezept will der Fußballverband Rheinland dem demografischen Wandel unserer Gesellschaft begegnen?

Stroh: Da machen wir uns schon seit einiger Zeit Gedanken, denn die Nachwuchsprobleme sind wirklich bedenklich. Unsere Vereine und Referenten sollen künftig verstärkt in die Grundschulen gehen, um schon Kinder und ihre Lehrer für den Fußball zu begeistern. Die Kampagne Team 2011 für Vereine und Schulen geht da bereits in die richtige Richtung. Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass uns Spieler nicht verloren gehen, nachdem sie ihre aktive Laufbahn beendet haben. Es gibt zu viele Leute, mit denen man früher noch jede Woche gespielt hat, die seitdem aber nie mehr wieder am Sportplatz aufgetaucht sind.

Neben den Spielern gehören auch Schiedsrichter zum Fußball, und auch da gibt es im Jugendbereich und in den unteren Seniorenligen seit Jahren eine ständige Personalnot. Wie lange kann das noch gut gehen?

Stroh: Dieser Schiedsrichtermangel ist ein Riesenproblem, und ich glaube, dass er unter anderem mit den schlechten Perspektiven eines Schiris zusammenhängt. Denn wer nicht schon als Jugendlicher höherklassig pfeift, hat die Altersgrenzen schnell übersprungen und dann keine Aufstiegsmöglichkeit. Beim DFB sollte man diese Regelungen einmal überdenken, um Schiedsrichter auch im besten Fußballalter noch erreichen zu können.

Ein weiteres heißes Thema sind Kunstrasenplätze. Knackpunkt ist das Geld. Es geht um hohe sechsstellige Summen.

Stroh: Jeder will immer nur das Beste für sich rausholen, und das ist nun mal der Kunstrasen. Ich denke aber, dass wir bei solchen Plätzen jetzt genau hinschauen müssen. Die angesprochene demografische Entwicklung spielt dabei auch eine Rolle. Über Kunstrasen an größeren Schulstandorten kann man aus meiner Sicht diskutieren. Sonst sollten aber auch kostengünstigere Lösungen ins Auge gefasst werden.

Der Vizepräsident Alois Stroh kümmert sich sicher nicht nur um Sportpolitik und Qualifizierung, sondern hat weiter auch das Geschehen auf den Plätzen im Kreis im Blick: Welche Mannschaften sind für Sie bislang die Gewinner der Saison?

Stroh: Überrascht hat mich die Konstanz der Mannschaft des FSV Salmrohr. Die haben eine ganz junge Truppe, die ich ursprünglich gar nicht so stark eingeschätzt hatte. Sehr positiv angetan bin ich aber auch vom SV Morbach. Die hatten zuletzt einen richtigen Lauf.

Die Herzkammer des Fußballs ist die Kreisliga: Wie heißt Ihr persönlicher Titelfavorit in der Mosel-Kreisliga A?

Stroh: Der SV Hetzerath ist mein Favorit - das ist ein stabil geführter Verein mit sehr vorbildlicher Jugendarbeit.

Zur Person

Alois Stroh aus dem Wittlicher Stadtteil Neuerburg war Mosel-Kreistrainer, Mitglied der Spruchkammer und ist seit 1998 beim Verband in Koblenz vor allem im Bereich der Jugendbildung engagiert. Seit Juli ist Stroh Vizepräsident des Fußballverbands "für Qualifizierung, Freizeit und Breitensport sowie Vereinsfragen". Bekannt ist der Wittlicher darüber hinaus für seinen Einsatz in der Ruanda-Entwicklungshilfe: Den Schwarzen Kontinent hat Stroh mehrfach besucht. Der Kreis Mosel übernimmt dort die Patenschaft eines Kinderheims. (tol)

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