Trier Abpfiff nach einem halben Jahrhundert

Trier · Auf den Fußballplätzen in der Region war er eine Institution, leitete 50 Jahre lang Spiele oder war als Assistent an der Seitenlinie im Einsatz. Warum der Trierer Manfred Albrecht nun Schluss gemacht hat und was seine Ehefrau dazu sagt.

  Bild mit Symbolcharakter: Bei seinen Auftritten als Schiedsrichter drängte sich Manfred Albrecht nie in den Vordergrund, sondern leitete die Partien zurückhaltend, aber doch mit klarer Linie und voll konzentriert.

Bild mit Symbolcharakter: Bei seinen Auftritten als Schiedsrichter drängte sich Manfred Albrecht nie in den Vordergrund, sondern leitete die Partien zurückhaltend, aber doch mit klarer Linie und voll konzentriert.

Foto: Sebastian Schwarz

Eher zufällig sei er zur Pfeiferei gekommen, verrät Manfred Albrecht: „Als ich Ende der sechziger Jahre den Trainerschein machen wollte, musste ich auch regeltechnisch einigermaßen fit sein. Da fand ich Gefallen an der Schiedsrichterei.“

Am 19. Juli 1970 legte Albrecht die Prüfung ab. Fortan waren seine Wochenenden vom Fußball dominiert. Samstags pfiff er zunächst meist Jugendspiele, sonntags war er als (Spieler-) Trainer im Einsatz. Vor seinem berufsbedingten Umzug nach Trier lange Jahre eine feste Größe und gar Kapitän der Bezirksligamannschaft des SV Wittlich, coachte er später etwa den SV Konz, Mosella Schweich, den SV Trier-West und wirkte in Luxemburg beim FC Orania Vianden. Von hinten heraus als Libero dirigierte Albrecht dabei das Spiel seiner Mannschaften und brachte es so in der Region zu hohem Ansehen.

Selbst auch als Aktiver und Trainer unterwegs zu sein, half ihm bei seinen Einsätzen an der Pfeife. „Ich habe immer versucht, ein Spiel von zwei Seiten aus zu sehen – von der regeltechnischen her, aber auch, wie gut eine Mannschaft fußballerisch ist.“ Seine Söhne Andreas und Christian – später bei Eintracht Trier und in Luxemburg beim CS Grevenmacher und heute noch ab und an beim A-Ligisten SV Wasserliesch/Oberbillig aktiv – coachte Albrecht in der Jugend des VfL Trier, für dessen Alte Herren er zudem auflief. Samstags spielen, sonntags pfeifen: Dieser Rhythmus regierte fortan. „Da waren die Wochenenden oft schnell vorbei“, lacht Albrechts Gattin Edith, die ihren Ehemann einige Jahre lang bei seinen Einsätzen als Unparteiischer begleitete.

Am liebsten war der „Manni“, wie er unter Schiedsrichterkollegen nur genannt wird, selbst als 23. Mann aktiv. An die Spiele im Gespann mit dem langjährigen Bundesligaschiedsrichter Franz-Josef Hontheim und dem damaligen Zweitligareferee Günter Wilhelmi in der Verbandsliga Rheinland erinnert er sich aber gerne zurück. Bis zuletzt pfiff Albrecht, der am 3. September 77 Jahre alt wird, in der Kreisliga C und D, ehe er vor kurzem seinen Abschied bekanntgab und damit als dienstältester Trier/Saarburger Referee aufhörte. „Irgendwann musste mal Schluss sein“, sagt er und lässt durchblicken, dass die Corona-Phase diese Erkenntnis beschleunigt hat: „Ich habe monatelang nicht mehr auf dem Platz gestanden, und auch unser Wandertreff fand zuletzt nicht mehr statt. Es wäre wohl sehr schwer gewesen, noch mal auf Touren zu kommen.“

Zurückhaltend, aber immer mit klarer Linie und auf Disziplin achtend: So lernten ihn viele Fußballer in den vergangenen Jahrzehnten kennen. Um die Fairness auf dem Fußballplatz zu schärfen, begrüßt Albrecht die neue Vorgabe des Fußballverbands Rheinland, dass eine Gelb-Rote Karte künftig auch bis in die unterste Kreisliga ein Spiel Sperre nach sich zieht: „Dann holt sich wohl so schnell auch keiner mehr eine Ampelkarte ab, um früher zum Duschen zu können.“ Besonders die Konstanz und Zuverlässigkeit des zuletzt für den SV Leiwen-Köwerich aktiven Wahl-Heiligkreuzers lobt Arndt Collmann, der Trier/Saarburger Kreisschiedsrichterobmann:  „Manni hat unsere Vereinigung geprägt. Er war immer eine Konstante im Fußballkreis. Es gibt wohl keinen Platz in Kreis und Stadt, auf dem er noch nicht im Einsatz war.“

Die Zuverlässigkeit und Bescheidenheit seines langjährigen Schiedsrichterkameraden haben Collmann besonders beeindruckt: „Er ist kein Freund großer Worte oder gar Auszeichnungen.“ Wenn ihm eine solche „gedroht“ hat, versuchte Albrecht meist, diese zu umgehen: „Ich habe immer gerne gepfiffen – auch, um mich selbst fitzuhalten. Große Ehrungen brauche ich da nicht.“

Die Wochenenden im Hause Albrecht sehen künftig anders aus, obschon der pensionierte Finanzbeamte noch als Zuschauer unterwegs sein will. Auf die Frage, ob sie nun froh darüber ist, ihren Gatten mehr daheim zu haben, sagt Edith Albrecht schmunzelnd: „Das weiß ich noch nicht.“

 manfred Albrecht

manfred Albrecht

Foto: Andreas Arens

Ihr Mann ohne Schiedsrichtereinsätze – das gab es schließlich zuletzt vor einem halben Jahrhundert.

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