Mehlingen Ex-Trierer trainiert Fritz-Walter-Jugend und leidet mit Lautern

Mehlingen · Fußball: Thomas Riedl hat als Spieler mit dem 1. FC Kaiserslautern und 1860 München Großes erreicht. So sieht er die Lage bei beiden Clubs vorm Duell in der 3. Liga.

 Gemeinsam mit seinem früheren Lauterer Mannschaftskollegen Axel Roos (im linken Bild rechts) formt Thomas Riedl heute Talente. Dabei gibt er auch seine Erfahrung aus 189 Bundesligaspielen weiter.

Gemeinsam mit seinem früheren Lauterer Mannschaftskollegen Axel Roos (im linken Bild rechts) formt Thomas Riedl heute Talente. Dabei gibt er auch seine Erfahrung aus 189 Bundesligaspielen weiter.

Foto: SFC KL

Für beide spielte er noch in der Bundesliga: Mit dem 1. FC Kaiserslautern wurde Thomas Riedl einst DFB-Pokalsieger (1996) und Deutscher Meister (’98). Bei den Münchner Löwen machte er sich wegen eines speziellen Treffers unsterblich. Am 27. November 1999 traf Riedl zum 1:0 für den TSV 1860 gegen den großen Bruder, den FC Bayern – und beendete so eine 22 Jahre währende Derbyflaute der „Sechzger“. Die großen Zeiten der beiden Traditionsvereine sind längst vorbei. Am heutigen Dienstag, 19 Uhr, treffen sie in der 3. Liga aufeinander. Während 1860 nach zuletzt fünf Spielen ohne Sieg mächtig auftrumpfte, am Samstag daheim im Stadion an der Grünwalder Straße Waldhof Mannheim mit 5:0 vom Platz fegte und wieder direkten Kontakt zu den Aufstiegsplätzen hat, unterlag der FCK nach schwacher Leistung in Unterhaching mit 0:2 und findet sich auf einem Abstiegsplatz wieder. „Da blutet einem schon das Herz“ sagt der gebürtige Kaiserslauterer Riedl, der gegen Ende seiner Laufbahn in der ersten Hälfte der Saison 2010/11 auch einige Monate lang für Eintracht Trier in der Regionalliga spielte. Ab und an kickt er noch in der Traditionsmannschaft der Löwen, pflegt gute Kontakte in die bayerische Landeshauptstadt und erhält immer noch Dankesbriefe von Fans ob seines historischen Treffers an jenem 27. November vor 21 Jahren.  Am heutigen Dienstag drückt er aber den Roten Teufeln die Daumen: „Sechzig wird es mir verzeihen – aber als Kind der Stadt hoffe ich, dass Lautern den Dreier holt, um sich unten ein wenig Luft zu verschaffen.“

Warum der FCK, bei dem er in der Jugend ausgebildet wurde, dort 1994 Profi wurde und dann bis 2006 blieb (unterbrochen durch zwei Jahre bei 1860 – von 1999 bis 2001) so weit unten steht, wird für den heute 44-jährigen Riedl beim Blick auf die Anzahl der erzielten Treffer deutlich: In 15 Partien gelangen den Münchnern bereits 30 Tore, den Pfälzern gerade mal 14. „Die einen haben ihr Tafelsilber verscherbelt, 1860 hat mit Sascha Mölders einen wichtigen Stürmer gehalten.“ Christian Kühlwetter und Florian Pick stehen mittlerweile in Diensten des Zweitligisten 1. FC Heidenheim, wollten aber auch weg. Timmy Thiele und der nach dem zweiten Spieltag geschasste Trainer Boris Schommers funkten nicht auf einer Wellenlänge; inzwischen geht jener Thiele für Ligakonkurrent Viktoria Köln auf Torejagd.

Riedl verfolgt die Geschehnisse beim FCK weiter intensiv, will sich auch die heutige Übertragung auf Magentasport anschauen. Der Kontakt zur Jugendabteilung des vierfachen Deutschen Meisters ist sowieso eng. Mit seiner Familie wohnt der hauptberuflich in der Versicherungsbranche tätige frühere defensive Mittelfeldspieler in Mehlingen vor den Toren der Barbarossastadt. Nur wenige Hundert Meter entfernt liegt das Nachwuchsleistungszentrum des FCK am Fröhnerhof. In der Jugend des FCK spielen mittlerweile auch zahlreiche Talente, die Riedl geformt hat – als Trainer des Jugendfördervereins Nord-West-Pfalz. Fritz-Walter-Jugend nennen sich die JFV-Mannschaften. Der SV Alsenborn ist Mitglied der Talentschmiede – jener Club aus der einstigen Wahlheimat des 1954er-Weltmeisters, dessen erste Mannschaft Walter später auch mal trainierte.

Seit gut sieben Jahren ist Riedl in der Nachwuchsförderung aktiv und als Trainer beim Sport- und Fußballclub (SFC) Kaiserslautern engagiert. Dort fungiert mit Axel Roos eine weitere Lauterer Legende als Sportlicher Leiter. Der SFC und die Fritz-Walter-Jugend wiederum sind Kooperationspartner. Die A-Junioren hat Riedl in der vergangenen Saison in die Verbandsliga Südwest geführt, die ebenfalls unter seinen Fittichen stehenden B-Junioren landeten hinter dem FCK II in der Verbandsliga auf dem zweiten Platz.

Die Arbeit mit den jungen Fußballern mache „riesengroßen Spaß – weil ich meine Vorstellungen verwirklichen kann und hier alles etwas ehrlicher abgeht“. Frühere Trainer wie Otto Rehhagel und Kurt Jara hätten ihn „von der empathischen Seite, von der Art und Weise der Zusammenarbeit mit den Spielern“ geprägt. Fußballerisch steht Riedl für seinen eigenen Stil, spricht von drei Zonen auf dem Spielfeld: „Defensiv und im Mittelfeld gilt es, gewisse Aufgaben zu übernehmen. Vorne sollen meine Spieler aber auch frei entscheiden können und sich nicht zu sehr in Systeme pressen lassen.“

Den Profifußball hat Riedl aber nicht aus den Augen verloren. Gerne würde er Fußballlehrer werden, bewarb sich aber im vergangenen Jahr noch erfolglos beim DFB für den Lehrgang. „Es reizt mich schon mal auszuprobieren, wie die Ideen woanders ankommen würden.“  Nur gut eine Saison (Mitte 2013 bis Herbst 2014) beim damaligen Oberligisten SC 07 Idar-Oberstein – im Duo mit seinem früheren FCK-Mitspieler Olaf Marschall – steht bislang für Riedl als Coach im Seniorenfußball zu Buche.

In der Schmuckstadt an der Nahe heuerte Riedl auch 2011 nach knapp einem hal­ben Jahr bei Eintracht Trier an: „Mit damaligen Mitspielern wie Thomas Kraus, Thomas Drescher und Josef Cinar habe ich heute noch ab und an Kontakt. Von der Mannschaft her hat das damals Spaß gemacht – nur mit Trainer Roland Seitz hat es nicht gepasst. Er wollte sich auf meine Kosten profilieren.“

Damals sollte er als routinierter Spieler junge Teamkollegen mitziehen. Auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz sollten nach seiner Meinung auch Trainer im Jugendbereich verweisen können. Hier sieht er den FCK inzwischen wieder besser aufgestellt: Ex-Profis wie Uwe Scherr (als NLZ-Leiter), Alexander Bugera (als Coach der U21 in der Oberliga) und Oliver Schäfer (Trainer der U19-Bundesligamannschaft) sollen künftig wieder verstärkt für Talente-Nachschub aus den eigenen Reihen und langfristig für erfolgreiche Zeiten sorgen.

Kurzfristig muss es aber der aktuelle Kader richten. Riedl setzt darauf, dass die zuletzt verunsichert wirkende Lauterer Elf „sich was zutraut und auch mal überraschende Dinge auf dem Platz zeigt“. Sein Tipp für den heutigen Abend: 1:0 für den FCK. „Mehr als einen Treffer schießen wir ja meistens eh nicht – und hinten muss es irgendwie mit dem zu null klappen“. Überzeugung klingt anders.

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