Fußball „Jedes Spiel ist eine Herausforderung“

Weinsheim-Brühlborn · Fünf Jahrzehnte hat er als Fußball-Schiedsrichter auf dem Buckel. Damit zählt Matthias Ney aus Brühlborn unweit von Prüm zu den dienstältesten Unparteiischen im gesamten Fußballverband Rheinland. Warum es heutzutage bei ihm mit dem Pfeifen besser klappt als früher, wie er mit den weitaus jüngeren Spielern auf dem Platz umgeht und was er am früheren Weltklasse-Schiri Herbert Fandel besonders schätzt.

 Nach der monatelangen Corona-Pause ist auch Schiri-Dauerbrenner Matthias Ney (79) froh, dass er über das elektronische Postfach des Fußballverbands wieder Ansetzungen für Spiele erhält.

Nach der monatelangen Corona-Pause ist auch Schiri-Dauerbrenner Matthias Ney (79) froh, dass er über das elektronische Postfach des Fußballverbands wieder Ansetzungen für Spiele erhält.

Foto: Andreas Arens

Statistiken führt er keine. Wie viel Spiele er seit 1970 gepfiffen hat? „Keine Ahnung“, sagt Matthias Ney beim Treffen mit dem TV. 20 bis 25 mögen es aber schon pro Saison gewesen sein. Macht insgesamt weit über 1000. Und in den allerwenigsten Partien unter der Leitung des heute 79-Jährigen gebe es Probleme, berichtet Hans-Dieter Jardin, der Obmann der Eifeler Schiedsrichter: „Auf Matthias ist immer Verlass. Er fällt nie negativ auf.“

Der aus Nimshuscheid stammende Ney fing einst in der Jugend des SV Lasel-Feuerscheid an zu kicken: „Als linker Läufer, wie das damals hieß, war ich auf dem Platz unterwegs.“ Später spielte er in seinem Heimatort: Der SV Nimshuscheid wurde 1966 gegründet. Durch die Heirat in einen landwirtschaftlichen Betrieb kam er schließlich in den Weinsheimer Ortsteil Brühlborn vor die Tore Prüms. „Einerseits wollte ich dem Fußball verbunden bleiben, andererseits das Verletzungsrisiko minimieren. Wenn du einen Hof hast und fällst aus, weil du dir sonntags auf dem Fußballplatz was zugezogen hast, ist das schon schwierig.“

Ney legte die Schiedsrichterprüfung ab und pfiff fortan Jugend- und Kreisligaspiele. „Anfangs bin ich noch wie verrückt über den Patz gelaufen. Jetzt im Alter mache ich mehr mit Stellungsspiel und aus dem Auge heraus – und es klappt besser als früher“, lautet Neys Erkenntnis.

Die ganze Woche sei er als Landwirt zu Hause. Da genießt er es bis zum heutigen Tag, auch ein Mal die Woche unterwegs zu sein. Jedes Spiel bezeichnet er als „Herausforderung“. „Wenn du dann heim fährst und weißt, es ist gut gelaufen, bist du schon zufrieden. Genauso ärgert man sich aber über Fehler.“

Die Fitness, um heutzutage noch Spiele in der C- und D-Liga zu leiten, holt er sich auch durch den Montags-Fußballtreff mit anderen Senioren in der Weinsheimer Sporthalle. Dem dortigen Fußballclub ist er über all’ die Jahre treu geblieben. Nur ein paar Jahre lang zog es ihn mal zum FC Rommersheim. Sein inzwischen verstorbener Bruder Johann war dort im Vorstand und bat ihn, auszuhelfen, weil es dort an Schiris mangelte. „Weinsheim hatte sieben. Da war es auch von deren Seite kein Problem, dass ich zum Nachbarverein gehen konnte.“

Viele Diskussionen im und mit dem Fußball hat Ney im Laufe der Jahre erlebt. Manches kann er nicht nachvollziehen. So etwa Standpunkte zum Thema Handspiel. „Wenn die Hand nicht absichtlich zum Ball geht, pfeife ich nicht. Basta. Was da durch die Bundesliga in der Sache alles hochgekocht wurde – Quatsch.“

Mit Fußballern auf dem Platz zu stehen, die locker seine Enkel, ja sogar seine Urenkel sein könnten, reizt ihn. „Manche denken wohl, ich kriege nicht mehr alles mit. Ich passe aber schon noch auf“, merkt er mit einem Grinsen an. So, wie im Herbst bei einem D-Liga-Spiel in der Vulkaneifel. Die Gastgeber führten kurz vor Schluss mit 2:1. Dann wechselten sie hin und her – in der untersten Spielklasse können bis zu fünf Akteure beliebig oft ein- und ausgewechselt werden. Ney sah das als Verzögerungstaktik an und ließ rekordverdächtige sieben Minuten nachspielen, ehe sich die Hausherren über den knappen Sieg freuen durften. Egal, wie alt die Aktiven sind: Disziplin und Respekt erwarte Ney immer.

Dem Kreisfußball ist er fest verbunden. Was oben bei den Profis passiert, hat er aber auch im Blick. Und als mit Herbert Fandel einer aus der Eifeler Schiedsrichterriege jahrelang auf internationalem Topniveau pfiff, freute ihn das umso mehr. Am Kyllburger schätzt Ney die Bodenständigkeit: „Wenn wir uns heute noch ab und zu begegnen, kennt er immer noch meinen Vornamen.“ Als Fan des 1. FC Kaiserslautern hat er eine Partie besonders in Erinnerung: Das legende 5:0 am 17. März 1982 über die Königlichen von Real Madrid. „Ich war live im Stadion. Ein unvergessenes Erlebnis.“ Drei Platzverweise gab es damals für die Spanier. Der ungarische Schiedsrichter hatte allerhand zu tun.

Bei Matthias Ney ist es in den vergangenen 50 Jahren nur ganz selten so stürmisch auf dem Platz hergegangen wie damals auf dem Betzenberg. Deshalb hat er weiter Spaß am Pfeifen – und kann sich durchaus vorstellen, noch das eine oder andere Jährchen dranzuhängen.

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