Fußball WM-Affäre: Anklage gegen Niersbach, Zwanziger und Schmidt

Frankfurt · Der Abschlussbericht der Steuerfahndung ist seit Anfang Mai bekannt. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft in der WM-Affäre Anklage gegen die früheren DFB-Funktionäre Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt erhoben. Der Vorwurf lautet: Steuerhinterziehung.

 Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger (r) holt zu Beginn einer Gerichtsverhandlung am Landgericht Frankfurt am Main im Beisein des Vorsitzenden Richters Christoph Hefter Unterlagen aus seiner Tasche. In der Affäre um die Fußball-WM 2006 hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt Anklage wegen Steuerhinterziehung gegen Zwanziger erhoben.

Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger (r) holt zu Beginn einer Gerichtsverhandlung am Landgericht Frankfurt am Main im Beisein des Vorsitzenden Richters Christoph Hefter Unterlagen aus seiner Tasche. In der Affäre um die Fußball-WM 2006 hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt Anklage wegen Steuerhinterziehung gegen Zwanziger erhoben.

Foto: dpa/Arne Dedert

(dpa)

Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung werfen dem Trio vor, den Fiskus bewusst getäuscht und eine falsche Steuererklärung für das WM-Jahr 2006 abgegeben zu haben. Der Deutsche Fußball-Bund musste aus diesem Grund bereits 19,2 Millionen Euro an Steuern nachzahlen. Alle drei weisen die Vorwürfe jedoch zurück.

«Diese Anklageerhebung ist blinder Aktionismus, um von eigenem Fehlverhalten abzulenken und die "heiße Kartoffel Ermittlungsverfahren" möglichst schnell in die Verantwortung der Gerichte abzuschieben. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Veranlassung den reichen DFB durch eine Steuerhinterziehung noch reicher zu machen», sagte der ehemalige DFB-Präsident Zwanziger am Mittwoch in einer Erklärung seines Anwalts. Auch Niersbach, sein 2015 im Zuge der Affäre zurückgetretener Nachfolger an der Spitze des Verbandes, erklärte der Deutschen Presse-Agentur: «Es wird sich herausstellen, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe völlig haltlos sind.»

2005 hatte der DFB unter der Führung von Zwanziger, Niersbach und Schmidt eine ominöse Summe von 6,7 Millionen Euro über ein Konto der FIFA an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zurückgezahlt. Das Geld steht im Zentrum der gesamten WM-Affäre. Der 2009 gestorbene Franzose hatte diesen Betrag 2002 aus nach wie vor ungeklärtem Grund dem WM-Organisationschef Franz Beckenbauer geliehen.

Zwanziger und der DFB argumentieren: Die 6,7 Millionen seien 2005 als Zuschuss zu einer WM-Gala gedacht und deshalb als Betriebsausgabe mit eindeutigem WM-Bezug auch steuerlich absetzbar gewesen. Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung sind sich jedoch sicher, dass die Zahlung bewusst verschleiert und zur Tilgung eines Privatdarlehens von Franz Beckenbauer verwendet worden sei. Erst Anfang des Monats war der Abschlussbericht der Steuerfahndung publik geworden, in dem die Ermittler eine Anklageerhebung gegen Zwanziger, Niersbach und Schmidt empfehlen.

(dpa)
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