EM-Debüt als Chef: Heuberger unter Beobachtung

Leipzig (dpa) · Martin Heuberger gibt seinen Spielern konzentriert Anweisungen, Martin Heuberger nestelt nervös an seiner Trainingshose, Martin Heuberger lässt nach Spielschluss erschöpft den Kopf hängen: Der noch immer neue Bundestrainer der deutschen Handballer zeigt viele Gesichter.

Bei seinem EM-Debüt als Chef der Männer sind alle Augen auf ihn gerichtet. Der 47-Jährige steht unter besonderer Beobachtung, doch nervös machen lassen will er sich nicht. „Das interessiert mich nicht“, sagt Heuberger, „wenn ich etwas mache, möchte ich das mit 100 Prozent Leidenschaft und Emotion machen und Erfolg haben.“

Der frühere Kreisläufer ist ein alter Hase im Handball-Geschäft. Seit 2002 ist er Bundestrainer, aber nur bei den Junioren. Bei neun Welt- und Europameisterschaften hat er mit seinen Mannschaften weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit je zweimal den WM- (2009, 2011) und EM-Titel (2004, 2006) geholt. Hinzu kommen je einmal WM- und EM-Silber.

Seit 1. Juli vorigen Jahres ist alles anders. Nach sieben Jahren als Co-Trainer übernahm Heuberger den Chefposten bei den Männern ausgerechnet von Heiner Brand. Die Handball-Ikone war nach gemeisterter Qualifikation für die am Sonntag beginnende EM in Serbien amtsmüde auf den neu geschaffenen Managerposten im Deutschen Handballbund (DHB) gewechselt. Heubergers Vertrag läuft zunächst bis 30. Juni 2014. So lange wurde der Diplom-Verwaltungswirt von seinem Arbeitgeber Landratsamt Offenburg freigestellt.

Der 23-malige Nationalspieler trat nicht nur in große Fußstapfen, sondern erbte mit dem neuen Job auch Brands Omnipräsenz in den Medien. Und damit, gibt der Bundestrainer zu, hat er so seine Schwierigkeiten. „Ich brauche diese Öffentlichkeit nicht, diesen ganzen Medienrummel. Aber ich weiß, das gehört zum Geschäft dazu und man lernt ja auch“, bekennt er. In der Anfangszeit seiner Amtszeit trat er häufig gemeinsam mit seinem berühmten Vorgänger auf. „Mir ist das ganz recht, wenn der Fokus noch auf Heiner liegt. Da habe ich meine Ruhe“, sagte er seinerzeit freimütig.

Zumindest medial bewegt Martin Heuberger sich schrittchenweise aus Brands Schatten. In Serbien soll ihm nun auch die sportliche Emanzipation gelingen, nachdem unter seiner Regie vier von fünf Länderspielen verloren gingen. Sollte er die Herkulesaufgabe meistern, mit seiner Auswahl doch noch einen der begehrten zwei Plätze für ein Olympia-Qualifikationsturnier zu ergattern, hätte er seine Reifeprüfung bestanden. „Wir werden noch Mittel und Wege finden, wie wir erfolgreich sein können“, verspricht der Bundestrainer.

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