Haaß spielt in Spanien „eine Riesen-WM“

Barcelona (dpa) · Lässig lehnt Michael Haaß im ersten Stock des Mannschaftshotels in Granollers an einem Pfeiler neben dem eisernen Geländer der Balustrade. Er strahlt Zufriedenheit aus.

„Bis jetzt freue ich mich noch auf jedes Spiel“, sagt der Spielmacher der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Die kraftraubenden Partien bei der WM in Spanien scheinen ihm eher Lust als Last zu sein, weder Kopf noch Körper sind nach einer anstrengenden Turnierwoche ermüdet.

Haaß ist zwar nicht der Kapitän der Auswahl, aber die Rolle von Oliver Roggisch könnte er problemlos übernehmen. Der 29 Jahre alte Rückraumspieler von Frisch Auf Göppingen ist eine der tragenden Säulen in der deutschen Mannschaft. Im Angriff steuert er das Spiel, in der Abwehr ist er neben Roggisch eine Konstante. Dafür wurde er nach der für das Achtelfinale entscheidenden Partie gegen Montenegro zum Spieler des Spiels gewählt.

„Er hat ein überragendes Spiel gemacht. Das hebt die ganze Abwehr heraus, wenn er da so glänzen kann. Und im Angriff hat er das Ding geleitet, immer mit kühlem Kopf. Das ist unser Führer im Angriff“, lobt Abwehrchef Roggisch. Bei aller Bestätigung für seine persönlich starke Leistung: Haaß findet es nicht gut, als Einzelspieler in den Mittelpunkt gerückt zu werden. Im Vordergrund steht für ihn das Team. „Ich bin eigentlich gegen solch eine Wahl, weil ich eine recht altmodische Vorstellung vom Mannschaftssport habe“, sagt er, fügt aber auch an: „Ich freue mich, wenn jemand gesehen hat, dass ich viel gearbeitet habe. Aber davon kann ich mir im nächsten Spiel auch nichts kaufen.“

Haaß ist zu einer Persönlichkeit gereift. Auch, weil es in seiner Karriere immer wieder Rückschläge gab. Im deutschen Team ist er einer von noch vier Weltmeistern von 2007. Zwei Spiele hatte er damals bestritten, findet aber noch heute seinen Beitrag zum Titel unwesentlich. Zwei Jahre danach wurde er dann vor dem Turnier in Kroatien vom damaligen Bundestrainer Heiner Brand aussortiert. In Spanien erlebt Haaß seine dritte WM.

Das war vor Jahresfrist nicht unbedingt abzusehen. Im letzten Spiel der EM 2012 in Serbien hatte er einen Bruch des rechten Sprunggelenks erlitten - eine Verletzung mit langwierigen Folgen. „An Krücken rumzulaufen, war echt scheiße“, sagt Haaß rückblickend. Inzwischen ist die schlimmste Verletzung seiner Karriere aber abgehakt. „Topfit bin ich auf jeden Fall“, bestätigt er.

Dies stellt Haaß in Spanien unter Beweis. „Michael Haaß macht eine Riesen-WM bisher. Er hat eine Durststrecke hinter sich. Nach der Verletzung von Serbien ging es sehr zäh mit ihm. Auch in Göppingen hat er sich erst sukzessive an die Mannschaft herangekämpft. Dass er hier zu solchen Leistungen fähig ist, freut mich absolut für ihn“, sagt Bundestrainer Martin Heuberger.

Nach dieser Saison wird Michael Haaß nach vier Jahren Frisch Auf Göppingen verlassen und zum SC Magdeburg wechseln. Beim wieder aufstrebenden Champions-League-Sieger von 2002 hat er einen Vertrag bis 2016 unterschrieben. „Ich hatte ein Angebot von Magdeburg und das ganze Projekt hat mich gereizt. Ich will nochmal etwas Neues machen“, begründet der gebürtiger Essener den Schritt.

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