Handball-EM in Reichweite: Österreich vor Coup

Innsbruck (dpa) · Was den Fußballern jüngst verwehrt blieb, wollen nun die Handballer Österreichs verwirklichen: Einen Sieg in der EM-Qualifikation gegen Deutschland.

Und bei einem Erfolg am Mittwoch in Innsbruck wartet noch ein besonderes Schmankerl: Erstmals wären die Österreicher über die Ausscheidung für eine EM qualifiziert und würden zudem den großen Nachbarn nahezu aus allen EM- und Olympia-Träumen reißen.

„Natürlich können wir die wahrscheinlich verpasste EM-Quali der Fußballer nicht wettmachen, aber wir können zumindest dafür sorgen, dass eine österreichische Mannschaft unser Land bei einer Europameisterschaft im Jahr 2012 vertritt“, sagte Linksaußen Robert Weber vom Bundesligisten SC Magdeburg. „Wir werden alles daran setzen, dass diesmal nicht Deutschland als Sieger vom Platz geht - vielleicht drücken uns unsere Fußballer auch ein bisschen die Daumen und fiebern mit uns mit.“

Österreichs Handballer sind seit Platz neun bei der Heim-EM vor 17 Monaten selbstbewusst geworden. Seinerzeit wurden Russland und Serbien bezwungen sowie Island ein Remis abgetrotzt. Im Endklassement lag „Felix Austria“ einen Rang vor Deutschland. Und Nationalspieler wie Auswahl-Kapitän Viktor Szilagyi von der SG Flensburg-Handewitt oder Weber sind zum begehrten Exporten geworden.

Zeichen des gewachsenen Selbstvertrauens sind der 28:23-Sieg in der laufenden Qualifikation für die EM in Serbien gegen den Olympia-Zweiten Island oder das 26:26 im Hinspiel gegen die deutsche Mannschaft in Göppingen. Die Österreicher führen die Tabelle in der Gruppe 5 ungeschlagen mit sieben Punkten an und würden mit einem Erfolg ihren bislang größten Coup landen.

„Wir sind alle motiviert, das scheinbar Unmögliche wahr zu machen“, sagte Weber. „Wir können es aus eigener Kraft schaffen“, erklärte der Schwede Magnus Andersson, der den Isländer Dagur Sigurdsson von den Füchsen Berlin vor Jahresfrist als Auswahltrainer beerbt hatte.

Bereits seit Samstag hat er den größten Teil seiner Spieler in der Nähe von Innsbruck zum Training zusammen. „Alle Spieler sind fit, wir haben keine Verletzten“, berichtete der Trainer. Er traut seinem Team zu, die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zu schlagen - wenn alles Gute zusammenkommt. „Das haben wir beim 26:26 in Deutschland schon gesehen, da haben wir mit viel Pech einen Punkt hergegeben. Erreichen nur zwei Spieler nicht ihre Normalform, sind wir chancenlos“, befand Andersson.

Die Österreicher wollen in der mit erwartet 8000 Zuschauern ausverkauften Olympiahalle von Innsbruck ihre Chance beim Schopfe packen. Dass sie bei einem Erfolg die Krise des deutschen Handballs enorm verschärfen würden, ist ihnen auch bewusst. „Die Stimmung in Deutschland bewegt sich zwischen Panik und Hoffnung“, sagte Viktor Szilagyi. Und Trainer Andersson schanzt seiner Mannschaft trotz Heimvorteils die Außenseiterrolle zu: „Für Deutschland wäre es eine Katastrophe, wenn sie bei einem Großereignis fehlen würden. Wir haben sicher weniger Druck.“

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