Handball-Frauen umgekrempelt: Neues Wir-Gefühl

Völklingen (dpa) · 123 Tage nach der „Schmach von Larvik“ keimt wieder Zuversicht im deutschen Frauen-Handball: Der desaströse 13. Rang bei der EM in Norwegen wurde auf- und abgearbeitet, nun geht der Blick nach vorn in Richtung WM-Qualifikation.

Mit dem hart erkämpften 25:24 (12:14)-Erfolg gegen den WM-Vierten Spanien hatten Rekord-Nationalspielerin Grit Jurack & Co. den Neustart beim Vier-Länder-Turnier im saarländischen Völklingen eingeleitet. Dabei waren alle Augen auf den neuen Bundestrainer Heine Jensen gerichtet.

Der 35-Jährige meinte erleichtert: „Solche Spiele bringen unsere Mannschaft voran. Ich bin stolz und froh. Wir haben bis zum Schluss gekämpft und die Partie noch gedreht.“ Erst in der 57. Minute hatten die Deutschen wieder die Führung übernommen. „Das ist eine Sache der Siegermentalität, und die war wieder spürbar“, lobte Jensen seine Mannschaft.

Seit einer Woche bereiten der Däne, der bis 31. Juni in Doppelfunktion auch Trainer des HC Leipzig ist, sowie die drei Liga-Trainer Renate Wolf (Leverkusen), Dirk Leun (Buxtehude) und Dietmar Schmidt (Frankfurt/Oder) die DHB-Auswahl vor. „Das ist ein perfektes Teamwork unter den Trainern. Das macht wieder richtig Spaß“, sagte Rückraumspielerin Nadine Krause, die gegen Spanien nach über einem Jahr Pause ihr Comeback im Nationaltrikot feierte. „Die EM wurde nur einen Tag lang analysiert, jetzt geht der Blick voraus. Wir haben eine tolle Stimmung in der Mannschaft“, betonte die frühere Welthandballerin.

Das ist eines der wichtigsten Ziele Jensens, der überzeugt ist, dass „die Mannschaft natürlich viel besser spielen kann, aber dafür müssen wir mehr trainieren“. Vorrangig ging es ihm nach dem EM-Desaster darum, den Glauben an sich selbst und die Mannschaft wieder einzuimpfen. „Mit seiner dänischen Mentalität ist ihm das bisher auch hervorragend gelungen“, sagte Nadja Nadgornaja vom Thüringer HC, die in ihrem fünften Länderspiel mit acht Toren beste deutsche Werferin war.

Alle Beteiligten sind sich im Klaren, dass in den weiteren Turnierspielen am Samstag gegen den WM-Zweiten Frankreich und Sonntag gegen Olympiasieger Norwegen Niederlagen folgen können, aber: „Auch Niederlagen gehören zu den kleinen Schritten, die uns zu unserem Ziel bringen können“, sagte Jensen, der viel Individualarbeit mit den Spielerinnen leistet.

Das Ziel heißt WM-Qualifikation. Am 5. und 11. Juni müssen die Deutschen dazu Ungarn schlagen, um sich dann bei der WM in Brasilien auch noch für die Olympischen Spiele qualifizieren zu können. „Heine fokussiert uns jetzt schon auf diese Spiele“, erklärte Krause. Das Turnier in Völklingen ist der erste und zugleich letzte Test. Und Jensen hat nach seinen ersten Tagen als Bundestrainer bereits festgestellt: „Alle ziehen mit an einem Strang für das Gesamtprojekt deutscher Frauen-Handball.“

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