Handball-Füchse wie Tiger - HSV im Jammertal

Hamburg (dpa) · Der HSV Hamburg war gestern, jetzt heißt der Erfolg Füchse Berlin. Mit dem Rauswurf aus der Champions League im Handball hat der Hauptstadtclub den deutschen Meister auf einen Marsch ins Jammertal befördert.

Die Berliner mausern sich indes zur zweiten Kraft im deutschen Handball hinter dem alles und alle überragenden THW Kiel. Die Hamburger müssen zusehen, wie ihnen ihre Saisonziele geradezu wie Elbstrand-Sand durch die Hände rinnen. Die Titelverteidigung in der Bundesliga und das Final Four in der Champions League sind schon weg. Selbst der DHB-Pokal wackelt gewaltig, schließlich wartet im Halbfinale ausgerechnet Gigant THW Kiel.

„Wir haben kein Vertrauen in die eigene Stärke“, beschrieb Trainer Martin Schwalb das derzeitige Dilemma. Es war sein drittes Spiel als Retter auf der Trainerbank. Noch bis Saisonende will der Präsident durchhalten, dann soll ein neuer Chefcoach die Fäden ziehen. Die beiden Champions-League-Partien gegen die Füchse hat er jedenfalls verloren. „Wir müssen sehen, dass wir uns aus dem Sumpf wieder rausholen“, meinte Nationalspieler Michael Kraus. Interimscoach Jens Häusler, der ins zweite Glied zurückgetreten ist, benannte die wichtigste Aufgabe: „Wir richten den Fokus auf den dritten Platz in der Liga.“ Derzeit sind die Hamburger Vierte.

Zweite hingegen sind die Füchse mit ihrem überragenden Torhüter Silvio Heinevetter. Dieser Platz soll auch am Saisonende unterm Strich stehen. „Das ist eine schöne Momentaufnahme“, sagte Manager Bob Hanning nach dem erstmaligen Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse, „aber das ist keine Wachablösung“. Öffentlich will Hanning den veränderten Status quo im deutschen Handball nicht bestätigen. Dennoch schwärmte er: „Diese Mannschaft hat etwas ganz Besonderes. Sie kommt immer wieder. Brutal gesagt: Man muss sie schon töten, wenn man gegen sie gewinnen will.“

Hanning, der seit 2005 die Fäden bei den Berlinern zieht, sieht Geduld und Akribie der Verantwortungsträger belohnt. Die Charaktere, würdigte er, passten richtig gut zusammen in und neben dem Team. „Niemand glaubt das, was da momentan bei uns abläuft“, berichtete Rechtsaußen Markus Richwien und lobte die Füchse als „eine Familie“. Im Kampf um die Publikumsgunst mit den Fußballern von Hertha BSC, den DEL-Eisbären und Albas Basketballern stellte Heinevetter genüsslich fest: „Handball ist in Berlin inzwischen eine Adresse.“

In der Champions League werden die Füchse bei der Auslosung am Dienstag aus dem gleichen Topf wie der THW gefischt. Das heißt, im Viertelfinale können die Hauptstädter nicht auf die Favoriten Kiel, Atletico Madrid und FC Barcelona treffen. Zudem haben sie im Rückspiel Heimrecht. Hanning: „Die Mannschaft ist so heiß auf das Final Four.“

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