Handballer auf Prüfstand - Glandorf fehlt

Reykjavik (dpa) · Das Personal ist unverändert, der Druck groß und die Furcht vor dem Scheitern allgegenwärtig: 38 Tage nach dem WM-Flop von Schweden stehen Deutschlands gefallene Handball-Helden in der EM-Qualifikation auf dem Prüfstand.

Mindestens ein Sieg ist Pflicht aus den beiden Spielen gegen den Olympia-Zweiten Island in Reykjavik und im westfälischen Halle. Denn nur so kann die EM 2012 in Serbien erreicht und die damit verbundene letzte Chance auf Olympia wahrgenommen werden.

Dafür hat Bundestrainer Heiner Brand einen Kader zusammengerufen, der fast identisch ist mit der Auswahl, die in Schweden nur Elfte wurde und die direkte Qualifikation für ein Ausscheidungsturnier für London 2012 verspielte. Nun hofft der Gummersbacher wie die Mehrheit im deutschen Handball-Lager auf eine Trotzreaktion von Kapitän Pascal Hens und seinen Mitspielern. „Das ist eine Chance zur Wiedergutmachung“, sagte Verbands-Vizepräsident Horst Bredemeier.

Aus dem WM-Kader fehlen aus familiären Gründen nur der Hamburger Torhüter Johannes Bitter, der sich eine Nationalmannschaftspause verordnet hat, sowie kurzfristig Holger Glandorf. Der Rückraumspieler vom TBV Lemgo reiste am Montagabend aus dem Trainingslager in Kaiserau ab zu seiner Frau Christin, die unmittelbar vor der Geburt des zweiten gemeinsamen Kindes steht. Zum Rückspiel in Halle will Glandorf wieder zur Mannschaft stoßen.

Bredemeier, Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Handballbund (DHB), nahm vor den Island-Partien Hens und die verbliebenen Stammkräfte in die Pflicht. „Die Führungsspieler müssen wieder Führung übernehmen. Pascal Hens muss Verantwortung übernehmen“, forderte der frühere Bundestrainer. Brand habe deshalb mit den Spielern auch bereits zahlreiche Einzelgespräche in den zurückliegenden Wochen geführt. „Er war nicht untätig“, sagte Bredemeier.

Wie lange Brand aber noch Bundestrainer bleibt ist unklar. Trotz seines bis Ende 2013 laufenden Vertrages hatte der Weltmeister-Trainer nach der jüngsten WM-Pleite angekündigt, vorerst nur bis zum Ende der EM-Qualifikation im Juni die Nationalmannschaft führen zu wollen. „Aber vielleicht bekommt er nach vier Siegen in der Qualifikation wieder Lust“, sagte Bredemeier mit vager Hoffnung.

Nichtsdestotrotz wird hinter den Kulissen bereits fleißig an einem Plan B gewerkelt. Das sechsköpfige Expertengremium mit dem sperrigen Titel „Arbeitsgruppe Unterstützung Nationalmannschaft“ hat bei seinem zweiten Treffen am vorigen Sonntag in Kaiserau bereits verschiedene Szenarien durchgespielt, in welcher Form Heiner Brand im Verband eingebunden werden kann, sollte er tatsächlich vorzeitig aus dem Amt scheiden wollen.

Als Mitglied der „Task Force“ ist Brand dabei nicht nur in die Suche nach einer neuen Stellung für sich, sondern auch in die nach einem potenziellen Nachfolger eingebunden. „Es ist natürlich klar, dass wir Heiner Brand halten wollen. Das Gesicht des Handballs können wir nicht verlieren, sondern wollen seine Kompetenz weiter nutzen“, betonte Bredemeier.

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