Heiße Rumänen und zwei Trainer, die kalt erwischt werden
Trier · Volle Halle, gute Stimmung, ein paar Anlaufschwierigkeiten und die erste Überraschung: So lief das Frauenhandball- WM-Wochenende in der Arena Trier.
Trier Noch bevor die WM richtig losging, musste Morten Soubak die erste Niederlage einstecken. Der dänische Trainer der angolanischen Nationalmannschaft wurde von seinen Spielerinnen abgeschossen - bei einer Schneeballschlacht am Teamhotel. Mehrere Akteurinnen seines Teams bekamen bei der Anreise erstmals in ihrem Leben Schnee zu Gesicht. "Da dachte ich, eine Schneeballschlacht ist nicht verkehrt. Leider war ich so dumm, den ersten Ball zu werfen. Prompt hatte ich die ganze Mannschaft als Gegner", berichtete Soubak.
Der Coach hat die gute Laune nicht verloren - obwohl er kalt erwischt wurde und zudem mit seinem Team die ersten beiden Partien verloren hat (siehe Bericht unten). Unter den Fans in der Arena hat sich der zwölfmalige Afrikameister aber schon ein wenig zur Mannschaft der Herzen entwickelt.
Rund 5700 Zuschauer bei den drei Auftaktspielen am Samstag, gut 4600 Fans bei den Partien am gestrigen Sonntag - der Zuspruch bei den Vorrundenspielen der Gruppe A, die bis Freitag dieser Woche in Trier ausgetragen werden, ist groß.
Die Französinnen genießen die zahlenmäßig beste Unterstützung, doch vor allem die überraschend große und farbenfrohe Schar rumänischer Anhänger sorgt für eine gute Stimmung in der Arena. "Ro-maniii-a" schallt es lautstark durch die Halle.
Weniger prickelnd waren die langen Wartezeiten am Einlass vor dem Eröffnungsspiel am Samstagnachmittag, als sich lange Schlangen bildeten. So gelangten einige Zuschauer erst nach dem Beginn der Partie zu ihren Plätzen. Die Konsequenz: Vor den weiteren Partien wurden die Kontroll- und Einlasszeiten ausgeweitet. "Die Verzögerungen lagen in einer Kommunkationspanne begründet. Aber das ist behoben", sagte Arena-Geschäftsführer Wolfgang Esser, der sich ansonsten mit dem Auftakt rundum zufrieden zeigt: "Die Zuschauerzahlen sind erstaunlich hoch. Die hätte ich mir vor zwei Monaten noch nicht träumen lassen. Und das Publikum bekommt Top-Mannschaften zu sehen."
Werbung für die (Sport-)Stadt Trier - das erhoffen sich die Macher von diesen WM-Tagen. Bei den Teams kommt die Atmosphäre bislang gut an. "Es ist schön, vor so vielen Zuschauern zu spielen", sagte Spaniens Rechtsaußen Carmen Martin. "Trier ist schön, wir sind sehr warm empfangen worden", meinte die angolanische Torhüterin Cristina Branco. Auch Frankreichs Trainer Olivier Krumbholz gewann dem Flair in der Arena Positives ab: "Von der Stimmung in der Halle her war es ein guter Beginn in die WM."
Als er das am Samstagabend sagte, musste der Coach des Olympia-Zweiten gerade die 23:24-Auftaktniederlage gegen Slowenien verkraften - es war die erste dicke Überraschung in der Gruppe A.
Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die sich unter anderem mit Bundes-Familienministerin Katarina Barley die Partie ansah, war begeistert: "Das war ein Riesenspiel. Ich war von der Atmos phäre begeistert. Es hat mich gefreut, dass so viele Fans in der Arena waren."
Physiotherapeut Jinan Al-Shok hat schon mehrere Sport-Großveranstaltungen miterlebt. Die Frauenhandball-WM in Trier rangiert dabei weit oben: "Direkt hinter den Olympischen Spielen 2016 und vor den Beachvolleyball-Weltmeisterschaften, bei denen ich im Einsatz war." Auch in der Arena ist Al-Shok dienstlich unterwegs - als sogenannter "Venue Medical Manager" (Medizin-Koordinator am Spielort): "Wenn der Zeugwart des paraguayischen Teams beim Ausflug in der Stadt umknickt oder der Trainer der Franzosen Kopfweh hat, kann ich kontaktiert werden. Ich stelle dann die Verbindung zu einer Apotheke oder einem Krankenhaus her."
Außerdem springt Al-Shok, der für den Handball-Landesligisten DJK St. Matthias aktiv ist, ein, wenn physiotherapeutische Behandlungen notwendig sind: "Wenn die Physios der Mannschaften mal überlastet sein sollten, bin ich zur Stelle. Dafür haben wir in jede Kabine eine Extra-Massagebank gestellt."
Ebenfalls zum Trierer Medizin-Team gehört Friedl Schulz, Mannschaftsarzt von Eintracht Trier und den Gladiators Trier. Er sitzt bis Dienstag während der Partien am Rand, um die Teamärzte bei Bedarf während der Spiele zu unterstützen. "Trier kann sehr stolz sein, für die WM als Spielort ausgewählt worden zu sein. Ich hoffe, dass der Funke überspringt und so das Label ,Sportstadt Trier' einen Schub bekommt", sagt Schulz, der sich über seinen Einsatz freut - auch, weil er früher selbst Handballer war. Anfang der 1980er Jahre spielte er als Kreisläufer für den damaligen Zweitligisten OSC Rheinhausen.